Drachenmord (Funny-Fantasy-Serie: Gesandter der Drachen) (German Edition)
Eimer, mit denen man ihm das Wasser brachte, sind innen versilbert.“
„Und auf dem Weg zur Halle …“
„Nein! Schlag dir das aus dem Kopf, Anjûl! Nyredd pflegte in einem eigens dazu eingerichteten Saal zu speisen. Dort stehen vier limirische Smaragdsäulen. Tialas, der Magier von Iresh, lehrte die Säulen, jedes jemals ersonnene oder gemischte Gift zu erkennen und sich zu verfärben, sollte es in ihre Nähe gebracht werden. Es war unmöglich und ist unmöglich, den Herrn unter dem Berg zu vergiften.“
„Tialas, so, so. Gibt es den noch? Ich dachte, er sei schon vor mehr als einhundert Jahren aus der Welt gegangen.“
„Sicher gibt es ihn. Nyredd der Silberne pflegte ihn holen zu lassen, wenn er besondere Wünsche hatte, die sich nur magisch erfüllen ließen.“
„War er also auch der Bursche, der die Türen unterrichtete, sich nur auf Wunsch der Drachenjungfern zu öffnen?“
Hirgar nickte nachdrücklich.
„Ja. Ich sage dir doch, es ist alles wasserdicht und niemand von hier hätte Nyredd schaden können.“
„Nochmal zurück zu meiner letzten Frage: Rolan! Kam der in letzter Zeit mal vorbei?“
Hirgar schüttelte den Kopf.
„Er weiß, dass Drachenjäger hier ungern gesehen sind.“
„Und Sirluîn?“
Hirgar schien einen Augenblick unsicher, was er sagen sollte. Zu schnell schüttelte er den Kopf.
„Na, na“, mahnte ich. „Denk immer daran, dass ich manches von dem, was du sagst, mit dem vergleichen kann, was andere schon längst ausgeplaudert haben.“
Hirgar sah zu Boden.
„Über den Elfen weiß ich nichts.“
„Da sagt er selbst aber etwas anderes“, behauptete ich und ganz plötzlich begriff ich. Ich beugte mich vor, um Hirgar in die Augen sehen zu können. „Ist es nicht so, dass du dir dank Sirluîn manch weite Reise gespart hast? Ist es nicht so, dass beispielsweise der Tabaksbeutel aus Elfenhaar, den ich hier in der Gegend gesehen habe, aus Haar gewoben wurde, das noch kurz zuvor Sirluîn auf dem Kopf mit sich herumtrug?“ Hirgar versuchte erneut, meinem Blick auszuweichen. Das gestattete ich ihm jedoch nicht. Meine Hand schoss nach vorne und packte sein Kinn. „Du hast Nyredd den Silbernen jahrelang betrogen, indem du ihm verschwiegen hast, dass Sirluîn sich ständig hier in der Gegend aufhielt, dass er nach und nach alles verkaufte, was sich nur zu Geld machen ließ, um hier irgendwie seinen Lebensunterhalt zu bestreiten, dass er dem Königsberg näher war, als sonst ein Drachenjäger …“
Hirgar schluckte und musste feststellen, dass meine linke Hand Kraft genug besaß, ihm kein Zurückweichen zu erlauben.
„Nein, nein! Ich habe den Herrn unter dem Berg niemals betrogen. Er wusste es! Er wusste, dass der Elf sich immer hier herumtrieb.“
Ich ließ ihn so plötzlich los, dass er mit seinem Schemel fast hintenüber gekippt wäre.
„Genug. Du bringst mir jetzt alles, was ich verlangt habe. Außerdem wirst du mir zwei Bücher aus Nyredds Bibliothek beschaffen.“
„Wie?“, protestierte Hirgar. „Der alte Geiferer Azelôt wird das nicht dulden.“
„Dir wird ja wohl gelingen, deine guten Beziehungen irgendwie spielen zu lassen. Wenn es gar nicht anders möglich ist, lass Nerade sagen, dass ich die Bücher benötige. Es handelt sich um zwei Bände, die wohl in keiner Drachenbibliothek fehlen: der Elfenspiegel und das Buch der legendären Schwerter und ihrer verschlungenen Wege durch die Zeitalter .“
Hirgar glotzte mich an.
„Was?“
Ich wiederholte die Titel.
„Und nun spute dich! Ich werde hier inzwischen von Feder, Tinte und Pergament Gebrauch machen.“
Ich gönnte mir eine Kruke Wein, der hier aus den Blüten des Hollerbusches gemacht wird, legte die Füße hoch und kleckste mehr, als dass ich schrieb:
Wie alt ist Sirluîn?
Warum war Virtûsh ein Bastard?
Weshalb sollten Elfen überhaupt einen Bastard entsenden, wenn es um etwas so Bedeutendes wie die Phiole geht?
Aus welchem Weiler stammte die tote Drachenjungfer?
Wie konnten Virtûsh und Rychford wissen, dass Nyredd sterben würde? Oder weswegen tauchten beide ziemlich gleichzeitig auf, um die Phiole zu beanspruchen?
Ich las meine Fragen und beleckte nachdenklich die Spitze der Gänsefeder, bis ich merkte, dass ich Tinte auf der Zunge hatte.
Ich tunkte die Feder wieder in den Tintenfässchen und ergänzte meine Fragen:
Weshalb hat mich ausgerechnet Niflingyr nicht nach dem Verbleib der Phiole gefragt?
Jetzt musste ich nur noch auf die Bücher warten, die Hirgar mir bringen
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