Drachenmord (Funny-Fantasy-Serie: Gesandter der Drachen) (German Edition)
versuchte ich noch einmal, mich dem Unaufhaltbaren entgegenzustemmen.
„Kein Drache wird mit mir sprechen. Er wird mich wohl eher verschlingen. Wie soll ich da etwas herausfinden?“
„Lynfir wird dich begleiten. Und ich werde dich als Gesandten der Drachen ausweisen.“
Nun war ich an der Reihe, zu brüllen, aber Veshira hatte sich schon abgewandt und Lynfir fasste mich, stieß sich kräftig ab und stieg mit mir in den Himmel.
Das Zeichen
Die meisten Menschen würden ohne Skrupel stehlen und morden, um in den Besitz kostbarer Juwelen zu gelangen. Einst einen großen, funkelnden Edelstein zu tragen, gehört zu den Träumen eines jeden Abenteurers. Ich dagegen wehrte mich heftig, als ein magisch versierter Goldschmied den Sirtâsh auf meiner Stirn befestigte. Lynfirs Krallen folterten meine ohnehin schon malträtierten Rippen. Ich schmeckte mein eigenes Blut, weil ich mir vor lauter Wut und Schmerz auf die Lippen gebissen hatte.
Dann hielt mir der Goldschmied einen Spiegel hin.
Der Sirtâsh glitzerte auf meiner Stirn. Niemand landauf und landab würde ihn mit irgendeinem beliebigen anderen Kleinod verwechseln, denn er war nicht nur schockierend groß, sondern in eine Fassung gesetzt, die wie ein Drachenauge geformt war.
Genau das bedeutet Sirtâsh : Drachenauge.
Wer mit dem Sirtâsh versehen ist, der gilt als Sendbote der Drachen. Er steht unter dem Schutz des Schattens, der über den Bergen liegt. Niemand darf es wagen, ihn anzutasten. Niemand darf so unhöflich sein, ihm die Tür zu weisen, ja, er wird bewirtet und untergebracht wie ein Edler. Gleichzeitig hasst und verabscheut man ihn. Wenn man ganz sicher sein kann, dass es kein Drache sieht, spuckt man hinter demjenigen aus.
Und ich, Anjûl, der Drachenjäger, ausgerechnet ich, trug nun diesen kostbarsten aller Schandflecken mit mir herum!
Man kann den Sirtâsh nicht entfernen. Drachen sind nicht dumm. Sie wissen, wie wenig die Menschen es schätzen, in ihrem Auftrag unterwegs zu sein. Daher ist der Sirtâsh mit einem Zauber versehen, der ihn unablöslich macht. Nur der Herr über See und Berg vermag diesen Haft-Bann aufzuheben.
Das missfiel mir ganz besonders. Schließlich war dieser Posten zurzeit nicht besetzt. Und der wahrscheinlichste Kandidat für die Nachfolge war vermutlich auch Nyredds Mörder.
Entlarvte ich ihn, dann würde er den Bann wohl kaum von mir nehmen und ich wäre dazu verurteilt, für den Rest meiner Tage mit einem riesenhaften Diamanten auf der Stirn herumzulaufen.
Wenn er es nicht vorzog, mich mitsamt dem Stein zu verschlingen, ehe es mir gelang, ihn vor den anderen Drachen anzuklagen.
Lynfir ließ mich los.
Nach einer Weile schaffte ich es, mich aufzurichten. Ich erhielt einen Becher mit Wein, um mich zu stärken, dann schleifte mich Lynfir zum besten Schneider am Ort. Buchstäblich. Da ich ohnehin neue Kleider erhalten würde, hielt er es wohl nicht für nötig, meine alten zu schonen.
Mitten im Anmessen eines samtenen Überrocks verlor ich schließlich das Bewusstsein.
Ich erwachte in einem Daunenbett, nun ganz ohne Kleider, dafür mit straff sitzenden Verbänden umwickelt und umgeben von einem Geruch nach Arzneien. Neben mir stand die schönste Frau, die ich je gesehen hatte.
Ich starrte sie an.
Sie trug fließende grüne Seide mit üppiger Stickerei und einen Kopfschmuck aus weißem Gold.
Auch das noch!
Eine Drachenjungfrau.
Wie jedermann weiß, rauben Drachen Jungfrauen. So viele, wie sie auftreiben können. Die meisten enden wenig rühmlich als nette Abwechslung im Speiseplan. Einige wenige – die schönsten – werden auserwählt, Drachenjungfrauen zu werden. Solang sie jung sind (und ihre Jungfräulichkeit unangetastet bleibt), dienen sie dem Herrn über Berg und See. Was später aus ihnen wird, darüber verraten die Drachen nichts. Aber man kann es sich denken.
Und nun stand hier dieses Mädchen, rosenwangig und wunderschön anzusehen, und trug den verdammten Kopfschmuck!
Sie zog mir die Daunendecke bis zum Kinn und fragte: „Was glotzt du? Du solltest doch wissen, was eine Drachenjungfer ist!“
„Eben deswegen ja.“
Sie lachte unerwartet.
„Du bist genauso, wie man dich mir geschildert hat.“
„Und wie hat man mich geschildert?“
Sie nahm einen silbernen Löffel und flößte mir Medizin ein, sodass ich husten musste und mich fast verschluckt hätte, denn sie sagte: „Als einen Narren und Tölpel.“
Ich leckte bitteren Trank von meinen Lippen.
„Als einen Narren
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