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Drachenreiter

Titel: Drachenreiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cornelia Funke
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beobachtete.
    »Erzähle mir, wie man den Mond überlistet«, sagte er.
    »Dafür sollten wir uns einen ruhigeren Ort suchen«, antwortete die Drachenforscherin. »Lass uns dorthin gehen, wo ich die Lösung des Geheimnisses fand.«
    Sie hob die Hände, ihre Armreifen klirrten und die Ringe an ihrer Hand blitzten im Sonnenlicht. Sofort wurde es still. Die aufgeregten Stimmen verstummten. Die Kinder rutschten von Lungs Rücken - und nur das Rauschen des Meeres war noch zu hören. Subaida Ghalib rief den Dorfbewohnern etwas zu.
    »Ich gehe mit dem Drachen jetzt zum Grabmal des Drachenreiters!«, übersetzte Fliegenbein. »Ich habe wichtige Dinge mit ihm zu bereden, die an kein falsches Ohr dringen dürfen.«
    Die Bewohner des Dorfes blickten hinauf zum Himmel. Subaida hatte ihnen von den Raben erzählt. Aber der Himmel war leer, bis auf einen Schwärm weißer Seevögel, der zum Fluss zog. Ein alter Mann trat vor und sagte etwas.
    »Dann bereiten wir jetzt das Fest vor!«, übersetzte Fliegenbein. »Das Fest, das die Wiederkehr der Drachen und des Drachenreiters feiert.«
    »Ein Fest?«, fragte Ben. »Für uns?«
    Subaida wandte sich ihm lächelnd zu. »Natürlich. Sie werden euch nicht wieder fortlassen ohne dieses Fest. Die Menschen hier glauben, dass ein Drache ein Jahr Glück bringt - Glück und Regen, der hier fast als das größte Glück gilt.«
    Ben blickte zum blauen Himmel hinauf. »Sieht nicht nach Regen aus«, meinte er.
    »Wer weiß. Drachenglück kommt wie der Wind«, antwortete Subaida. »Aber jetzt kommt mit.« Sie wandte sich um und winkte Lung mit ihrer beringten Hand.
    Er wollte ihr gerade folgen, als Guinever Wiesengrund zaghaft gegen sein Vorderbein klopfte.
    »Bitte«, sagte sie. »Meinst du, es wäre dir zu schwer, ich weiß nicht, aber könntest du ...«
    Lung beugte den Nacken. »Steig auf«, sagte er. »Ich kann zehn von deiner Größe tragen, ohne viel davon zu spüren.«
    »Und was ist mit meiner Größe?«, rief Subaida Ghalib und stemmte die Arme in die Hüften. »Ich fürchte, das ist selbst für einen Drachen zu viel, oder?«
    Lung beugte lächelnd noch einmal den Hals. Da raffte Subaida ihr weites Gewand und kletterte behänd an den Zacken des Drachen hoch.
    Schwefelfell blickte dem Mädchen und der Frau mit düsterer Miene entgegen. Aber als Guinever ihr die Hand entgegenstreckte und sagte: »Hallo, ich bin wirklich sehr erfreut deine Bekanntschaft zu machen!«, hellte ihr pelziges Gesicht sich auf.
    Und während Lung seine drei Reiterinnen dorthin trug, wo das Grabmal des Drachenreiters auf einem Hügel hinter den Hütten stand, ging Ben mit Barnabas Wiesengrund und Fliegenbein zu Fuß hinterher.
    »Tja«, sagte der Professor, als Lungs Schwanz vor ihnen durch den Sand schleifte. »Guinever reitet auch mit Leidenschaft auf Elefanten und Kamelen. Ich bin schon froh, wenn ich mich auf einem Eselsrücken halten kann. Ach, übrigens«, er legte Ben den Arm um die Schulter, »meine Frau wartet am Grabmal auf uns. Dort erzählst du uns hoffentlich endlich, was ihr seit unserer letzten Begegnung erlebt habt. Vita freut sich schon besonders darauf, dich kennen zu lernen, dich, Schwefelfell und vor allem auch Fliegenbein. Kobolde kennt sie ja einige, aber sie wollte schon immer gern einem Homunkulus begegnen.«
    »Hast du gehört, Fliegenbein?«, fragte Ben und wandte den Kopf dem kleinen Mann auf seiner Schulter zu.
    Aber der Homunkulus war in Gedanken versunken. Er sah noch immer die glücklichen Gesichter der Dorfbewohner vor sich, als Lung auf ihre Hütten zukam. Zweimal bisher hatte er mit seinem Meister ein Menschendorf betreten, aber Nesselbrand hatte niemals Glück gebracht. Angst war alles, was er brachte. Und das genoss er.
    »Ist was, Fliegenbein?«, fragte Ben besorgt.
    »Nein! Nein, nichts, junger Herr«, antwortete der Homunkulus und strich sich über die Stirn.
    Der Professor legte Ben den Arm um die Schulter. »Ach, ich platze vor Neugier. Sag mir nur eins!« Er blickte zum Himmel, aber von Raben war immer noch nichts zu sehen. Trotzdem senkte er die Stimme. »Wusste der Dschinn die Antwort? Hast du die richtige Frage gestellt?«
    Ben grinste. »Ja, aber er hat sich ein bisschen rätselhaft ausgedrückt. «
    »Rätselhaft. Das ist typisch für diese Burschen, doch ...«, der Professor schüttelte den Kopf. »Nein, nein, erzähl mir später, was er gesagt hat. Wenn Vita dabei ist. Sie verdient, es auch zu hören. Ohne sie hätte ich mich nie in das verdammte Flugzeug getraut, das

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