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Drachenlord-Saga 03 - Das Lied des Phönix

Drachenlord-Saga 03 - Das Lied des Phönix

Titel: Drachenlord-Saga 03 - Das Lied des Phönix Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanne Bertin
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jetzt, warum Otter sich immer geweigert hatte, ihr und Raven mehr als die schlichtesten Tatsachen über Satha zu berichten, als sie Kinder gewesen waren. Sie war aber nicht sicher, ob sie diese Geschichte jetzt hören wollte.
    »Aber das war nicht, was sie fand, nicht wahr?« fragte sie dennoch. »Als sie dieses Grab suchte, meine ich. Sie fand niemanden, der jung und schön war.«
    »Nicht um ein Schweineohr«, sagte Otter. »Ich weiß nicht, wie er es geschafft haben kann, außer mit starker Magie, aber Satha war weder vollkommen am Leben noch vollkommen tot. Er war für alle ein Schrecken.« Er richtete den Blick ins Leere. »Für alle außer Rani. Sie sah Satha, wie er in seinen Träumen war, sagte Linden mir einmal, ebenso wie das, was aus ihm geworden war. Der größte Harfner, der je gelebt hatte, seine Stimme für alle Zeit verloren – außer für eine Frau, die ihn beinahe zwei Jahrhunderte, nachdem er hätte tot sein sollen, hörte. Ihr Götter, wie ich sie beneide«, fügte er leise hinzu und schüttelte den Kopf.
    »Eine schöne Stimme oder nicht«, meinte Maurynna schaudernd. »Ich möchte keine toten Harfner in meinen Träumen, danke.«
    Otter lächelte. »Ich glaube nicht, daß du dir deshalb Sorgen machen mußt, Rynna.«
    Beide sahen zu, wie Linden Shans Schweif ausbürstete. Der Hengst haßte es, wenn man das tat, und zog den Schweif immer wieder aus Lindens Hand. Nach einem besonders heftigen Zucken reagierte Linden mit einer Flut von Flüchen und Drohungen, die beinahe die Luft versengt hätten, als er den widerspenstigen Schweif abermals packte.
    Shan blickte über die Schulter hinweg seinen Reiter an, die Augen groß vor Staunen. Maurynna glaubte, den Hengst nie so verblüfft gesehen zu haben. Er ergab sich demütig dem gnadenlosen Bürsten seines dichten schwarzen Schweifes, so wenig das auch zu ihm passen mochte.
    »Nein, du brauchst dir keine Sorgen zu machen«, wiederholte Otter. »Das erledigt Linden schon für dich.«
    Zwei Priester halfen ihr aus der Sänfte. Um sie herum erhob sich Gesang. Die Priester führten sie die neun Stufen zum geringeren Altar, dann daran vorbei zu der Stelle, wo Xiane am Hochaltar wartete. Er drehte sich um, reichte ihr die Hand, um ihr die hohe Stufe hinaufzuhelfen, und lächelte, als sie neben ihm stand.
    Es war ein liebenswertes Lächeln, ganz ähnlich dem, das Xahnu hatte, wenn er glücklich war, daß Shei-Luin es ohne nachzudenken erwiderte. Xianes Finger schlossen sich fest um ihre Hand. Dann wandte er sich wieder dem Altar zu.
    Shei-Luin tat dasselbe, und sie hielt den Atem an. Denn vor ihnen auf dem Altar ruhten die Kaiserkronen von Jehanglan. Jede befand sich in einem schimmernden Halbkreis aus goldenem Licht. Sie wußte, wenn sie die Hand nach einer ausstreckte, würde diese Hand in Flammen aufgehen, sobald sie das Licht berührte, und mit einem Feuer brennen, das bis auf die Knochen drang.
    Denn es war das Feuer des Phönix, das hier brannte, das Feuer, das Jehanglans größte Schätze schützte. Es hieß, die Kronen seien in der Asche des letzten Scheiterhaufens gefunden worden, den der Phönix gebaut hatte, bevor er zustimmte, Wächter des Landes zu werden. Sie wurden nur bei der Krönungszeremonie von Herrschern benutzt und kehrten dann an ihren Platz zurück.
    Xiane hatte es ihr am Abend zuvor erzählt. »Alle behaupten, das läge daran, daß diese Kronen zu kostbar und heilig seien, daß man sie bei jedem Anlaß tragen sollte. Ich glaube, es hat mehr damit zu tun, daß mein verehrter Ahnherr es für zu unbequem fand, sie jeden Tag zu tragen. Das elende Ding ist schwer!«
    Schwer oder nicht, unbequem oder nicht, sie waren die schönsten Gegenstände, die Shei-Luin je gesehen hatte: Gold aus vielen verschiedenen Schattierungen, zu Flammen geformt, bildete einen Reif, während sich über der Stirn jeder Krone ein Phönix aus dem reinsten Weißgold erhob. Die Augen des Phönix waren Smaragde, und es gab mehr Smaragde auf der Kaiserkrone verteilt. Mondsteine schmückten die Krone der Kaiserin.
    Nun nahm der Hohe Priester des Tempels seinen Platz auf der anderen Seite des Altars ein. Seine Stimme erhob sich ebenfalls in einer Rezitation; von ringsumher im Tempel vereinigten sich andere Stimmen mit der seinen, als der Chor der Priester die Macht des Phönix heraufbeschwor.
    Zunächst bemerkte Shei-Luin nichts Ungewöhnliches. Die Rezitation wurde zu einem Lied, und dieses Lied hob und senkte sich wie der Ozean, dröhnte in ihren Ohren wie ein Sturm,

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