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Drachenlord-Saga 03 - Das Lied des Phönix

Drachenlord-Saga 03 - Das Lied des Phönix

Titel: Drachenlord-Saga 03 - Das Lied des Phönix Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanne Bertin
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nie der Fall sein würde; Xiane würde eine Möglichkeit finden, die Verfolgung aufzuhalten. Das einzige, um das Yesuin sich Sorgen machen mußte, waren sein eigenes Volk und sein Ziel Nisayeh, das Land der Tah’nehsieh.
    Ich werde eine oder zwei Nächte ruhen und dann nach Rhampul weiterreiten.
    Der Gedanke an Rhampul bereitete ihm Unbehagen. Er wollte nicht an der Kaserne haltmachen, aber es war der einzige Ort, wo er ein gutes Pferd bekommen könnte. Die Bauern hatten bestenfalls Schindmähren zu verkaufen.
    Endlich war er im Hof der kleinen Herberge. Er warf dem Stalljungen die Zügel zu, und nachdem er aus dem Sattel gestiegen war und sein Gepäck abgeladen hatte, knurrte er: »Kümmere dich gut um ihn – striegle ihn und gib ihm nur das allerbeste Futter.«
    »Jawohl, Herr!« sagte der Junge mit einem Blick auf die Uniform. »Das allerbeste, Herr!« Er führte das erschöpfte Pferd davon.
    Yesuin ging auf das Gasthaus zu und schob den Vorhang über der offenen Tür weg. Eine Geruchsmischung aus gleichen Teilen von Zwiebeln, Knoblauch und ungewaschenen Körpern wogte über ihn hinweg. Yesuin blieb stehen, um sich zusammenzunehmen, dann stürzte er sich hinein. Je schneller er ein Teil davon wurde, desto eher würde er sich daran gewöhnen. Köpfe drehten sich, als er hereinkam, dann wandten sich alle schnell wieder ab, als sie das Abzeichen mit dem goldenen, galoppierenden Pferd auf seinem Hemd sahen. Der Wirt kam auf ihn zugeeilt und wischte sich die Hände an einer schmutzigen Schürze ab.
    »Hier entlang, Herr, hier entlang! Dort habt Ihr einen Tisch für Euch alleine!«
    Yesuin folgte ihm. Gespräche brachen ab, als er vorbeikam, und wurden nur zögernd wieder begonnen. Der Wirt scheuchte zwei Trinker von einem kleinen Tisch weiter hinten. Sie schlichen ohne ein Wort davon. Mit einem erleichterten Seufzen setzte Yesuin sich.
    »Tee«, sagte er, denn er wußte, daß der Wein an einem solchen Ort ekelhaft sein würde, »und eine Schale mit Eintopf und Hirse. Und sorgt dafür, daß ich in dieser Schale nichts anderes als Eintopf und Hirse finde, habt Ihr verstanden?«
    »Jawohl, Herr! Sofort, Herr!«
    Der Wirt huschte davon. Yesuin schlug die Hände vors Gesicht und dachte: Der Junge draußen muß sein Sohn sein.
    Gequält dachte er an seine beiden eigenen Söhne.
    Er hatte Xu niemals gesehen; man hatte den Jungen sofort in die Khorushin-Berge gebracht, zu dem kaiserlichen Pavillon dort. Er wußte nur, was Shei-Luin ihm erzählt hatte: Der Junge sah genau aus wie er, bis hin zu dem Geburtsmal auf dem Oberschenkel, das nun unter einer Brandnarbe verborgen war.
    Arme, tapfere Tsiaa.
    Er fragte sich, ob Shei-Luin wohl jemals eine andere Zofe finden würde, der sie so vertrauen konnte wie Tsiaa. Dann fragte er sich, ob er seine Liebsten je wiedersehen würde -Shei-Luin, Xiane, seine Söhne –, und Finsternis drang ihm in die Seele.
    Mit großer Anstrengung schüttelte er sie ab. Erst würde er nach Rhampul reiten und dann nach Nisayeh. Danach würde man sehen.
    Als sein Essen serviert wurde, aß Yesuin und schmeckte den wäßrigen Eintopf kaum. Eines Tages, versprach er sich selbst, eines Tages würde er zurückkehren.
    Aber zunächst nach Rhampul.
    Nachdem General V’Choun den Tee eingeschenkt hatte, fand Xiane genügend Mut, die Frage zu stellen, die ihn gequält hatte. »Wenn der Phönix seine Macht Jehanglan nicht freiwillig geschenkt hat, Fürst Kirano, wie ist es Xilu und Gaolun dann gelungen, ihn einzusperren? Das kann bestimmt nicht einfach gewesen sein.«
    »Nein, es brauchte viel Vorbereitung – Vorbereitung, die Jahre zuvor begonnen hatte, als Gaolun ein kleines Mädchen gefunden hatte, das von den Leuten in dem Dorf, in dem sie lebte, für verrückt gehalten wurde. Sie war zwar schwachsinnig und konnte nur grunzen, aber hin und wieder erlitt sie einen Anfall und sprach mit einer klaren Stimme von Dingen, deren Bedeutung die Dorfleute nicht verstanden. Aber Gaolun verstand sie. Er kaufte das Mädchen seinen Eltern ab, die froh waren, für ein so nutzloses Kind einen guten Preis zu erhalten, und brachte sie zu seinem Bruder. Gaolun war Priester in einem geringeren Tempel, der Kirahi, der Göttin der Gnade und Gerechtigkeit, gewidmet war – einer Göttin, zu der wir nicht mehr beten. Xilu war der Kriegsherr – er nannte sich selbst ›König‹, obwohl er kaum besser war als ein Bandit – eines kleinen Königreichs am Rand des damals viel kleineren Kaiserreichs Jehanglan. Die Prophezeiung lautete

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