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Drachenlord-Saga 03 - Das Lied des Phönix

Drachenlord-Saga 03 - Das Lied des Phönix

Titel: Drachenlord-Saga 03 - Das Lied des Phönix Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanne Bertin
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sieht nicht aus, als wäre es dasselbe Braun wie bei der ersten.«
    Zhantse warf einen Blick in die Richtung. »Grün.« »Ah, danke.« Es war albern, sich wegen etwas zu schämen, wogegen er nichts tun konnte, besonders da seine Mutter ihm gesagt hatte, daß die Unfähigkeit, bestimmte Farben zu unterscheiden, im Norden nicht selten sei. Oder vielleicht selten, aber nicht unbekannt. Aber seit wann hatte Vernunft etwas mit diesen Dingen zu tun? Er war immer noch empfindlich. Zu seiner Erleichterung wurde er nicht mehr geneckt wie früher als Kind; die anderen hatten es entweder vergessen oder nun als Erwachsene andere Sorgen. Für ihn waren beide Gründe in Ordnung. Er wollte bloß nicht daß die Neckereien wieder anfingen, weil Yallasi überall darüber tratschte.
    Er löste das schmale, gewobene Band, mit dem der Deckel befestigt war – wie Rot wohl wirklich aussieht? Und Grün? Ich wünschte, ich wüßte es –, und benutzte einen kleinen Holzlöffel, der hinter dem Krug an der Wand hing, um etwas von dem Honig herauszuholen und über dem Pyamah-7eig zu verteilen. Dann setzte er den Deckel wieder auf und band ihn mit dem methodischen Ordnungssinn eines Mannes fest, der einen großen Teil seiner Zeit in der Wildnis verbracht hat.
    Er leckte einen Rest Honig vom Finger. Das schmeckte lecker; wilder Honig, gestohlen von den Felsbienen, die in den Steilhängen wohnten, und er war noch süßer wegen der Stiche, die er bei der Ernte hatte hinnehmen müssen. Er begann zu rühren, während er nachdachte.
    »Kein Zweifel, diese Leute sind die, die du gesehen hast«, sagte Shima schließlich. »Die Frau – Maurynna Kyrissaean -ist tatsächlich ein Drachenlord wie die in der Legende. Ich mag sie; sie ist ehrlich und offen und hat keine Heimtücke im Blick. Und Miune bürgt ebenfalls für sie.« Er hielt inne und dachte an die Geschichten, die seine Yerrin-Mutter ihm erzählt hatte, und stellte sich vor, wie es wohl sein mochte, durch die Wolken zu segeln. Es kam ihm einen Augenblick lang so wirklich vor, daß er beinahe spürte, wie ihm Flügel wuchsen …
    »Bist du eingeschlafen?« fragte Zhantse.
    Shima zuckte zusammen. »Wie … wie bitte?« fragte er erschrocken.
    »Du hast an die Wand gestarrt, als hättest du dort alles gesehen, was dein Herz begehrt. Ich habe schon damit gerechnet, daß du die Schüssel fallen läßt.«
    Shima lachte verlegen. »Das wäre wirklich ein Verbrechen, guten Pyamah-Teig zu verschwenden.« Er brachte die Schüssel zum Feuer, verteilte den Teig auf den breiten Blättern von Gewürzgras und faltete die Bündel.
    Zhantse sagte: »Und der andere, der Mann, der sie begleitet? Du hast nichts über … ah, du kannst ihn nicht leiden.«
    Shima gab sich nicht die Mühe, etwas gegen sein verräterisches Stirnrunzeln zu tun. »Raven? Nein. Ich könnte ihm seine anfängliche Unmöglichkeit verzeihen; das war nur Mißtrauen gegenüber einem Fremden. Aber jetzt …« Er erzählte seinem Meister, was zuvor auf dem Dorfplatz geschehen war. »Man hätte denken können, ich hätte versucht, seine Frau zu verführen, statt einer müden Frau zu helfen, die die Seelengefährtin eines ganz anderen ist. Er hat nicht mehr Recht auf sie als ich. Und außerdem«, fuhr er auf eine etwas rachsüchtige Art fort, »ist sie auf solches Verhalten auch nicht gut zu sprechen.«
    »Verdammt«, sagte Zhantse. »Er ist eifersüchtig; das ist schlecht.«
    Zuerst verstand Shima nicht, wovon der alte Schamane sprach. Dann stöhnte er. »Ihr Geister, daran hatte ich nicht gedacht.« Er warf seinem Meister einen strengen Blick zu. »Und ich werde es ihm auch ganz bestimmt nicht ins Gesicht sagen.«
    Zhantse lächelte abermals. Er löffelte ein wenig Eintopf in eine kleine Schüssel und reichte sie Shima. »Hier; damit wirst du es bis zum Festessen heute abend überstehen. Nach deinem Ritt bist du wahrscheinlich hungrig.« Das Lächeln des alten Schamanen wurde strahlender. »Und selbstverständlich wirst du es ihm sagen und kein anderer, da dein Bruder immer noch in der Hütte oben auf der Wiese ist. Dafür sind Lehrlinge und Geistertrommler da – um die Dreckarbeit zu machen.«
    Shima warf seinem Meister einen Blick zu. Zhantse lachte. Shima aß den Eintopf und schnaubte schweigend vor Wut. Es war für seinen Meister einfach zu sagen: »tu dies« oder »tu jenes«, weil er sich den Folgen nicht stellen mußte.
    Diese Folgen würden, da war Shima sicher, einen zornigen Fausthieb beinhalten, wenn Raven herausfand, daß er

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