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Drachenmonat

Drachenmonat

Titel: Drachenmonat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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für die Autoscooter auf. Vier Männer legten den Boden aus und richteten die Elektrizität ein. Ich fuhr gern Autoscooter. Schon bevor ich Samurai wurde, bin ich einige Male gefahren. Den größten Spaß hat es gemacht, mit anderen zusammenzukrachen. Aber als ich Samurai geworden war, wollte ich die anderen immer noch rammen! Das ist schließlich der Sinn am Autoscooter-Fahren. Die Autos kamen sowieso nirgends an, sie fuhren auf der kleinen Bahn immer nur im Kreis und vor und zurück.
    Die Männer begannen, die Autos auf die Bahn zu heben, eins nach dem anderen.
    Die Stromabnehmer unter dem Dach sprühten Funken, aber kein Auto rührte sich vom Fleck.
    »Hallo, ihr da!«
    Jetzt schaute einer der Männer in unsere Richtung und winkte. »Wir hauen ab«, sagte ich. »Warte«, sagte Kerstin. Der Mann kam auf uns zu.
    »Hallo!«, rief er wieder. »Könnt ihr uns mal eben helfen?«
    Er hatte schwarze Haare und einen schwarzen Bart. Es war der Mann, der auf den Plakaten abgebildet war, Mister Swing. Er trug zwar keinen Turban und kein Scheichkostüm, aber er war es.
    Er baute sich mit seinen mindestens zwei Metern vor uns auf und verdeckte die Sonne am Himmel.
    »Wir brauchen Hilfe beim Einfahren der Autoscooter«, sagte er. »Die Mistdinger wollen nicht starten.«
    »Was können wir tun?«, fragte ich.
    »Wir alten Kerle können uns nicht reinsetzen«, sagte Mister Swing. »Wir sind zu schwer. Irgendwas stimmt nicht mit den Stromabnehmern.«
    »Ich weiß nicht…«, sagte ich.
    »Es dauert hoffendich nur ein paar Minuten. Aber ihr müsst vielleicht zurück in die Schule?«
    »Nein«, sagte Kerstin. »Wir haben Ferien.«
    »Gut. Wenn ihr uns helft, habt ihr heute Abend freien Eintritt«, sagte Mister Swing. »Und ihr kriegt Freikarten zu allen Attraktionen.«
    »Zeigen Sie uns, was wir machen sollen«, sagte Kerstin.
     
    Wir saßen jeder in einem Auto und warteten darauf, dass es losging, aber nichts geschah. Die Männer schraubten an den Leitungen herum, die im Viereck über uns herumliefen.
    »Verdammt noch mal«, sagte einer von ihnen. Er war noch nicht sehr alt, vielleicht achtzehn. Er trug eine Elvisfrisur, aber seine Haare waren hell. Über seine Schläfe lief eine lange Narbe bis zum Kinn.
    »Jetzt reiß dich mal zusammen, Jimmy«, sagte Mister Swing. »Hier sind Kinder.«
    Jimmy lachte auf, als hätte Mister Swing etwas sehr Witziges gesagt.
    »Ein neuer Versuch.« Mister Swing trat einen Schritt von der Leitung zurück, und einer der anderen zog an einem Griff, der an einem großen Schaltkasten an einem Balken saß. Mein Auto flitzte davon wie aus einer Kanone abgeschossen und knallte geradewegs in die Autoreifen, die an der Bande hingen. Ich wurde zurückgeschleudert. Und dann wieder nach vom! Kerstin hatte mich von hinten gerammt.
    Mister Swing lachte und Jimmy und die anderen auch. Sie sahen alle miteinander aus wie finstere Mörder, aber sie lachten fast wie alte Tanten, hoch und quietschig, so wie Großmutter vor langer Zeit gelacht hatte: »Hi, hi, hiii.«
    »Willst du’s ihr nicht heimzahlen, Junge?«, rief Jimmy.
    Kerstin hatte zurückgesetzt, umgedreht und war nun auf dem Weg zum anderen Ende der Bahn. Ihre Haare flatterten im Fahrtwind. An der Bande drehte sie und kam wieder mit voller Fahrt auf mich zu. Ich hatte es immer noch nicht geschafft, mein Auto freizukriegen. Ich legte den Rückwärtsgang ein und entkam um Haaresbreite, bevor Kerstin an der Stelle in die Reifen fuhr, wo ich gerade gestanden hatte. Sie fuhr sofort rückwärts, drehte und preschte wieder direkt auf mich zu.
    »Hi, hi, hiii!«, lachte Mister Swing.
    »Du hast keine Chance, Junge«, rief einer der anderen Männer. Er hatte rote Haare, und seine Ohren standen wie Flügelmuttern vom Kopf ab. In einer der Flügelmuttern hing ein Ring. Im Mund hatte der Mann mehr Lücken als Zähne.
    »Am besten, du suchst das Weite!«, rief Jimmy.
    Aber ich dachte gar nicht daran zu fliehen, nicht hier, auf der Autoscooterbahn. Niemand von uns wollte fliehen. Ich fuhr noch ein kleines Stück rückwärts, drehte und kurvte dann nah um Kerstin hemm, die noch nicht wieder richtig in Gang gekommen war. Jetzt fuhr sie vorwärts, aber zu spät. Ich hatte damit gerechnet, dass sie es nicht schaffen würde, rückwärts zu fahren, sondern es vorwärts versuchen würde, und deswegen traf ich ihr Auto in der Mitte. Ich sah, wie sie auf ihrem Sitz hüpfte, als wäre der Rammer heftiger gewesen, als ich gedacht oder gewollt hatte.
    Plötzlich senkte sich ihr

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