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Drachenmonat

Drachenmonat

Titel: Drachenmonat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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schlafen?«, fragte Kerstin.
    »Im Hotel. Ich stelle das Auto ein Stück weiter ab. Da gibt es einen geschützten Parkplatz, zu dem niemand kommt. Dann könnt ihr morgen, wenn ihr wach werdet, abhauen.«
    »Können wir das Auto denn einfach verlassen?«, fragte ich.
    »Na klar.«
    »Es könnte doch gestohlen werden.«
    »Ich glaube, das wagt niemand«, sagte Krister. »Jeder weiß, wem das Auto gehört. Das reicht schon, damit sie die Finger davonlassen.«
    »Aber wenn uns jemand im Auto entdeckt?«
    »So genau guckt da niemand hin«, sagte Krister, und das glaubte ich ihm.
    »Na, dann wollen wir mal runter zu dem alten Gefangenenlager fahren«, sagte er und startete den Motor.
    Wir waren vierzig Gefangene gewesen. Jetzt würde hier kein Camp mehr entstehen. Vermutlich traute sich niemand, es wieder aufzubauen, nicht nach allem, was im vergangenen Sommer passiert war. Die Heimleiterin, die Alte, war von der Polizei verhört worden und ihr Sohn, Christian, auch.
    Auch Kerstin war verhört worden, oder wie man das nennen soll. Die Polizei hatte mit ihr gesprochen und jemand vom Jugendamt.
    Christian hatte versucht, irgendwas mit ihr zu machen. Er war groß und stark. Er hatte sich mit ihr im Büro der Alten eingeschlossen. Die Alte hatte sich im Saal aufgehalten, aber gewusst, dass Christian mit Kerstin in ihrem Büro war.
    Kerstin war ihm durch einen Sprung aus dem Fenster entkommen.
    Sie hatte es uns erzählt, nachdem wir aus dem Camp geflohen waren. Wir hatten im Wald um ein schwach glimmendes Feuer gesessen, das wie ein rotes Auge in den Himmel gestarrt hatte. Von dem, was im Büro passiert war, hatte Kerstin nur das Wichtigste erzählt: dass sie entkommen war.
    Christian war bestimmt nicht normal, und ich hoffte, dass er jetzt eingesperrt war, und die Alte hoffendich auch.
    Wir hatten das Camp erreicht.
    »Hier muss es ja heiß zugegangen sein«, sagte Krister.
    Sein Name klang fast wie Christian. Ich musste daran denken, wie verschieden die Menschen und wie unterschiedlich die Erwachsenen waren. Als kämen sie aus verschiedenen Galaxien, obwohl sie im selben Land geboren waren, vielleicht sogar in derselben Landschaft.
    »Als ihr erzählt habt, was hier los war, hab ich wohl nicht begriffen, dass tatsächlich alles abgebrannt ist«, fuhr er fort.
    Er hatte das Auto vor dem Tor geparkt, von dem nur noch die Steinpfeiler standen. Es war ein komisches Gefühl, das Grundstück zu betreten, als bewege man sich in einem Traum auf der Suche nach Orten, von denen man glaubt, dass es sie nicht gibt. Diesen Ort, das Camp, gab es gewissermaßen nicht mehr. Er war nur noch eine schwarze Fläche, die wie ein ausgehöhlter Asphaltweg aussah.
    Es war kaum noch vorstellbar, wo sich einmal die Schlafsäle befunden hatten. Oder der Esssaal, wo wir dreimal am Tag Schweinefutter vorgesetzt bekommen hatten oder, genauer gesagt, den Fraß, den kein Schwein in der Gegend hätte fressen wollen.
    Jetzt war alles weg. An dieser Stelle schien eine neue Welt entstanden zu sein, und hier zu stehen fühlte sich auch nicht mehr an wie ein Traum. Alles war wirklich, und am liebsten hätte ich laut gelacht. Das alles hatten wir bewirkt!
    Wir hatten zugelassen, dass sich das Feuer hineinfraß, als wir es noch leicht hätten löschen können.
    Und dann war das Camp weg gewesen.
    Ich ging links um all das Schwarze hemm, es sah aus wie die ausgebrannte Feuerstatt von Fiesen.
    Die Sonne war noch nicht ganz untergegangen, und das Wasser glitzerte wie Silber. Dies war fast der einzige See, in dem ich jemals gebadet hatte, da ich viele Sommer hier verbracht hatte. Ich war froh, dass er unverändert war, ihm war nichts passiert. Der See war unser Freund gewesen genau wie der Wald.
    Etwas kräuselte die Wasseroberfläche, gleich neben dem großen Ast, der in die Bucht ragte, wo wir uns morgens und abends gewaschen hatten.
    An dem Abend, nach dem Großen Besuchstag der Eltern im Sommer, war ich hierhergegangen, und da hatte ein Mädchen auf dem Ast gesessen. Es war Kerstin gewesen. Ich hatte »hallo« zu ihr gesagt, und das war das erste Mal gewesen.
    Im selben Moment hatte es im Schilf auf der anderen Seite der Bucht geklatscht, laut wie ein Kanonenschuss.
    Und nun hörte ich es wieder. Den alten Hecht gab es immer noch. Alles war noch da, nur die Menschen nicht. Das war das Beste, was diesem Ort hatte passieren können.
    Plötzlich hörte ich ein Geräusch hinter mir und drehte mich um. Kerstin kam durch das schwarze Gras auf mich zu.
    »Krister wartet

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