Drachenmord (Funny-Fantasy-Serie: Gesandter der Drachen) (German Edition)
wahnsinnig? Kein Wort davon!“
Ich rieb mir die Nierengegend, die sich gar nicht gut anfühlte, nachdem ich gegen einen Vorsprung geschleudert worden war.
„Dann sag mir, weswegen du Angst hast! Sind es deine Kleinen?“
Beinahe hätte mich ein zweiter Tränenguss aus Veshiras amethystfarbenen Augen durchnässt.
„Also meinst du, Niflingyr wird sich zum neuen Fürsten aufschwingen?“
Sie schniefte zustimmend.
„Und er würde Nyredds Kinder töten? Ist das nicht nur etwas, das sich Drachenjäger abends am Feuer erzählen?“
„Er würde“, sagte Veshira mit gequetschter Stimme. „Und er wird. Außer du findest heraus, wer Nyredd umgebracht hat.“
„Du meinst also, Niflingyr war es?“
„Schhh!“
„Ich verstehe.“
Bei dem Gedanken, Niflingyr eines Mordes zu beschuldigen, war mir gar nicht wohl. Allerdings konnte niemand bestreiten, dass er jederzeit eine glaubwürdige Besetzung für die Rolle des feigen Meuchlers abgegeben hätte.
„Und wie?“, fragte ich.
„Ich weiß es nicht“, wisperte Veshira. „Im offenen Kampf wäre er ihm unterlegen. Und Nyredd war nicht verletzt.“
„Jedenfalls nicht so, dass ich es bemerkt hätte“, ergänzte ich. „Aber wir drehen uns im Kreis. Du musst mir mehr sagen.“
„Ich kann nicht“, murmelte sie unglücklich. Dann bekamen ihre Augen wieder ein wenig mehr Glanz. „Anjûl“, flüsterte sie. „Geh zurück nach Schattensee! Und hüte dich vor dem Elfen!“
Damit wandte sie sich ab, warf sich über die Felskante und fiel ein gutes Stück, ehe sie Wind unter die Schwingen bekam und in einer weiten, eleganten Kurve zum Nest zurückkehrte.
Damit saß ich fürs Erste auf einem äußerst schmalen und ungemütlichen Vorsprung fest. Und meine Nieren fühlten sich wirklich nicht gut an.
Ein weiches Bett in Schattensee wäre mir nun tatsächlich sehr gelegen gekommen. Stattdessen näherte sich Ärger.
Es war Rychford, der höfliche Drache aus Larisnadmél, der schon einmal angekündigt hatte, mich verschlingen zu wollen.
Er kam auf wie eine Fledermaus, hängte sich mit seinen mächtigen Klauen ins Gestein und musterte mich von oben her.
„Ho, ich grüße dich, Anjûl, Drachenbezwinger!“
„Wie geht es dir?“, fragte ich ebenso wohlerzogen.
„Danke, gut“, sagte er und es hätte mich nicht im Geringsten überrascht, wenn er sich als nächstes Gesprächsthema das Wetter vorgenommen hätte. Stattdessen sagte er: „Ich habe mich ein wenig umgehört.“
„So?“
Rychford machte den Hals lang, sodass unsere Augen einander beängstigend nahe kamen. Wieder einmal sah ich mich in einer tellergroßen Pupille gespiegelt. Mein Haar sah aus wie altes Gestrüpp. Die Bartstoppeln gefielen mir ebenso wenig. Ich habe es zu aller Zeit vorgezogen, glatt rasiert herumzulaufen.
Rychford riss mich aus diesen Gedanken.
„Wir müssen reden“, sagte er.
Die Queste
„Es wird mir ein Vergnügen sein“, behauptete ich, erwartete aber eher das Gegenteil.
Rychford kam noch näher. Ich sah jede Ader im Weiß seiner Augen und die Iris schillerte aus nächster Nähe wie Glimmergestein.
„Wie ich bereits erwähnte, stamme ich aus Larisnadmél“, sagte er leise. „Und ich muss wissen, was du bezweckst, in wessen Diensten zu stehst und zu wem du im Falle der Not fest und treu halten würdest.“
„Im Falle der Not?“
„Wenn es hier Schwierigkeiten gibt!“
Obwohl er gegen den Felsen gewandt sprach, machte mich der Drachenatem langsam benommen und ich tastete nach Halt.
„Schwierigkeiten?“, fragte ich mit schwerer Zunge und kam mir dumm vor.
Rychford nahm mich vom Sims, stieß sich ab und trug mich zu einem Plateau hinauf, wo uns ein scharfer Wind um die Nase wehte. Ich sog die kalte Luft ein, bis ich mich wieder wacher fühlte.
„Ich verstehe nicht, worauf du hinaus willst“, sagte ich dann.
„Der Sirtâsh“, sagte er eindringlich. „Wer hat ihn dir verliehen?“
„ Verliehen hätte ich es nicht genannt. Aber sei‘s drum! Veshira hat ihn mir anheften lassen.“
Er zog die bestachelten Augenbrauen nach oben.
„So, so. Nicht Niflingyr also?“
„Nein.“
Rychford nahm sich nun erst einmal Zeit zum Denken. Ich begann zu frieren. Hunger hatte ich auch. Aber einen Drachen kann man nicht drängen. Nach langen Minuten sagte er: „Man beobachtet dich, Anjûl. Dort unten an der Waldgrenze blinkt immer wieder etwas auf. Es ist die Linse eines Fernglases. Menschen verwenden so etwas.“
„Und?“, fragte ich. „Bist du gekommen, um mir
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