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Drachenmagier

Titel: Drachenmagier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis , Tracy Hickman
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fing er an, jedes Sigel auf
seiner Haut
nachzuzeichnen, neu zu verknüpfen und zu stärken.
    Der Ausgangspunkt war
die Namensrune, die man dem schreienden, zappelnden Säugling
auf die Brust
tätowiert, kaum daß er den Mutterleib verlassen hat.
Die Mutter vollzieht das
Ritual oder eine Stammesschwester, falls die Mutter stirbt.
Den Namen bestimmt
der Vater, sofern er lebt oder sich noch bei dem Stamm aufhält. 17 Sonst geht das Recht der Namensgebung an das
Oberhaupt des Stammes über.
    Die Namensrune bietet
dem Säugling nur geringen magischen Schutz. Den
größten Teil dessen saugt das
Kind mit der Muttermilch ein, wie das Sprichwort sagt, was soviel
heißt, daß es
die Magie der leiblichen Mutter oder Amme in sich aufnimmt. Trotzdem
ist die
Namensrune die wichtigste Rune in dem gesamten Geflecht von
Tätowierungen,
denn sie bildet den Anfang des Seinskreises, und jedes
später hinzugefügte
Sigel bezieht sich auf diesen Ursprung.
    Haplo ließ die
Fingerspitzen über die Namensrune gleiten und zeichnete aus
dem Gedächtnis das
verschlungene Muster nach.
    Die Erinnerung führte
ihn zurück in die Zeit seiner Kindheit, zu einem der seltenen
Momente des
Friedens und der Besinnung, zu einem Jungen, der lernte, seinen Namen
zu deuten
und die Runen zu bilden…
    …»Haplo: ›einsam,
allein‹. Das ist dein Name und
dein Schicksal«, erklärte sein Vater,
während er mit dem Finger grob ein
Linienmuster auf Haplos Brust malte. »Deine Mutter und ich
haben die uns vom
Los zugemessene Spanne bereits überschritten. Jedes Tor, das
wir von nun an
passieren, ist eine Gunst. Aber die Zeit wird kommen, wenn das
Labyrinth die
Schuld einfordert, wie bei allen, außer den
Glücklichen und den Starken. Und
die Glücklichen und die Starken sind meistens einsam.
Wiederhole deinen
Namen.«
    Haplo fuhr gehorsam
mit dem schmutzigen Zeigefinger über seine schmale
Brust.
    Sein Vater nickte.
»Und jetzt die Runen des Schützens und
Heilens.«
    Haplo gehorchte. Er
begann mit den Siegeln, die an die Namensrune anknüpften und
sich von ihr
weiterverzweigten, über die Brust, den Leib, den
Lendenbereich, bis auf den
Rücken, um die Wirbelsäule zu schützen.
Dabei sagte er die Runen auf, wie schon
unzählige Male in seinem kurzen Leben, aber seine Gedanken
waren bei den
Kaninchenschlingen, die er ausgelegt hatte, und ob es ihm wohl gelingen
würde,
seine Mutter mit einem Braten fürs Abendessen zu
überraschen.
    »Nein! Falsch! Von
vorn!«
    Ein scharfer Hieb mit
dem sogenannten Merkstock auf die ungeschützte, runenfreie
Innenfläche der Hand
lenkte Haplos Aufmerksamkeit wieder auf seine Lektion. Tränen
schossen ihm in
die Augen, aber er drängte sie zurück, denn sein
Vater beobachtete ihn genau. Die
Fähigkeit, Schmerzen zu ertragen, war ebenso Teil der harten
Schulung, wie die
Kunde von den Runen.
    »Du bis heute
unaufmerksam, Haplo.« Der Vater klopfte mit dem Merkstock
– der dünne, biegsame
und dornige Zweig einer Kriechrose – auf den Boden.
»Es heißt, daß seinerzeit,
in den Tagen unserer Freiheit, ehe wir von unseren Feinden…
Wer sind unsere
Feinde, mein Sohn?«
    »Die Sartan«,
antwortete Haplo und versuchte, das Brennen der abgebrochenen Dornen in
seiner
Handfläche zu ignorieren.
    »Ehe wir also von unseren
Feinden in dies verfluchte Gefängnis gesperrt wurden, Kinder
wie du in Schulen
gingen und dort die Runen lernten, um ihren Verstand zu üben.
Das ist vorbei.
In unserer Zeit geht es ums Überleben. Wenn deine Mutter und
ich tot sind,
Haplo, ist es an dir, das Runenmuster zu vervollständigen. Nur
wenn das Gefüge
keinen einzigen Fehler aufweist, kann es dir die Kraft verleihen,
diesem
Gefängnis zu entfliehen und unseren Tod zu
rächen. Benenne die Runen der
Stärke und Macht.«
    Haplo wandte sich den
Tätowierungen an seinen Armen und Beinen, auf seinen
Hand- und Fußrücken zu.
Diese Runen kannte er besser als die Zeichen des Heuens und
Schützens, die man
ihm eintätowiert hatte, nachdem er entwöhnt worden
war. Einige dieser neueren
Sigel hatte er selbst eintätowieren dürfen, ein
stolzer Augenblick – der erste
rituelle Schritt in ein aller Voraussicht nach grausames, hartes und
kurzes
Leben.
    Haplo beendete seine
Lektion ohne weiteren Fehler und wurde mit einem knappen, zufriedenen
Kopfnicken seines Vaters belohnt.
    »Und jetzt heile diese
Wunden.« Der Vater zeigte auf die Hände seines
Sohnes.
    Haplo

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