Drachenmord (Funny-Fantasy-Serie: Gesandter der Drachen) (German Edition)
befingerte sie mit der linken Hand.
Welcher war es noch mal?
Ah, ja. Rot war tödlich, Grün heilsam. Ganz wie der Goldschmied mir versichert hatte, konnte sich das selbst ein Narr merken.
Nun mussten wir nur noch Lynfirs Maul öffnen. Wenn ich an Nyredds fest geschlossene Schnauze dachte, war ich nicht zuversichtlich, dass sich ein solches Vorhaben als einfach erweisen würde.
Aber beinahe mühelos konnte ich seine Lefze ein wenig anheben. Nun kam die Frage, wie viel von den unscheinbaren Pülverchen ich verwenden sollte. Ein Drache war ja nun doch ein wenig schwerer als ein Mensch. Andererseits widerstrebte es mir, Lynfir einfach alles ins Maul zu kippen und damit künftig ohne das wundersame Heilmittel dazustehen.
Dick wie zwei zusammengelegte Männerhände war die bläuliche Zungenspitze zu sehen. Ganz vorsichtig stäubte ich eine kleine Menge aus dem Ring auf den Zungenrand. Ich war noch im Zweifel, ob ich nicht doch auch den Rest verwenden sollte, da schlug Lynfir die Augen auf. Unwillkürlich machte ich einen Satz, war aber immerhin so geistesgegenwärtig, die Hand auf den Ring zu pressen. Schnell klappte ich den Smaragd wieder über die Höhlung.
Lynfir sah mich an und nieste.
Leider stand ich sehr nahe.
Nachdem ich in einem nahen Fluss ein gründliches Bad genommen und meine Kleider gewaschen hatte, kletterte ich ans Ufer. Aber unmöglich konnte ich mich vor einer jungen Frau nackt sehen lassen – jedenfalls nicht, ohne dass ihrerseits ermunternde Zeichen vorausgegangen waren. Ich legte meine Sachen zum Trocknen aus und huschte hinter Gebüsch entlang, um einen Blick auf Lynfir zu erhaschen.
Das war gar nicht so einfach. Anscheinend legte er keinen Wert darauf, von oben her gesehen zu werden und war deshalb in Deckung gekrochen. Ich entdeckte ihn erst, als ich wieder in den Fluss zurückgewatet war. Dort, verborgen von überhängendem Bewuchs, kauerte er unterhalb eines kleinen Wasserfalls im kühlen Wasser, das ihn umsprudelte wie einen ungewöhnlich geformten Felsen. Das Mädchen saß auf einem Ast, der über das Wasser ragte. Offensichtlich sprachen die beiden sehr angeregt miteinander.
Ich ließ mich unter die Wasseroberfläche sinken, zog mich an Flusspflanzen vorwärts und tauchte ganz in der Nähe der beiden auf, vor Blicken geschützt durch mehrere leere Fässer, die miteinander vertäut waren.
„Nicht doch, mein Kind“, sagte Lynfir gerade. „Wie oft habe ich dir schon gesagt, dass es ein böses Ende nehmen würde?“
„Immer schon“, erwiderte sie und es klang gereizt. „Ich muss warten – immerzu warten – worauf, Onkel Lynfir? Sag mir das!“
Lynfir blies ein wenig Wasser in die Luft und die Tropfen schimmerten im Herabfallen in prächtigem Farbenspiel, schöner anzusehen als Juwelen.
„Es ist gefährlicher geworden“, sagte er dann. „Du hast es gesehen. Diese Männer kamen nicht zufällig in die Gegend. Sie waren ausgeschickt.“
„Nach mir oder nach dir?“
Lynfir seufzte.
„Ich weiß es nicht. Ich weiß so vieles nicht. Wenn Anjûl nicht bald herausfindet, wer Nyredd umgebracht hat …“
„Anjûl ist klug!“
Das hörte ich gerade aus diesem Munde nicht eben ungern.
Lynfir drückte die Schnauze unter Wasser, damit sein Schnauben nicht weithin zu hören war. Mächtige Wellen erschienen rund um ihn herum. Als er wieder den Kopf hob, gab er zu: „Er ist kein solcher Dummkopf, wie man meinen sollte.“ Es kostete mich Mühe, mich nicht in das Gespräch zu drängen. Lynfir redete aber schon weiter. „Er besitzt aber auch ein starkes Wesen. Er ist eigensinnig. Und er ist ein Drachenjäger.“
Sie lächelte auf Lynfir herab.
„Du magst ihn!“
„Kann sein“, sagte Lynfir. „Aber in dieser Welt mögen Drachen keine Menschen und Menschen keine Drachen. Sonst wird alles noch wirrer.“
„Magst du mich also nicht?“, fragte sie.
Lynfir berührte sie sacht mit der Schnauze.
„Das ist etwas anderes.“
„Ist es das?“
Wieder seufzte er.
„Ich weiß nicht, was werden wird. Irgendetwas ist grundfalsch. Etwas bedroht uns. Und wir wissen weder, was es ist, noch, woher es kommt.“
„Manche Leute würden es sonderbar finden, dass ein Drache so spricht.“
„Leute“, wiederholte er, ganz wie es Veshira damals getan hatte, als ich dieses Wort benutzt hatte. „Leute kennen uns nicht.“
„Onkel Lynfir! Anjûl hat mich nach meinem Namen gefragt.“
„Oh.“
„Gibst du mir einen Namen?“
Er starrte sie an.
„Namen sind nicht gut“, sagte
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