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Drachenreiter

Titel: Drachenreiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cornelia Funke
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Beine habt Ihr beiden, da könnte ich nicht mithalten. Nun ja, dafür habe ich einen flinken Kopf. Man kann nicht alles haben.«
    Schwefelfell setzte sich schwer atmend auf und guckte auf den kleinen Mann hinunter. »Eingebildet bist du wohl gar nicht, was?«, fragte sie.
    Fliegenbein zuckte nur die schmalen Schultern.
    »Hör nicht auf sie«, sagte Ben und lugte zwischen den Zweigen hindurch. »Sie meint es nicht so.«
    Kein Mensch war zu sehen. Ben konnte es kaum glauben, sie hatten es geschafft, ihre Verfolger abzuschütteln. Zumindest fürs Erste. Erleichtert ließ er sich wieder in den Sand plumpsen.
    »Einen Moment verschnaufen wir hier noch«, sagte er. »Und dann machen wir, dass wir zu Lung kommen. Wenn er aufwacht und merkt, dass wir noch nicht da sind, geht er uns womöglich noch suchen.«
    »Lung?« Fliegenbein klopfte sich den Sand von der Jacke. »Wer ist das? Ein Freund von euch?«
    »Das geht dich nichts an, Winzling«, fauchte Schwefelfell und stand auf. »Danke für die Hilfe, eine Pfote wäscht die andere und so weiter, aber hier trennen sich unsere Wege. Komm«, sie zog Ben hoch. »Wir haben genug verschnauft.«
    Da senkte Fliegenbein mit einem tiefen Seufzer den Kopf. »Ja, ja, geht Ihr nur!«, flüsterte er. »Oh, ich habe vollstes Verständnis. Aber nun werden mich wohl die Geier fressen, ja, das werden sie wohl.«
    Bestürzt sah Ben ihn an. »Aber wo kommst du denn her?«, fragte er. »Hast du kein Zuhause? Du musst doch irgendwo zu Hause gewesen sein, ich meine, bevor sie dich gefangen haben.«
    Fliegenbein nickte traurig. »O ja, aber da will ich nie wieder hin. Ich habe einem Menschen gehört, bei dem ich tagaus, tagein Gold putzen musste, Kopfstand machen und Geschichten erzählen, bis mir der Kopf brummte. Deshalb bin ich fortgelaufen. Aber ich bin nun mal ein Pechvogel. Kaum war ich meinem Meister entkommen, da packt mich ein Rabe und schleppt mich fort. Letzte Nacht im Sturm hat er mich aus den Krallen verloren - und wo lässt er mich fallen? Genau über dem Zeltlager, aus dem wir gerade entkommen sind. Pech, Pech, Pech. Ich habe immer Pech.«
    »Das ist ja 'ne tolle Geschichte«, sagte Schwefelfell. »Komm, wir müssen los.« Sie zerrte an Bens Arm, aber der blieb stehen.
    »Wir können ihn doch nicht einfach hier lassen!«, sagte er. »So ganz alleine.«
    »Doch, das können wir«, raunte Schwefelfell ihm zu, »weil ich ihm nämlich kein Wort von seiner rührenden Geschichte glaube. Irgendwas stimmt nicht mit diesem Winzling. Ist doch seltsam, dass er zur gleichen Zeit wie wir hier auftaucht. Außerdem hat er mir zu viel mit Raben zu tun.«
    »Aber du hast doch gesagt, Raben sind nur verdächtig, wenn sie allein sind«, flüsterte Ben zurück.
    Fliegenbein tat so, als beachte er das Geflüster nicht. Aber er rutschte langsam näher.
    »Vergiss, was ich gesagt habe!«, zischte Schwefelfell. »Ich rede oft furchtbaren Blödsinn.«
    »Ja, jetzt zum Beispiel«, sagte Ben. »Er hat uns geholfen, das vergisst du wohl. Und deshalb sind wir ihm was schuldig.« Ben hielt dem Homunkulus die Hand hin. »Komm«, sagte er. »Wir nehmen dich ein Stück mit. Wir finden schon einen Platz, an dem es dir gefällt. Einverstanden?«
    Fliegenbein sprang auf und machte eine bodentiefe Verbeugung. »Ihr habt ein weiches Herz, Euer Gnaden«, sagte er. »Ich nehme Euer Angebot mit größter Dankbarkeit an.«
    »Du meine Güte!«, stöhnte Schwefelfell. Ärgerlich drehte sie sich um. Auf dem Rückweg zur Grotte sprach sie kein einziges Wort.
    Fliegenbein aber saß auf Bens Schultern und baumelte mit den Beinen.

    DER BASILISK
     
     
    Lung machte sich keine Sorgen. Er schlief tief und fest. Draußen brannte die Sonne immer heißer, doch in der Grotte blieb es kühl, und der Drache träumte von den Bergen, von Steinzwergen, die seinen Schwanz hinaufkletterten, und von dem schmutzigen Kanal, der durch die große Menschenstadt floss.
    Plötzlich hob er den Kopf. Irgendetwas hatte ihn aus dem Schlaf geschreckt. Ein scheußlicher Gestank zog ihm in die Nase, schwappte über ihn hinweg wie das Schmutzwasser, von dem er eben noch geträumt hatte. Das Dorngestrüpp vor dem Eingang der Höhle ließ schlaff die Blätter hängen.
    Beunruhigt richtete der Drache sich auf. Er lauschte.
    Aus einem Spalt im dunkelsten Winkel der Höhle drang ein Zischen. Federn raschelten, Krallen kratzten über den felsigen Boden. Und plötzlich schob sich aus der Finsternis das scheußlichste Wesen, das Lung je gesehen hatte.
    Es sah

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