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Drachenreiter

Titel: Drachenreiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cornelia Funke
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verdunkelten, um die Drachen an der Flucht vor Nesselbrand zu hindern. Ich habe versucht sie zu verjagen, aber scheucht man sie weg, so sind sie wenige Minuten später wieder da.«
    »Schwefelfell hat da so eine Methode«, meinte Ben und stand von seinem Kissen auf. »Da kommen sie nicht wieder. Also dann, ich hol die beiden jetzt.«
    »Eine gefährliche Methode«, murmelte Fliegenbein. Überrascht blickten die anderen ihn an. Der Homunkulus zog erschrocken den Kopf ein.
    »Mein lieber Fliegenbein«, sagte der Professor, »weißt du Genaueres über diese Raben?«
    »Nein, wieso?« Fliegenbein machte sich ganz klein. »Nein! Ich glaube nur, dass man sie nicht reizen sollte. Raben können sehr bösartig sein«, er räusperte sich, »vor allem die mit roten Augen.«
    »Aha.« Der Professor nickte. »Ja, davon habe ich auch schon gehört. Was deinen Verdacht betrifft, dass sie Spione sind«, er zog Ben mit zur Tür, »Nesselbrand wusste von eurem Abstecher zu dem Dschinn. Ich hatte den Eindruck, dass er jemanden in eurer Nähe hat, der ihm alles berichtet, was ihr tut. Ich habe mir den Kopf zerbrochen, wer es sein könnte, und da ...«
    »Die Raben?«, unterbrach Ben ihn erschrocken. »Die Raben haben ihm alles erzählt? Aber ich hab gar keine gesehen bei dem Dschinn.«
    Fliegenbein wurde erst rot und dann weiß wie ein Blatt Papier. Er begann am ganzen Leib zu zittern.
    »He, Fliegenbein, was ist los?«, fragte Ben und sah sich besorgt zu ihm um.
    »Oh - äh«, Fliegenbein presste seine zitternden Hände auf die Knie und wagte nicht Ben anzusehen. »Ich habe einen gesehn«, stammelte er. »Einen Spi ..., einen Raben, ja. Ganz bestimmt. In den Palmen, als ihr schlieft. Aber ich wollte euch nicht wecken.« Wie gut, dass niemand sein Herz hören konnte, sein wie rasend pochendes Herz.
    »Nun, das ist fatal«, murmelte Barnabas Wiesengrund. »Aber wenn Schwefelfell einen Weg weiß sie zu vertreiben, müssen wir uns ja vielleicht keine allzu großen Sorgen machen, auch wenn unser Homunkulus-Freund nichts von Koboldmethoden hält. Kobold und Homunkulus - das verträgt sich nicht allzu gut, nicht wahr, Fliegenbein?«
    Fliegenbein brachte ein schwaches Lächeln zu Stande. Was sollte er auch sagen? Dass Zauberraben rachsüchtig sind? Dass Schwefelfell vielleicht längst einen Stein zu viel geworfen hatte? Dass sein Meister viele Raben hatte?
    Ben zuckte die Achseln und zog das Tuch vor der Hüttentür zur Seite. »Ich hol Lung jetzt«, sagte er. »Wenn die Raben hier sind, werden sie ihn irgendwann sowieso bemerken.«
    Subaida Ghalib erhob sich von ihrem Kissen. »Wir werden unsere Katzen auf die Dächer treiben«, sagte sie, »und unter jeden Baum. Vielleicht können wir so die Raben fern halten, damit sie uns nicht belauschen.«
    »Gut.« Ben machte eine verlegene Verbeugung vor ihr, warf Guinever noch einen Blick zu und lief nach draußen.
    Die Dorfbewohner warteten noch vor der Hütte. Gespannt sahen sie ihn an.
    »Sag ihnen, dass wir gleich wiederkommen«, flüsterte Ben Fliegenbein zu. »Und sag ihnen, dass wir einen Drachen mitbringen.«
    »Wie du meinst«, sagte der Homunkulus - und übersetzte. Ein erstauntes Raunen erhob sich, die Menschen wichen zur Seite und Ben machte sich mit Fliegenbein auf den Weg.

   DER DRACHE  
     
     
    Der Himmel leuchtete in mildem Morgenlicht und die Sonne brannte noch nicht allzu heiß, als Lung mit Ben und Schwefelfell auf das Dorf zuging. Schwärme weißer Seevögel kreisten über dem Drachen und kündigten seine Ankunft mit aufgeregtem Kreischen an.
    Die Menschen im Dorf warteten schon auf ihn. Sie standen vor ihren Hütten, die Kinder auf dem Arm. Der Strand war mit Blüten bestreut. Über den Hüttendächern flatterten Papierdrachen und selbst die kleinsten Kinder hatten ihre schönsten Kleider an. Ben fühlte sich wie ein König hoch oben auf dem Drachenrücken. Er sah sich nach den Raben um, aber keiner war zu entdecken. Nur die Katzen des Dorfes waren überall, weiße, gelbe, getigerte und gescheckte, auf den Dächern, vor den Hütten und in den Zweigen der wenigen Bäume. Lung schritt an Katzen und Menschen vorbei, über die Blütenblätter, bis er Barnabas Wiesengrund entdeckte. Als er vor dem Professor stehen blieb, wichen alle ringsum ehrfürchtig zurück. Nur Subaida Ghalib und Guinever blieben an ihrem Platz.
    »Mein lieber Lung«, sagte Barnabas und verbeugte sich tief. »Dein Anblick macht mich heute genauso glücklich wie bei unserer ersten Begegnung. Meine Frau lernst

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