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Drachenlord-Saga 03 - Das Lied des Phönix

Drachenlord-Saga 03 - Das Lied des Phönix

Titel: Drachenlord-Saga 03 - Das Lied des Phönix Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanne Bertin
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sie zu retten. Dumme Gans, sagte er, könnte ein Echtmensch etwas hören, das ein Drachenlord nicht hört? Besonders etwas so Lautes wie einstürzende Felswände!
    Diese schlichte Wahrheit rettete sie. »Die Wände stürzen nicht ein, Shima«, sagte sie entschlossen und packte ihn an der Schulter. Die Haut an ihrer Hand war immer noch kalt und feucht. »Sie sind hier, seit die Welt entstanden ist, und werden auch noch hier sein, wenn sie endet.«
    Er entspannte sich ein winziges bißchen, obwohl er immer noch schauderte. Nun war er deutlicher zu verstehen. »Dieses Gefühl … hilf mir.«
    Sie sah ihn verwirrt an. Das »Gefühl«? Was zur …
    Plötzlich verstand Maurynna. Ein Freund einer ihrer Vettern hatte in geschlossenen Räumen dieselbe Angst. Der arme Romnis konnte nicht in einem Zimmer mit geschlossenen Fenstern schlafen, ohne in Panik zu geraten.
    Einen Augenblick lang tat Shima Maurynna leid; dann verlor sie die Nerven. Verflucht, der Mann mußte doch gewußt haben, womit sie es hier zu tun haben würden! Und wenn nicht er, dann doch ganz sicher Zhantse.
    »Warum bist du dann mit mir gekommen, wenn du Angst vor solchen Dingen hast? Das mußt du doch gewußt haben!« In heißem Zorn packte sie ihn an den Schultern und zog ihn aufrecht, so daß er mit dem Rücken an der Wand lehnte. »Sieh mich an!« Er öffnete die Augen; im Glanz des Kaltfeuers sah sein Gesicht grau aus. Er schüttelte den Kopf, als wolle er einen Schwindel abschütteln. »Es passiert nicht jedesmal. Es wird wieder vergehen.«
    »Aber wenn es dir dein ganzes Leben lang so gegangen ist …«
    Er schnitt ihr das Wort ab. »Aber es war nicht mein Leben lang so, das sage ich dir doch«, meinte er, und Angst und Zorn – Zorn über sich selbst, bemerkte Maurynna – ließ seine Stimme scharf wie ein Messer werden. »Es ist mir vor kurzem zum ersten Mal passiert – vor ein paar Monden – und schlägt vollkommen ohne Grund zu.« Er kam mühsam wieder auf die Beine. »Siehst du? Jetzt geht es mir besser.«
    Er sah tatsächlich besser aus, das mußte Maurynna zugeben. Er sah aus wie eine frisch verstorbene Leiche statt wie eine, die ein paar Tage alt war. Am liebsten hätte sie ihn zurückgeschickt. Dann erinnerte sie sich an die Patrouillen draußen.
    Nein, sie mußten zusammenbleiben, und beide mußten weitergehen. »Fühlst du dich gut genug, um weiterzugehen?«
    »Ja. Gerade eben so.« Dann zögerte er. Maurynna wartete. Die nächsten Worte kamen sehr plötzlich und ließen Shima viel jünger klingen, als er war. »Beim nächsten Mal … kannst du mich vorher warnen?« sagte er.
    Maurynna lächelte. »Also gut. Wenn es möglich ist, werde ich das tun. Und jetzt komm.«
    Diesmal bestand sie darauf, voranzugehen. Shima widersprach ihr kurz und vergeblich. Maurynna war nicht in der Laune, mit sich handeln zu lassen; den Göttern sei Dank, der Mann war vernünftig genug, das zu begreifen, und zwar schnell.
    Wenn nur Linden so vernünftig wäre …
    Wieder schickte sie das Kaltfeuer um den Felsvorsprung. Aber diesmal folgte sie ihm rasch und ließ es nicht mehr als ein paar Schritte weiterschweben. Nachdem sie sich um das Hindernis gezwängt hatte, blieb Maurynna stehen und verstärkte das Kaltfeuer.
    Und es enthüllte nichts weiter als weitere Tunnel wie den, durch den sie bereits gekommen waren. Es gab keine Erklärung dafür, was mit der anderen Kaltfeuerkugel geschehen war. Hatte Maurynna sie vielleicht aus Versehen selbst gelöscht? Einen Augenblick lang hätte sie sich beinahe davon überzeugt; dann erinnerte sie sich an das Gefühl, als die Kugel verschwunden war, und schauderte.
    Aber es gab keine andere Möglichkeit als weiterzugehen. Einen vorsichtigen Schritt nach dem anderen drangen sie tiefer in den Berg ein; das Kaltfeuer schimmerte stetig.
    Die Warnung kam nur einen Augenblick vorher – aber es genügte. Diesmal war Maurynna bereit. Sie spürte das Kaltfeuer Hackern, noch bevor sie etwas sah, und goß mehr Energie hinein. Sie konzentrierte ihre Willenskraft darauf, daß die glühende Kugel weiterleuchtete.
    Eine solche Auseinandersetzung hatte sie noch nie geführt. Einmal, als sie als Zweiter Maat auf dem Schiff ihrer Tante Maleid fuhr, hatte sie gegen Piraten gekämpft, und sie hatte mehr als einmal gegen Banditen kämpfen müssen. Aber das hier war keine körperliche Schlacht; das war ein Kampf des Geistes und der Willenskraft. Sie biß die Zähne gegen die ungewohnte Anstrengung zusammen und sehnte sich nach einem Schwert in

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