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Drachenreiter

Titel: Drachenreiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cornelia Funke
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Ihr jetzt wohl die Güte uns die Wohnstatt der berühmten Drachenforscherin Subaida Ghalib zu zeigen?« Die Menschen runzelten die Stirn.
    Fliegenbein sprach ein sehr altmodisches Urdu, genauso alt wie die Bücher, aus denen er es gelernt hatte. Schließlich fragte der Junge, der immer noch neben Ben stand: »Ihr wollt zu Subaida Ghalib?«
    Ben war so glücklich, den Namen der Drachenforscherin zu hören, dass er Fliegenbein auf seinem Kopf vergaß und heftig nickte. Der Homunkulus kippte vornüber - und landete in der Hand des fremden Jungen. Ehrfürchtig staunte er Fliegenbein an. Dann setzte er ihn ganz behutsam in Bens ausgestreckte Hand.
    »Also wirklich, junger Herr«, wisperte der Homunkulus, während er sich die Kleider glatt strich. »Ich hätte mir um ein Haar das Genick gebrochen.«
    »'tschuldigung«, sagte Ben und setzte ihn auf seine Schulter.
    Der Junge, der Fliegenbein aufgefangen hatte, ergriff Bens Hand und zog ihn mit sich. Das ganze Dorf folgte ihnen den Strand entlang, vorbei an den Hütten und Booten bis zu einer Hütte, die etwas abseits stand.
    Die Figur eines steinernen Drachen stand neben der Tür, mit einem Kranz blauer Blumen um den Hals. Über dem Türrahmen war der volle Mond auf die Holzwand der Hütte gemalt und über dem Dach flatterten drei Papierdrachen mit meterlangen Schwänzen im Wind.
    »Subaida Ghalib!«, sagte der fremde Junge und zeigte auf die Türöffnung, die nur mit einem bunten Tuch verhängt war. Dann sagte er noch etwas.
    »Sie arbeitet nachts und schläft am Tage«, übersetzte Fliegenbein. »Denn sie erforscht das Geheimnis des schwarzen Mondes. Aber zur Zeit hat sie Besuch und müsste wach sein. Wir sollen nur die Glöckchen da läuten.«
    Ben nickte. »Sag, wir bedanken uns sehr«, flüsterte er Fliegenbein zu.
    Der Homunkulus übersetzte. Die Dorfbewohner lächelten und traten einen Schritt zurück, aber sie gingen nicht fort. Ben stellte sich mit Fliegenbein vor die Hüttentür und zog an der Glockenschnur. Das Geklingel der winzigen Glöckchen scheuchte zwei Vögel vom Hüttendach auf. Krächzend flogen sie davon.
    »Verdammt!«, rief Ben erschrocken. »Das waren Raben, Fliegenbein.«
    Im selben Moment schob jemand das bunte Tuch vor der Hüttentür zur Seite - und Ben blieb vor Staunen die Luft weg.
    »Professor!«, stammelte er. »Was machen Sie denn hier?«
    »Ben, mein Junge!«, rief Barnabas Wiesengrund und zog ihn mit einem breiten Lächeln in die Hütte. »Bin ich froh dich zu sehen. Wo sind die anderen?«
    »Oh, die, die haben sich am Fluss versteckt«, antwortete Ben verdattert und sah sich um. In einer Ecke des kleinen Raumes, in den der Professor ihn zog, saßen auf Kissen um ein flaches Tischchen herum eine untersetzte Frau und ein Mädchen, das etwa in Bens Alter war.
    »Tag«, murmelte Ben verlegen. Fliegenbein machte eine Verbeugung.
    »Oh«, sagte das Mädchen und drehte sich zu dem Homunkulus um. »Du bist aber ein seltsamer Elf. So einen wie dich habe ich noch nie gesehen.«
    Fliegenbein verbeugte sich mit geschmeicheltem Lächeln ein zweites Mal. »Ich bin keineswegs ein Elf, verehrte Dame. Ich bin ein Homunkulus.«
    »Ein Homunkulus?« Erstaunt blickte das Mädchen Barnabas Wiesengrund an.
    »Das ist Fliegenbein, Guinever«, erklärte der Professor. »Er wurde von einem Alchimisten geschaffen.«
    »Wirklich?« Guinever blickte den Homunkulus voll Bewunderung an. »Ich habe noch nie einen Homunkulus getroffen. Aus welchem Tier hat der Alchimist dich gemacht?«
    Fliegenbein zuckte bedauernd die Schultern. »Das ist mir leider nicht bekannt, edle Dame.«
    »Guinever«, unterbrach der Professor die beiden und legte seinen Arm um Bens Schulter. »Darf ich dir auch meinen jungen Freund Ben vorstellen? Du hast ja schon einiges von ihm gehört. Ben, das ist meine Tochter Guinever.«
    Ben wurde rot wie ein Radieschen. »Hallo«, murmelte er. Guinever lächelte ihn an. »Du bist der Drachenreiter, nicht wahr?«, sagte sie.
    »Der Drachenreiter!« Die Frau, die neben Guinever an dem flachen Tischchen saß, verschränkte die Arme. »Mein lieber Barnabas. Würdest du diesen erstaunlichen jungen Mann bitte auch mir endlich vorstellen?«
    »Aber natürlich!« Barnabas Wiesengrund drückte Ben auf ein freies Kissen neben dem Tisch und setzte sich an seine Seite. »Das hier, liebe Subaida, ist mein Freund Ben - der Drachenreiter, von dem ich dir schon so viel erzählt habe. Das, lieber Ben«, er zeigte auf die dicke kleine Frau im bunten Gewand, deren graues

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