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Drachenpfade - Lukianenko, S: Drachenpfade - Ne wremja dlja drakonow

Titel: Drachenpfade - Lukianenko, S: Drachenpfade - Ne wremja dlja drakonow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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schwöre.«
    »Ich glaube dir«, stimmte Tel zu. Sie legte die Zeitschrift zur Seite und sah zu, wie Viktor eine zusätzliche Decke und ein Kissen aus dem Schrank hervorholte. Eine Zimmerecke war schon früher überraschenden Übernachtungsgästen vorbehalten gewesen, Freunden, die gelegentlich bis in die Nacht bei ihm versackten. Dort bereitete er sich ein Lager. Zum Glück bot sie ihm nicht ihre Hilfe an, Viktor war ohnehin aufs Äußerste gereizt.
    »Mein Bett ist die Pferdedecke eines Schlachtrosses«, sagte Viktor düster, während er sich auf die doppelt gefaltete Decke setzte.
    »Kannst du reiten?«, fragte Tel neugierig.
    Er machte sich nicht die Mühe, zu antworten, sondern erhob sich wieder und trat zur Kerze hin. Während er mit den Fingern schon die Flamme zerdrückte, sah er noch aus den Augenwinkeln, wie Tel sich den Pullover über den Kopf zog und ihren völlig nackten Oberkörper entblößte.
    Zum Teufel! Entweder war sie die pure Einfalt oder die zynische Verruchtheit in Person. Tel war genau in dem Alter, in dem ein derartiges Verhalten noch keine eindeutige Aufforderung bedeutete … aber auch nicht mehr absolut nichts.
    Er war sicher, dass er in dieser Nacht überhaupt nicht würde schlafen können. Aber kaum hatte Tel es sich auf der Liege bequem gemacht, war er bereits auf seinem Lager eingeschlafen. Als ob nichts Besonderes vorgefallen sei, als ob er in völliger Sicherheit und ganz allein schliefe.
    Viktor träumte von einem sterbenden Pferd, einem schönen Schimmel, der auf einer grünen Wiese lag. Die Schabracke,
aus kleinen metallischen Ringen gewebt, war von kurzen dicken Pfeilen durchstoßen. Das Pferd zitterte, als es seinen weißen Kopf mit der blutenden runden Wunde auf der Stirn hob. In seinen Augen sah Viktor menschliche Pein. Er beugte sich über das Tier, strich ihm über den Rist. Dann schnitt er dem Pferd die Kehle durch, mit einer kurzen breiten Klinge. Von der ihm abgewandten Seite aus zu sich hin, wie es ihm Großmutter Vera beigebracht hatte.
     
    In ihren Bewegungen lag eine unnachahmliche, übermenschliche Grazie. Loj Iwer, der Kopf des Clans der Katzen, berührte mit ihrer zarten Fingerspitze das goldene Puder, das nachlässig in die grobe hölzerne Schale gefüllt worden war. Ein hübscher Kontrast zwischen Luxus und Schlichtheit … wenn man darüber hinwegsah, dass in der Mittelwelt keine Rosenhölzer wuchsen.
    »Du siehst allmählich schon wie eine Puppe aus«, rief Chor aus dem Schwimmbecken. »Genug geschmiert, Loj.«
    Die Frau tat so, als hätte sie ihn nicht gehört. Sie strich mit der Fingerspitze unter den Augen entlang und hinterließ dort eine goldglänzende Spur. Ihr Gesicht, das in Saphirtönen, Gold und Silber geschminkt war, hatte tatsächlich ein puppenhaftes Aussehen angenommen. Die dunkelblauen Augen, die goldenen Haare und die elfenbeinfarbene Haut wurden von Schminke in der jeweils gleichen Farbe karikaturhaft unterstrichen.
    »Juckt dir nicht die Haut von diesem ganzen Dreck?«, sagte Chor mit ärgerlich erhobener Stimme.
    »Doch, sie juckt«, bekannte Loj.
    »Dann hör auf mit der Schmiererei.«

    »Meine Schönheit ist mir wichtiger.«
    Chor gab einen grunzenden Laut von sich. Entweder weil er lachte oder weil er sich ärgerte.
    »Weshalb hast du das nötig, Loj?«
    »Was? Den Ball?«
    »Nein. Die spöttischen Blicke unserer Dummköpfe, die falschen Komplimente der Gäste …«
    »Und die glühenden Blicke der Jünglinge …«, flüsterte Loj mit weicher Stimme.
    »Geile Katze«, sagte Chor. Es war keine Beleidigung. Nur eine Feststellung.
    »Chor …« Loj wandte sich vom Spiegel ab und ging zum Becken. »Wenn sie in mir nur eine niedliche, geschminkte Närrin sehen, ist es einfacher …«
    Er bespritzte sie mit Wasser. Scheinbar spielerisch, dabei wusste er genau, wie wenig Loj das mochte und wie schnell sich die komplizierten Muster der verschiedenen Puder in schmutzige Rinnsale verwandeln konnten. Loj wandte sich ab und schüttelte den Kopf.
    »Also gut. Ich verstehe. Ich verspreche dir, Chor, heute werde ich nicht nach dem zweiten Pokal Wein durch die Gegend taumeln und unvornehm laut lachen. Und ich werde auch nicht mit den genusssüchtigen Magiern der anderen Clans rumknutschen.«
    Voller Zweifel blickte Chor sie aus dem warmen schwebenden Wasser an. Er war groß und muskulös, und jede seiner Bewegungen verriet den Kämpfer in ihm. Auch er kannte keinen Mangel an Verehrerinnen, genau wie Loj, die immer eine Schar von Kavalieren um sich

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