Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Drachenreiter

Titel: Drachenreiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cornelia Funke
Vom Netzwerk:
einen Löffel Suppe und probierte, »... ist das Essen so gut wie fertig. Ich glaube, es wird dir schmecken. Ich weiß von meiner Frau ziemlich genau, was Kobolde mögen.« Er drehte sich zu Ben um. »Hast du eigentlich eine Familie? Außer Schwefelfell und Lung, meine ich?« Ben schüttelte den Kopf. »Nein«, murmelte er.
    Der Professor sah ihn einen Moment lang nachdenklich an. »Nun, es gibt Schlechteres als einen Drachen und ein Koboldmädchen zur Gesellschaft«, sagte er schließlich. »Nicht wahr?« Er griff in seinen Korb und holte drei kleine Schüsseln, drei Esslöffel und einen winzigen Zuckerlöffel für Fliegenbein heraus. »Aber falls du irgendwann mal Lust auf menschliche Gesellschaft hast - ich, ähm«, der Professor rieb sich verlegen die Nase, »ich weiß nicht mal deinen Namen.«
    Der Junge lächelte. »Ben«, antwortete er. »Ich heiß Ben.«
    »Ja, also, Ben«, der Professor füllte eine Schüssel mit Suppe und gab sie Schwefelfell, die sich schon ungeduldig die Lippen leckte. »Solltest du irgendwann mal Lust auf menschliche Gesellschaft haben, dann musst du mich und meine Familie besuchen kommen.«
    Er griff in seine Hosentasche, zog eine verknickte und etwas angestaubte Visitenkarte hervor und reichte sie Ben. »Hier, das ist unsere Adresse. Wir könnten interessante Gespräche über Kobolde und Drachen führen. Vielleicht haben deine Freunde ja sogar Lust dich zu begleiten. Meine Tochter würde dir bestimmt gefallen. Sie kennt sich fabelhaft mit Feen aus, besser als ich.«
    »Danke«, stotterte Ben. »Wirklich, das ist sehr nett von Ihnen.«
    »Sehr nett? Wieso?« Der Professor gab ihm eine Schüssel heiße Suppe. »Was soll daran nett sein?« Er reichte Fliegenbein den kleinen Löffel. »Könntest du bei Ben mitessen? Ich habe leider nur drei Schüsseln.«
    Der Homunkulus nickte und setzte sich auf Bens Arm. Barnabas Wiesengrund wandte sich wieder dem Jungen zu. »Was soll nett an meiner Einladung sein? Es wäre nett, wenn du sie annimmst. Du bist ein angenehmer Kerl und außerdem einer, der nach dieser Reise bestimmt ein paar sehr interessante Dinge zu berichten hat. Eigentlich ist es sogar ziemlich egoistisch von mir, dich einzuladen, wenn ich es bedenke.«
    »Sobald wir zurück sind, bringen wir ihn zu dir«, schmatzte Schwefelfell. »Auf die Weise werden wir ihn eine Weile los. Kuhmaul und Filziger Gelbfuß, schmeckt diese Suppe gut!«
    »Ja, findest du?« Der Professor lächelte geschmeichelt. »Nun, wenn ein Koboldmädchen das sagt, muss schon etwas dran sein. Wartet, ihr müsst euch noch ein paar von diesen frischen Minzeblättern drüberstreuen. Hier, bitte!«
    »Minze! Hm!« Schwefelfell verdrehte die Augen. »Wir sollten dich als Koch mitnehmen, Barnabas.«
    »Tja, zu gern, zu gern!«, seufzte der Professor. »Aber leider wird mir schwindelig in größeren Höhen, vom Fliegen ganz zu schweigen. Außerdem treffe ich mich bald mit meiner Familie. Wir werden ein Schiff besteigen und uns auf die Suche nach dem Pegasus machen, dem geflügelten Pferd. Trotzdem, ich fühle mich sehr geehrt von eurem Angebot.« Er machte eine kleine Verbeugung. Dann nahm er sich selbst auch einen Teller von seiner köstlichen Suppe.
    »Lung hat erzählt, dass Sie glauben, er hat diesen Basilisken angezogen«, sagte Ben. »Stimmt das?«
    »Ich fürchte, ja.« Professor Wiesengrund füllte Bens Teller ein zweites Mal mit Suppe und gab ihm ein Stück Fladenbrot dazu. »Ich bin der festen Überzeugung, dass ein Fabelwesen das andere anzieht. Lung hat das meiner Ansicht nach noch nie gespürt, weil er ständig ein Fabelwesen um sich hat, dich nämlich, liebe Schwefelfell. Aber den meisten eurer Artgenossen dürfte das Fell jucken, sobald ihr in ihre Nähe kommt, und so manchen wird die Neugier zu euch treiben.«
    »Das sind ja schöne Aussichten!«, murmelte Schwefelfell. Mit düsterer Miene blickte sie in den dampfenden Topf. »Die Steinzwerge gingen ja noch, aber was ich von diesem Baseltwist gehört habe ...« Sie schüttelte besorgt den Kopf. »Was kommt wohl als Nächstes?«
    »Tja«, Barnabas Wiesengrunds Brille war ganz beschlagen vom Kochdunst. Er nahm sie von der großen Nase und putzte sie. »Weißt du, es gibt nicht mehr allzu viele Fabelwesen auf diesem Planeten. Die meisten sind schon vor Jahrhunderten verschwunden. Aber leider haben gerade die unfreundlicheren Exemplare es geschafft zu überleben. Also, solltet ihr eine weitere Reise vor euch haben, macht euch auf einiges

Weitere Kostenlose Bücher