Drachenmord (Funny-Fantasy-Serie: Gesandter der Drachen) (German Edition)
einer Menschenfrau, das zweite Mal von einem vermeintlichen Freund und das dritte Mal von einem Elfen. Die silbern geschriebenen Zeilen kündeten von Verrat, von unerwiderten Gefühlen und von gebrochenen Verträgen. Während ich weiterlas, meinte ich fast, selbst Nyredd zu sein, der das alles erlebte.
Das höhnische Lachen der schönen Königstochter Ilmene, als Nyredd ihr seine Liebe gestand. Die ungläubige Wut, als ein Freund ihm die Drachendame abspenstig machte, die der Trost seines verletzten Herzen hätte sein sollen. Und schließlich die Beschämung und der Wortbruch durch den König von Lurimel, dem Elfenherrscher über die westlichen Bergwälder.
Dann Nyredds Rache.
Sein Lebensweg war von nun an benetzt mit dem Blut derer, die ihn enttäuscht hatten, dem Blut ihrer Verwandten, ihrer Freunde, ja ihrer Nachbarn und selbstverständlich dem ihrer Nachfahren.
Geschicktes Intrigenspiel, das Ilmene dazu brachte, einen Mann zu heiraten, der ihr Leben in ein Jammertal verwandeln sollte. Der vermeintliche Freund erschlagen von Drachenjägern, ebenso seine noch nicht einmal flüggen Kinder. Seine Frau versunken in Wahnsinn. Und die westlichen Bergwälder ein Flammenmeer, in dem die meisten Elfen der Gegend ums Leben gekommen waren.
Ja, Nyredd hatte es verstanden, andere leiden zu lassen.
Die Erzählung wurde immer düsterer, je weiter ich kam. Selbst der Buchmalerei fehlten nun die lebensfrohen Farben. Dunkle Grüntöne und Felsgrau bestimmten das Bild, durchsetzt vom wütenden Rot lodernder Flammen.
Nur eine Doppelseite nahm noch einmal die vielfältige Pracht des Anfangs auf: Sie zeigte Nyredd auf seinen Schätzen, jede gezeichnete Münze liebevoll mit Blattgold belegt, das Glitzern der Edelsteine täuschend echt eingefangen …
Ich hörte mich selbst ergriffen seufzen.
Verdammter Drachenbann! Selbst hier wirkte er.
Ich befingerte das Amulett an meinem Hals. Offenbar war es wirklich nichts als hübsches Blech. Aber immerhin erkannte ich überhaupt, dass der Drachenbann auf mich wirkte.
Ich schlug das schwere Buch zu.
Vielleicht zu früh, wie ich sehr viel später feststellen sollte.
Wiedersehen
Nach dieser Lektüre war mir nach einem ausgedehnten Spaziergang.
Ich kletterte Steilhänge hinab, schlug mich durch dichtes Buschwerk und betrat endlich federnden Waldboden. Es duftete nach Harz, was ich nach dem Gestank der Drachenhöhle besonders genoss.
Nach einer Weile allerdings begann ich die Nase zu rümpfen, denn irgendwo ganz in meiner Nähe verweste irgendetwas. Gerne wäre ich der Quelle dieses unerfreulichen Geruchs ausgewichen, doch gerade hier war das Unterholz dicht und dornig und zwang mir einen bestimmten Pfad auf. Ich drückte den Saum meines Umhangs vor den Mund.
Buh!
Drachenjäger sind wirklich nicht zimperlich. Aber das, worüber ich nun beinahe gestolpert wäre, das setzte mir dann doch zu.
Beim Anblick des schon teilweise freigelegten Brustkorbs wurde mein Befinden nicht besser. Feines, blondes Haar lag ausgerissen, einiges davon hing aber auch noch an der Kopfhaut. Unter den angenagten Fingern glänzte unversehrt eine halb aus der Scheide gezogene Elfenklinge.
Beherzt fasste ich zu, löste die Waffe aus der Hand des Toten und hielt sie ins Licht. Die Schneide war makellos. Sie hatte kein Blut gezogen und sich nicht durch die Anwesenheit von Dämonen oder Trollen verfärbt.
Obwohl es mir zutiefst widerstrebte, machte ich mich auf die Suche nach einer Wunde oder irgendeinem Hinweis darauf, was sonst den Tod verursacht haben mochte.
Ich fand nichts.
Entweder hatten Getier und Verfall die Verletzung unkenntlich gemacht, oder es gab keine. Wenn Drachen tot umfallen konnten, ohne dass sich dafür eine Ursache finden ließ, dann galt das möglicherweise auch für Halbelfen.
Aber Virtûsh hatte versucht, seine Waffe zu ziehen. Er war sich also einer Gefahr bewusst gewesen.
Ich begann inständig zu hoffen, dass das Letzte, was er gesehen hatte, nicht zwei ausdrucksvolle grüne Augen gewesen waren.
Sirluîns Augen beispielsweise.
Würde ein Elf einen Halbelfen töten?
Oder gerade einen Halbelfen eher als irgendwen sonst? Besonders, wenn er behauptete, aus dem legendären Nigilia zu stammen?
Langsam hatte ich die Sache satt. Ich wünschte mich zurück in den Evlingstann zu meinem einfachen, aber friedlichen Leben ohne Drachen, Elfen und andere Schwierigkeiten.
Nur führte wohl kein Weg dorthin zurück.
Ich nahm den Dolch an mich, denn Elfendolche sind rar.
Ehe ich
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