Drachenlord-Saga 03 - Das Lied des Phönix
folgendermaßen: Aus dem Norden würden zwei Drachen von einer Art kommen, wie sie nie zuvor erblickt worden war. Würden sie gefangengenommen und in Ketten gelegt, dann könnte ihre Macht benutzt werden, um den Phönix selbst, das Symbol Jehanglans, einzufangen. Und wenn das Symbol gefangen war, konnte auch das Land eingenommen werden. Es dauerte Jahre, bis die Vorbereitungen vollständig waren, was das Ausschicken falscher Orakel einschloß, die das Opfer des Phönix prophezeiten. Sowohl Xilu als auch Gaolun waren geborene Anführer, und viele sammelten sich unter ihrer Fahne und kamen ihren Befehlen nach, ohne wirklich zu verstehen, was geschah. Endlich war alles bereit.«
Hier hielt Kirano inne, um seinen Tee zu trinken. Erwartungsvoll schaute er Xiane an, der langsam nickte.
»Die vier Schutzsteine«, sagte er, »wurden alle aus einem riesigen Block weißen Quarzes geschnitten, den man in den Höhlen unter dem Kajhenral fand, ebenso wie die kleineren Schutzsteine, die rund um den Krater des Rivasha benutzt werden. Dann kam der Tag, auf den sie gewartet hatten: Zwei Drachen, anders als alle, die in Jehanglan erblickt wurden, wurden gefunden.«
V’Choun unterbrach. »Kirano, das habe ich nie verstanden -
es gab bereits Drachen in Jehanglan. Warum haben Xüu und Gaolun nicht versucht, einen von ihnen zu fangen?«
»Weil unsere Drachen von einer ganz anderen Art waren. Unsere waren sanfte Geschöpfe, die im Wasser lebten, und wenn sie alt und machtvoll genug waren, konnten sie sich in Nebel verwandeln. Keine Ketten hätten sie halten können! Aber die Drachen des Nordens waren anders. Sie waren Geschöpfe der Luft wie der Phönix, und wie der Phönix auch Geschöpfe des Feuers.«
»Feuer?« wollte Xiane wissen.
»Es hieß, sie hätten Feuer gespuckt«, erwiderte Kirano, »als sich die Soldaten daranmachten, sie einzufangen. Beide waren schwer verwundet worden, als sie in einen Taifun geraten waren, und der kleinere von beiden starb an seinen Wunden, bevor man ihn an dem Ort, den man für ihn am südlichsten Punkt des Schutzzaubers vorbereitet hatte, anketten konnte. Den größten brachte man zum Kajhenral, wo er in die Höhlen gebracht und nie wieder gesehen wurde. Die Falle stand nun bereit, und als der Phönix zum Rivasha zurückkehrte, um seinen Scheiterhaufen zu bauen, warteten Xilu und Gaolun nun an der Spitze einer kleinen Armee fanatisch ergebener Priester schon auf ihn. Als der neue, verwundbare Phönix aus der Asche erschien, fingen Gaolun und seine Schergen ihn in einem magischen Käfig. Und seit jenem Tag hat Jehanglan die magische Kraft seiner armen Gefangenen ausgenutzt.« Kirano trank den letzten Tee aus der Schale. Er senkte den Kopf ein wenig, und Xiane bemerkte eine bläuliche Färbung der dünnen, faltigen Lippen.
»Verzeiht mir, Erlauchter Phönixherrscher, aber ich muß mich ausruhen.«
Xiane erhob sich. Aber noch eine letzte Frage fiel ihm ein. »Was ist wirklich mit den Drachen Jehanglans geschehen?«
Die alten Augen schauten ihn müde an. »Xilu hat sie jagen und töten lassen, nachdem er Michero, den letzten Lotuskaiser, besiegt hatte. Es waren sanfte Geschöpfe, die brutal niedergemetzelt wurden. Xilu hat viel Blut an seinen Händen, Herr.«
Und wieviel von diesem Blut hat seine Abkömmlinge besudelt? fragte sich Xiane verbittert. Sein ganzes Leben war eine Lüge gewesen. Ganz Jehanglan war eine Lüge.
Der Phönix allein wußte, daß er es nicht glauben wollte. Aber er war sicher, daß Kirano die Wahrheit sprach. Es stand deutlich in diesen ruhigen, alten Augen. Es stand selbst in der Tiefe seines eigenen Herzens.
Alles war eine Lüge.
»Ich werde morgen wieder mit Euch sprechen, Kirano«, sagte er.
»Was ist dieses Rhampul für eine Stadt?« fragte Linden Taren, als sie am Feuer saßen und Raven und Maurynna sich als »Diener« um das Essen kümmerten. »Ich erinnere mich nicht, es auf der Landkarte gesehen zu haben.«
Taren sagte: »Verzeiht, Linden. Das habe ich vergessen. Es ist eine kleine … Siedlung am Schwarzen Fluß. Ich habe den für die Karawane zuständigen Kaufmann nach seinen Plänen gefragt. Er sagte, sie wollten dort ein paar Tage Rast einlegen.«
Raven blickte von dem Topf auf, in dem er rührte. »Und das ist eine verdammt gute Idee«, sagte er stirnrunzelnd. »Dieses Tempo bringt ihre Tiere um! Was bildet dieser Idiot sich ein? Selbst die Llysanyaner werden bald Ruhe brauchen.«
»Und noch wichtiger ist«, sagte Lleld, »wann Maurynna und Raven sich
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