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Drachenlord-Saga 03 - Das Lied des Phönix

Drachenlord-Saga 03 - Das Lied des Phönix

Titel: Drachenlord-Saga 03 - Das Lied des Phönix Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanne Bertin
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daß … selbstverständlich könnt Ihr Euch von ihm verabschieden.«
    Er führte sie zum Altar und scheuchte die anderen Priester weg. »Ich werde Euch allein lassen, Erlauchte Phönixherrscherin.«
    Zum letzten Mal stand Shei-Luin neben Xianes Leiche. Trotz der Beschwörungen der Priester und des Räucherwerks roch sie die erste Spur des süßlichen, übelkeiterregenden Geruchs von Verwesung. Sie ignorierte sie, beugte sich über Xianes stoffbedeckten Kopf. »Es tut mir leid, Xiane«, flüsterte sie, »wirklich leid. Bitte …« Die Worte, die sie zuvor nicht hatte aussprechen können, gelangen ihr jetzt. »Vergib mir. Ich wollte dich nicht töten, und ich wünschte, ich hätte dich ebenso lieben können wie du mich.«
    Sie erinnerte sich daran, wie er in der Nacht von Yesuins Flucht auf ihrem Bett gesessen hatte, sein schwarzes Haar bis auf die Schultern fallend. So würde sie sich an Xiane Ma Jhi erinnern. »Vielleicht … vielleicht wäre das eines Tages möglich gewesen.« Sie beugte sich vor und küßte die Seide über seiner Stirn.
    »Erlauchte Phönixherrscherin.«
    Die Worte waren kaum ein Flüstern. Sie drehte sich um.
    Der Oberpriester stand unten an der Treppe. »Es tut mir leid, Herrin, aber der Morgen dämmert, und wir müssen ihn dem Feuer übergeben.«
    Die ersten Tränen liefen ihr über die Wangen. »Ich verstehe.«
    Sie weinte immer noch, als sie zum Palast zurückkehrte.
    Der Morgen kam und damit auch Gesellschaft.
    Der erste, der die Eindringlinge hörte, war Miune. *Pferde*, sagte er. Er erhob sich vom Boden.
    Maurynna lauschte einen Augenblick und meinte: »Ich höre sie jetzt auch. Eure Leute, Shima?« Sie sah den Tah’nehsieh an. »Wer immer es ist, sie kommen ohne Heimlichkeit.« Dennoch schob sie die Decken zurück und stand auf.
    »Es sollte uns eigentlich niemand suchen«, erwiderte er stirnrunzelnd. »Und die Jehangli sind hier nicht unterwegs. Nicht offen. Nicht, wenn sie keine …«
    Ein leises Wiehern aus dem Eingang zum Lager schnitt ihm das Wort ab. Sturmwind antwortete und trabte rasch durch das Gras. Er verschwand in dem Riß im Felsen.
    Raven, der am Feuer hockte, lachte und legte ein paar Zweige nach. »Immer mit der Ruhe. Habt Ihr nicht gehört, wie froh er war? Es müssen die beiden armen Schweine sein.«
    »Wer?« fragte Shima und schüttelte rasch den Kopf, als wäre er unsicher, ob er richtig verstanden hätte.
    Maurynna überlegte, wie sie es ihm erklären sollte, und wählte den feigesten Weg. »Ihr werdet schon sehen.«
    Sie schaute zum Riß hin. Sowohl Shima als auch Raven traten jetzt neben sie. Eine kurze Weile später erschien Sturmwind abermals, dicht gefolgt von Jhem und Trissin. Sie wieherten zum Gruß und gingen direkt zum Wasserbecken. Als sie an Shima vorbeikamen, drehte Trissin rasch den Kopf um. Einen Augenblick lang fürchtete Maurynna, der Llysanyaner hielte Shima für einen Jehangli und würde ihn angreifen. Aber die Gefahr ging in einem Herzschlag vorüber, und dann folgte Trissin seinem Bruder zum Wasser.
    Shima starrte ihm hinterher. Schließlich fragte er: »Sie sind von derselben Art wie Eure Pferde, nicht wahr?«
    »Llysanyaner, ja«, antwortete Maurynna.
    »Sie sind wunderschön«, sagte er. Er hatte einen seltsamen Unterton.
    »Hmm«, sagte Maurynna und betrachtete die armen Schweine mit einem kritischen Auge. Wo sie nicht mit Schlamm bedeckt waren, hing der Staub des Roten Landes auf ihnen. Ihre dichten Mähnen und Schweife waren verfilzt und schmutzig, und die Haare über ihren Hufen waren ein schlammverklebtes Desaster. Schön? Kaum.
    Dann erkannte sie, was sie in Shimas Stimme gehört hatte: Dieselbe Sehnsucht hatte auch in Ravens Stimme gelegen, als er Boreal zum ersten Mal gesehen hatte.
    Jemand, der sich mit Pferden wirklich auskennt, sieht mehr als den Dreck, dachte sie. Und dann: Sie sehen aus wie Shan , als ich ihn zum ersten Mal sah – nein, daran würde sie nicht denken. Aber diese nutzlosen Tränen brannten ihr trotzdem wieder in den Augen.
    Sie beschimpfte sich in allen Sprachen, die sie beherrschte, und kniete nieder, um die Decken aufzurollen. Sie zurrte einen Gurt mit einem heftigen Ruck fest.
    Wenn sie es nur schon hinter sich hätte.
    »Sobald wir uns um die armen Schweine gekümmert und sie sich ausgeruht und gefressen haben, ziehen wir weiter«, erklärte sie.
    Sie mußte heftiger geklungen haben, als sie wollte, denn Raven und Shima sahen einander an und machten sich rasch daran, sich um die beiden Pferde zu kümmern.
    Drei

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