Drachenreigen (mit Bonus-Story: Schau hin!)
Verschnaufpause ein.
Nur für Sekunden.
Dann fauchte der nächste Feuerstoß durch die Nacht, und in seinem Schein konnte ich sie ansehen, sah, wie sie in die Hocke ging, um die Riemen ihrer Sandalen zu lösen, und dabei fiel ihr langes Haar über ihre Schultern.
„Du auch“, sagte sie, während sie die Lederschnüre von ihren Unterschenkeln wickelte.
Während ich Wams und Hose auszog blieben meine Blicke auf sie gerichtet, auf ihre seidige Haut im Glanz der Flammenzungen. Sie streifte die Sandalen ab, richtete sich auf und betrachtete mich ein wenig verstohlen. Zum ersten Mal hatte ich das Gefühl, dass auch sie nervös war. In meiner Erinnerung ist ihr Lächeln kein bisschen blasser geworden. Es ist ihr Lächeln, und das wird es immer für mich bleiben.
Gleich darauf nahm sie mich bei der Hand, wir rannten zum Wasser, tauchten kurz die Füße hinein, mussten beide lachen, weil wir die gleiche Gänsehaut bekamen, und liefen weiter, ein wenig schwankend wegen der Steine, dann noch lauter lachend, als die Wasserpflanzen nach uns tasteten und unsere Körper berührten.
Ich war der bessere Schwimmer – zumindest etwas, in dem ich sicherer war als sie –, aber sie war trotzdem recht schnell und ich blieb auf einer Höhe mit ihr. Nicht für alle Drachenschuppen dieser Welt hätte ich freiwillig darauf verzichtet, ganz in ihrer Nähe zu sein. Bei jedem Schwimmstoß tauchte sie Gesicht und Haar unter Wasser, nicht wie die anderen Mädchen, und immer wenn sie wieder auftauchte lag das flüssige Gold des Drachenscheins auf ihren Zügen. Tropfen funkelten in ihren Wimpern. Meine Beine und Arme wurden wie Blei bei diesem Anblick, und hätte ich mich nicht gezwungen, mich aufs Schwimmen zu konzentrieren, wäre ich untergegangen wie ein Stein.
Hin und wieder blickte auch sie zu mir herüber, und einmal spie sie mir quietschend einen Wasserstrahl ins Gesicht. Wenn ich es genau bedenke, benahmen wir uns wie zwei Kinder, wir fühlten beide nichts von der Erhabenheit, die wir beim Anblick der Drachenschuppe hätten spüren müssen. Die einzige Ehrfurcht, die mich überkam, war die vor dem Mädchen neben mir im Wasser. Dagegen waren die Schuppe und die Drachen und die ganze Welt so unbedeutend wie irgendein Sandkorn am Grund des Sees.
Wir schwammen lange – es ist ein großer See, auch heute noch –, aber irgendwann stießen wir in jenen Bereich vor, den die Schuppe mit ihrem Licht erfüllte, und die Wärme, die über dem Wasser lag, ließ mich für einen Augenblick zögern.
„Kannst du es spüren?“, fragte sie zwischen zwei Schwimmstößen.
„Ja. Glaubst du, dass sie heiß ist?“
„Weiß nicht.“ Und woher auch? Niemand sonst hatte je eine Drachenschuppe berührt, zumindest keiner, den wir kannten.
Wir schwammen jetzt beide auf der Stelle, gleich nebeneinander. Ich starrte die Schuppe an, ihre hochgewölbten Ränder, die eine gute Armlänge über den Wellen trieben. Von hier aus konnten wir nur einen Teil der Außenseite sehen, nicht aber ins Innere.
„Komm mal her“, sagte sie unvermittelt.
Ich wandte überrascht meinen Kopf zu ihr um, aber da war sie schon heran, hielt sich nur mit den Beinen in der Schwebe und legte ihre Hände an meine Seiten. Es war fast eine Umarmung, das Nächstbeste, das inmitten eines Sees mit hundert Mannslängen Leere unter einem möglich ist. Trotz des Abgrunds unter uns, trotz der flirrenden Schuppe, trotz der Drachen am Himmel raubte mir die Berührung den Atem. Ich stellte mir ihre nackten Beine in der Dunkelheit vor, wie sie sich streckten und anwinkelten, und wie das Wasser jede Stelle ihres Körpers liebkoste.
„Amethyst“, flüsterte sie wieder und sah mich mit flammenden Augen an.
Ich bewegte meine Beine ein wenig schneller, um die Umarmung erwidern zu können, dann küssten wir uns mit allem Drum und Dran, schluckten irgendwann Wasser, mussten lachen und gingen darüber beide für einen Augenblick unter.
Als ich wieder auftauchte war ich allein. Ich spürte ihre Berührung nicht mehr, und das Wasser fühlte sich kälter an.
Ich paddelte wild auf der Stelle, drehte mich im Kreis, rief ihren Namen, aber sie kam nicht wieder hoch.
Die Schuppe beschien meine Panik mit stoischem Goldglanz. Am Himmel kreisten unaufhörlich die Drachen, schleuderten Feuer, tanzten um sich selbst und miteinander, und ich trieb in der Leere, in der Stille, und mein Herz setzte bei jedem zweiten Schlag aus und drohte zu erstarren.
„He, Amethyst!“
Mein Kopf fuhr herum, und dann sah
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