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Drachenreiter

Titel: Drachenreiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cornelia Funke
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Gegenwart«, antwortete der Professor. »Ich habe bei meinen Forschungen etwas sehr Interessantes herausgefunden: Ein Fabelwesen zieht das andere an. Das eine spürt die Gegenwart des anderen. Manchen kribbelt der Kopf, anderen jucken die Schuppen. Hast du so etwas noch nie verspürt?«
    Lung schüttelte den Kopf. »Mir jucken oft die Schuppen«, antwortete er. »Aber ich habe mir nie etwas dabei gedacht.«
    Der Professor nickte nachdenklich. »Ich nehme an, der Basilisk hat dich wahrscheinlich gerochen.«
    »Er hat gesagt, ich habe seine dunklen Träume gestört«, murmelte Lung. Er schauderte. Ihm war immer noch übel von dem Gestank, den das Ungetüm verbreitet hatte.
    Professor Wiesengrund räusperte sich. »Ich hätte da noch eine Bitte«, sagte er. »Dürfte ich wohl einmal über deine Schuppen streichen? Weißt du, wir Menschen begreifen erst dann so richtig, dass etwas wirklich ist, wenn wir es einmal angefasst haben.«
    Lung streckte dem Professor den langen Hals entgegen. Ehrfürchtig strich Barnabas Wiesengrund über die Drachenschuppen.
    »Wunderbar!«, flüsterte er. »Absolut wunderbar. Ach, übrigens, das mit deinem Schwanz, ähm, dass ich draufgetreten bin, tut mir wirklich Leid. Aber ich wusste einfach nicht, wie ich deinen Blick sonst von dem des Basilisken hätte lösen können.«
    Lung lächelte und schwenkte den gezackten Schwanz hin und her. »Oh, das war nicht weiter schlimm. Etwas Koboldspucke von Schwefelfell ...«, der Drache hielt inne und sah sich um.
    »Sie sind immer noch nicht da.« Beunruhigt trat er in den Höhleneingang. »Wo bleiben sie?«
    Hinter ihm räusperte sich der Professor. »Vermisst du deinen Kobold?«
    Überrascht drehte Lung sich um. »Ja.«
    Barnabas Wiesengrund seufzte. »Das hatte ich befürchtet«, sagte er. »Drüben im Zeltlager halten sie einen Waldkobold gefangen.«
    Lung schlug so heftig mit dem Schwanz, dass er den Professor fast umwarf. »Schwefelfell?«, rief er. »Sie haben sie gefangen?« Ihm wurde schwindelig vor Zorn. Er bleckte die Zähne. »Wo ist sie? Ich muss ihr helfen.«
    »Nein, du nicht«, sagte Barnabas Wiesengrund schnell. »Das ist zu gefährlich für dich. Ich werde sie befreien. Ich hatte sowieso schon lange vor, diese Käfige aufzubrechen.« Entschlossen klemmte er sich den Spiegel unter den Arm und ging auf den Höhleneingang zu. »Ich komme bald zurück«, sagte er. »Mit deinem Freund Schwefelfell.«
    »Oh, Schwefelfell ist schon hier«, knurrte es aus dem Dornendickicht vor der Höhle und Schwefelfell zwängte sich durch das trockene Gestrüpp. Ben folgte ihr mit Fliegenbein auf der Schulter. Etwas mitgenommen, zerkratzt von Dornen, staubig und verschwitzt sahen sie aus. Lung ging auf sie zu, warf Fliegenbein einen kurzen verwunderten Blick zu und beschnupperte dann Ben und Schwefelfell besorgt von allen Seiten.
    »Sie hatten dich gefangen?«, fragte er das Koboldmädchen.
    »Ja, ja, aber Ben hat mich befreit. Zusammen mit dem Winzling da.« Schwefelfell musterte den Professor misstrauisch vom Kopf bis zu den staubigen Stiefeln. »Was, beim Spitzgebuckelten Raukopf, tut der Mensch hier?«
    »Soweit ich sehe, ist das neben dir auch ein Mensch!«, stellte Barnabas Wiesengrund mit käferkleinem Lächeln fest.
    »Der zählt nicht«, fauchte Schwefelfell und stemmte ärgerlich die Pfoten in die Seite. »Das ist ein Freund. Aber was bist du? Überleg dir die Antwort gut, denn ich bin im Moment auf Menschen sehr schlecht zu sprechen. Furchtbar schlecht, bauchkneif-fellkratz-zahnschmerz-schlecht, verstanden?«
    Barnabas Wiesengrund lächelte. »Verstanden«, antwortete er. »Also, ich ...«
    »Moment mal!«, rief Schwefelfell. Misstrauisch machte sie einen Schritt auf den Professor zu. »Habe ich dich nicht sogar bei den Käfigen gesehen?«
    »Schwefelfell, hör auf!«, unterbrach Lung sie. »Er hat mir das Leben gerettet.«
    Das verschlug Schwefelfell die Sprache. Ungläubig guckte sie erst Lung, dann Barnabas Wiesengrund an. »Der?«, fragte sie. »Wie soll er das denn angestellt haben?«
    In dem Moment beugte Fliegenbein sich von Bens Schulter herunter, schnupperte mit seiner spitzen Nase und hob erschrocken den Kopf.
    »Hier war ein Basilisk!«, flüsterte er mit entsetztem Gesicht. »Ach, grundgütiger Himmel!«
    Alle drehten sich erstaunt zu dem kleinen Mann um.
    »Wer ist das?«, fragte Lung.
    »Ach der!« Schwefelfell machte eine wegwerfende Handbewegung. »Das ist ein Himunkoloss oder so was. Wir haben ihn im Menschenlager aufgegabelt

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