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Drachenlord-Saga 03 - Das Lied des Phönix

Drachenlord-Saga 03 - Das Lied des Phönix

Titel: Drachenlord-Saga 03 - Das Lied des Phönix Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanne Bertin
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helfen; Raven drängte ihn aus dem Weg. Maurynna stand einen Augenblick lang schockiert und zornig da.
    Das war nicht nur Unhöflichkeit. Wie kann er es wagen, davon auszugehen, daß nur er in meiner Nähe sein darf?
    »Ich brauche überhaupt keine Hilfe, danke«, fauchte sie Raven an.
    Er starrte einen Augenblick lang mürrisch zurück. Sie wappnete sich gegen eine Explosion. Dann drehte er sich um und kehrte zu Sturmwind zurück.
    »Sie sind jetzt bei meiner Mutter und ruhen sich für das Fest aus.«
    Shima saß mit dem Rücken an der hinteren Wand des Hauses seines Meisters im Dorf. Die Seiten und die vorderen Wände des Hauses waren aus Ziegeln gebaut, aber diese Wand war der Fels des Berges selbst, und das Haus stand unter einem überhängenden Sims. Shima hatte ein Steingutgefäß in der Hand, gefüllt mit dem kalten, süßen Wasser der oberen Quelle, und seufzte. Er wünschte, sie wären in der Hütte, weit weg auf der winzigen Wiese auf dem Berg.
    Oder daß Raven es wäre. Es war ihm relativ gleich, wer sich wo befand, wichtig war nur, daß eine Bergkette oder zwei zwischen ihnen lagen. Er schüttelte den Kopf und verzog das Gesicht, dann trank er.
    Zhantse blickte von den Wurzeln auf, die er kleinhackte, um sie in den Topf zu tun. Er lächelte, was sein Gesicht zu einem Irrgarten von der Sonne eingeritzter Falten werden ließ.
    »Das sollte ich tun, nachdem Tefira nicht hier ist«, sagte Shima und machte einen halbherzigen Versuch aufzustehen.
    »Aber ich kann besser kochen als du«, entgegnete der Schamane und winkte ab. Zhantse griff nach einem Löffel und rührte den dicken Eintopf.
    Shima schnaubte. Das war Ansichtssache. Er hatte das Kochen von seiner Mutter gelernt, die zu den besten Köchinnen des Dorfs gehörte. Diese Fähigkeit hatte zu denen gehört, mit denen sie sich einen Ehrenplatz bei den Tah’nehsich erobert hatte, als sie vor so vielen Jahren als Schiffbrüchige nach Jehanglan gekommen war und als Sklavin verkauft wurde. Das und die Tatsache, daß sie das Herz seines Vaters in Bann geschlagen hatte.
    Zhantse lachte leise. »Nun gut – vielleicht auch nicht. Aber ich werde uns nicht vergiften, also mach dir keine Sorgen. Ich möchte gern wissen, was du von unseren Besuchern hältst; es wäre eine Schande, wenn das Essen anbrennt, weil du abgelenkt bist.«
    »Dann hoffen wir, daß dich das Zuhören nicht ablenkt. Gib mir den Pyamah-Teig, die Laibe kann ich auch noch im Schlaf formen.«
    »Ich muß dich warnen; ich habe einiges umgeräumt, während du weg warst – oder genauer gesagt, meine Schwester und meine beiden jüngsten Nichten haben das getan«, meinte Zhantse. »Sie waren der Ansicht, dieses Haus wäre eine Schande und müßte geputzt werden.« Sein Tonfall kündete vielsagend von seinem Martyrium. »Der Honigkrug hat jetzt eine rote Schnur; Yallasi hat den alten zerbrochen und auf dieser Farbe bestanden. Ganz gleich, was ich gesagt habe, sie wollte unbedingt rot; sie sagte, es sei ›fröhlich‹ oder so etwas Dummes«, sagte er und reichte Shima die Steingutschüssel.
    »Ein Seher wird von allen verehrt, außer seinen eigenen Verwandten«, wiederholte Shima das alte Sprichwort und kam auf die Beine. »Wir haben Glück, daß sie nicht den Krug zerbrochen hat«, murrte er und griff nach der Schüssel. Steingut zitterte überall, wenn Yallasi in der Nähe war. Und soviel Felsbienenhonig zu verlieren hätte weh getan; er war beim Sammeln viel zu oft gestochen worden.
    Er ging zu der Reihe von Vorratskrügen an der Seitenwand. Dort waren die Krüge mit den bunten Schnüren, mit denen er vertraut war: weiß für Pyamah-Mehl, blau für getrocknete Bohnen, gelb für Kiefernnüsse. Aber daneben standen zwei Krüge, deren Deckel mit bräunlichen Schnüren zugebunden waren; einer hätte dunkelblau und weiß sein sollen, für den sonnengetrockneten Kürbis.
    Shima runzelte die Stirn. »Zhantse, welchen meintest du?« »Den roten. Vergiß nicht, für dich wird es wie – oh, dieses Mädchen! Sie hat mir nicht gesagt, daß sie auch noch die Schnur an einem anderen Krug zerrissen hat. Und hat sie daran gedacht, dieselben Farben zu benutzen wie zuvor? Selbstverständlich nicht. Ich werde mich morgen darum kümmern. Aber inzwischen, Shima, der Honigkrug ist der zweite von links.«
    Shima sagte: »Du hast ihr nicht erzählt …?« »Nein«, erwiderte Zhantse. »Ich weiß, daß du nicht willst, wenn man darüber spricht.«
    »Danke«, erwiderte Shima. »Welche Farbe hat die zweite Schnur denn? Sie

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