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Drachenpfade - Lukianenko, S: Drachenpfade - Ne wremja dlja drakonow

Titel: Drachenpfade - Lukianenko, S: Drachenpfade - Ne wremja dlja drakonow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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auch sattgoldenen – Laub bewegten sich die Winde frei hin und her. Loj erinnerte sich noch genau, wie viel Mühe es sie damals gekostet hatte, den berühmten Ritor zu überreden. Der Drachentöter hatte sich lange geweigert, aber am Ende doch nachgegeben und den nötigen Zauber gewirkt. Tatsächlich aber war er danach aus unbekanntem Grund nie mehr auf einem ihrer Bälle erschienen. Sehr schade. Iwer war durchaus ehrgeizig. Ihre Vorgängerin hatte immerhin den Feuertanz mit Kaedron getanzt, jenem Herrscher Kaedron, der als junger Drache den Singenden Wald besucht hatte. Lojs Großmutter, Iwer die Erste, hatte es zu ihrer Zeit fertiggebracht, auf einem ihrer Bälle einen Prinzen der Angeborenen willkommen zu heißen, der bei einem zufälligen Seegefecht gefangen genommen worden war. Vertreter vom Clan der Luft brachten den Prinzen mit, sie hatten drei ihrer besten Magier im Kampf verloren und konnten sich kaum auf den Beinen halten – aber die Großmutter gab nicht nach, setzte
sich durch, und der Ball mit dem Angeborenen war allen lebhaft in Erinnerung geblieben. Auch wenn der Prinz ihn selbstverständlich nicht lange überlebt hatte.
    Ach, was für Intrigen hier gesponnen wurden, was für spitzfindige Zusammenstellungen aus dem Nichts entstanden, was für Verbindungen, Pakte und Allianzen hier eingegangen wurden, nur um – gleich Gespenstern – nach einigen Monaten spurlos zu verschwinden oder sich in ganz und gar andere Achsen, Ligen oder Unionen zu verwandeln! Wie viel Geschicklichkeit und Schläue waren vonnöten, um stets im Zentrum zu stehen und doch am Rand zu bleiben! Die Clans hatten die Angeborenen zweimal zurückgeschlagen, beim ersten Mal sogar in einem echten Krieg; aber jener entscheidende Kampf – damals, noch lange vorher, zu der Zeit, als, wie die Drachen zu sagen pflegten, »der Hüter selbst noch jung war« -, dieser entscheidende Kampf war und blieb ein für alle Mal verloren. Auf die Bitterkeit der Niederlage hatte die ebenso bittere Flucht gefolgt. Die Clans hatten immer, seit ihrem ersten Tag in der Mittelwelt, am Rande einer großen, allumfassenden blutigen inneren Fehde gestanden. Und hätten sie sich nicht am Ende in zwei etwa gleich starke Lager geteilt, so wäre diese Fehde wohl zum Ausbruch gekommen. In früheren Zeiten hatten die Drachen das verhindert – Loj fürchtete sich nicht davor, die Herren der Vergangenheit beim Namen zu nennen, denn sie glaubte nicht an die böse Magie des Sextagrammaton -, und dann waren sie, die Katzen, allein geblieben. Nicht jeder wusste, wer das Leben des letzten der Geflügelten Herrscher ausgelöscht hatte, aber Loj wusste es natürlich.
    Ja, ja, wahrscheinlich hatten gerade sie, die Katzen, dafür gesorgt, dass kein allumfassender Krieg ausgebrochen war,
dachte Loj träge. Die Kämpfer des Wassers und des Feuers täten besser daran, um unsere Mädchen zu ringen, anstatt sie systematisch zu vergewaltigen – nachdem sie ihren Gegnern den Bauch aufgeschlitzt haben. Sie sollten … im Übrigen war das nicht wichtig. Die Katzen waren am Leben und gediehen prächtig, man fürchtete sie und achtete sie, man achtete sie ebenso sehr wie die Clans der vier Elemente, die seit alters zwischen den Totemistischen Clans und den Geflügelten Herrschern standen. Sogar die Tiger, so gefürchtet im Nahkampf, hatten erkannt, dass man sich mit den Katzen besser nicht anlegte …
    Inzwischen war es in dem gewaltigen Ballsaal Herbst, und das Auge ruhte sich aus, erfreute sich am tiefgoldenen, schmeichelnden Farbenspiel auf den unzähligen gemeißelten Blättern. Die letzten, verspäteten Gäste trafen ein. Loj bog vorsichtig einen Zweig zur Seite. Von oben bot sich ein großartiges Gemälde: die kohlrabenschwarzen Umhänge der Männer, die mit funkelnden Diamanten-Girlanden geschmückt waren, und die prächtigen vielfarbigen Kleider der Frauen; angefangen bei jenem aus Topas-Faden gewebten Gewand Kanian Tais, der skandalträchtigsten und schönsten Dame der Erdkinder, sowie einer ganzen Welle bebender meeresblauer Seide, die eine schöne Unbekannte schmückte (Wer um alles in der Welt war diese Neue vom Clan des Wassers? Loj fühlte sich gekränkt – wie war es möglich, dass sie diese Schönheit nicht kannte?), bis hin zu schmückenden Blütenblättern aus echtem Feuer, Wasserfällen und strömenden Kaskaden sowie dem fast völligen Fehlen jeglicher Kleidung im Falle der stolzen Panther, die für Schamgefühle und Konventionen nur Verachtung übrighatten. Der Glanz

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