Drachenmord (Funny-Fantasy-Serie: Gesandter der Drachen) (German Edition)
wurde zum ersten Mal in meinem Leben von einem Zauberer gebissen. In die Finger. Da ich nur noch fünf hatte, war mir das nicht sonderlich lieb, und ich bedankte mich mit einem zweiten Fausthieb.
Dann lag mir der Zwerg mit seinem Kettenhemd und seinen zahlreichen Waffen wie ein Kissen aus Blei auf dem Magen. Ich japste und versuchte, ihn abzuwerfen.
Über uns wurde der Tisch weggerissen und krachte gegen die Wand. Das gab Orelût Gelegenheit, die Avela aus einer Gewandfalte zu ziehen und sie dann rücksichtlos sowohl mir als auch Gomdelin überzuziehen.
Aus den Augenwinkeln sah ich Rolan mit dem Breitschwert um sich dreschen und Sirluîn in seinem staubgrauen Kleid über die Theke flanken, hinter der kein Wirt mehr zu entdecken war.
Die Avela klatschte mir mitten ins Gesicht.
Ich schmeckte mein eigenes Blut, rollte herum und zog Yasildôr. Das schaffte mir sofort Raum. Mich durchströmte wieder dieses berauschende Gefühl der Überlegenheit und ich setzte Gomdelin nach. Dann schlug die Tür gegen die Wand und Troje von Calys stürmte mit seinen Mannen die Schenke.
„Halt“, brüllte er. „Niemand verletzt den Gesandten der Drachen!“
Die drei Helden begriffen, dass sie hier gerade mächtig an Boden verloren. Gomdelin schwang sich als Erster durch das Fenster, dicht gefolgt von Orelût.
Als ich Rolan an seinem weit schwingenden Mantel packen wollte, vertrat mir Troje den Weg, und Rolan verließ unsere Runde ebenfalls, ehe ich ihn eindringlicher bitten konnte, noch zu bleiben. Ich wollte herumfahren, wollte hinter den dreien her durchs Fenster, doch schon kesselten mich Bewaffnete ein.
Troje sagte auf seine aalglatte Art: „Ich kann nicht dulden, dass du dich in Gefahr bringst, Anjûl. Wir stehen dem Herrn über Berg und See für deine Sicherheit gerade. Meine Wachen werden die Angreifer dingfest machen und sie ihrer gerechten Strafe zuführen.“
Ich beherrschte mich mühsam, andernfalls hätte ich mir einfach mit der Klinge den Weg freigedroschen. Yasildôr glitt zurück in die Schwertscheide und ich war wieder in der Lage, in Troje etwas mehr zu sehen als einen Wurm, den man zertritt. Geringfügig mehr, aber immerhin.
„Sie sind Zeugen“, keuchte ich. „Sie müssen lebend vor Niflingyr gebracht werden.“
War es weise, das zu sagen? Egal.
Troje hatte eine besorgte Miene aufgesetzt.
„Zeugen? Ich werde sie umgehend festsetzen lassen.“
„Das wäre gut für dich.“
Troje bestand darauf, Sirluîn und mich zum Städtemeister zu begleiten, wo man uns Essen und Wein aufnötigte. Falls er Sirluîn erkannte, ließ er es sich das jedenfalls nicht anmerken.
Merchlund ließ sich vom Überfall in der Schenke berichten und zog die Stirn in Falten.
„Ich muss sagen, dass diese drei mir schon länger Sorgen bereiten. Du kennst ja Rolans Art, andere vor den Kopf zu stoßen. Außerdem hat er sich von einigen unserer Bürger einiges an Gold geliehen und bisher keinem etwas zurückgezahlt. Orelût haben wir im Verdacht, unter der Hand Schadenstränke zu verkaufen. Und Gomdelin gehört zu jenen, die Troje wegen der Zwergenschwarzbrennerei am Stadthang befragt hat. Ein übles Gesöff, das da destilliert wird. Angeblich enthält die Maische sogar Nachtschattenbeeren. Aber keinen der drei konnten wir bisher auf etwas festnageln.“
Sirluîn hatte bei der Erwähnung der Zwergendestille den Kopf gesenkt. Ohne den Blick wieder zu heben, fragte er: „Hatte Rolan nicht vor einiger Zeit ein Mädchen hier irgendwo?“
„Ein Mädchen?“, fragte Troje, so als wisse er mit diesem Wort so gar nichts anzufangen.
„Natürlich hatte er“, sagte Merchlund. „Aber das war eine ganz dumme Sache, denn die Familie hatte das junge Ding heimlich verborgen gehalten und früher oder später finden unsere großen Freunde und Beschützer, die Drachen, alles heraus.“ Er prostete mir zu und grinste. „Denn Drachen haben ihre Augen überall, nicht wahr? Wir sollten wahrlich dankbar für ihre Weitsicht sein. Schließlich dämmen sie auch die früher so häufigen Überfälle auf Händler ein und sorgen so für die Sicherheit der Menschen im weiten Umkreis.“
Dem speichelleckenden Schwätzer zuzuhören, war wirklich kein Vergnügen und ich spülte meinen Ärger mit einigen kräftigen Schlucken Wein hinunter. Dabei sah ich aus den Augenwinkeln zu Troje. Was las ich aus seinem Blick? Überdruss? Oder geheimen Triumph?
Da sich in seinem Gesicht nie viel geregt hatte, konnte ich nicht sicher sein.
„Und was wurde aus dem
Weitere Kostenlose Bücher