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Drachenreiter

Titel: Drachenreiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cornelia Funke
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Barnabas?« Der Professor schüttelte den Kopf.
    »Du hast auch rote Augen«, knurrte Schwefelfell und sah den Homunkulus an.
    »Natürlich!«, fuhr Fliegenbein sie an. »Ein Homunkulus ist ein Zaubergeschöpf, oder?«
    Schwefelfell musterte ihn immer noch misstrauisch.
    »Versucht es doch einfach«, sagte Guinever. »Ihr redet und redet. Diese Raben sind doch wirklich sehr merkwürdig. Versucht es. Vielleicht hat Fliegenbein ja Recht.«
    Lung sah erst das Mädchen und dann die Raben nachdenklich an. »Ja, versuchen wir es«, sagte er, schob seinen Hals über Schwefelfells Schultern und blies ganz sacht einen Regen blauer Funken auf die Steinchen in ihrer Pfote.
    Schwefelfell sah mit gerunzelter Stirn zu, wie die Funken verloschen und nur einen blassen blauen Schimmer auf den Steinen zurückließen.
    »Koboldspucke und Drachenfeuer«, murmelte sie. »Na, was das wohl wird.«
    Dann spuckte sie auf jeden Stein und rieb die Spucke gründlich ein. Die Raben waren noch näher gekommen.
    »Na, wartet!«, rief Schwefelfell. »Hier kommt ein Koboldgeschenk für euch.« Sie sprang auf den Kopf des steinernen Drachen, holte aus, zielte - und warf. Erst den einen, dann den anderen Stein.
    Beide trafen.
    Aber diesmal blieben sie nicht lange haften. Die Raben schüttelten sie mit wütendem Geschrei aus dem Gefieder und schossen auf Schwefelfell herab.
    »Verdammt!«, schrie sie und brachte sich mit einem Satz hinter dem Steindrachen in Sicherheit. »Schneckling und Satansröhrling! Das wirst du mir büßen, Fliegenbein!«
    Lung bleckte die Zähne und stellte sich schützend vor die Menschen. Die Raben schossen über die Steinkuppel hinweg - und begannen plötzlich zu taumeln.
    »Sie verändern sich!«, schrie Guinever und lugte hinter Lungs Rücken hervor. »Sie verändern ihre Gestalt! Seht doch!« Alle sahen es.
    Die krummen Schnäbel schrumpften zusammen. Aus schwarzen Flügeln wurden klappernde Scheren, die panisch in die leere Luft schnappten. Kleine gepanzerte Körper zappelten, während die Erde sie unerbittlich anzog. Sie landeten auf einer der Treppen, kugelten die zerfallenen Stufen hinunter und verschwanden in dem dornigen Gestrüpp am Fuß des Hügels.
    »Ritterling und Hohlfußröhrling!«, flüsterte Schwefelfell. »Der Homunkulus hatte doch Recht.« Verwirrt rappelte sie sich auf. »Sie sind Krebse geworden!« Ungläubig sah Ben den Professor an.
    Barnabas Wiesengrund nickte nachdenklich. »Sie sind Krebse gewesen«, sagte er. »Bevor jemand sie in Raben verwandelt hat. Interessant, wirklich sehr interessant, nicht wahr, Vita?«
    »Allerdings«, antwortete seine Frau und stand seufzend auf.
    »Was machen wir nun mit den Burschen?«, fragte Schwefelfell und trat auf die oberste Stufe der Treppe, die die verwandelten Raben hinabgepoltert waren. »Soll ich sie fangen?«
    »Das ist nicht nötig«, sagte Subaida Ghalib. »Mit dem Zauber verschwindet auch die Erinnerung an ihren Meister. Sie werden wieder zu ganz normalen Tieren. Drachenfeuer bringt das wahre Wesen der Dinge zum Vorschein. Nicht wahr, Lung?«
    Lung hatte den Kopf gehoben und blickte zum blauen Himmel hinauf. »Ja«, antwortete er. »Ja, das stimmt. Meine Eltern haben mir davon erzählt, vor langer, langer Zeit, aber ich hatte es noch nie selbst gesehen. Es gibt nicht mehr viele verzauberte Dinge auf der Welt.«
    Fliegenbeins Hände zitterten so sehr, dass er sie unter seiner Jacke verbarg. Wie würde er sich verwandeln, wenn ihn das Drachenfeuer traf? Der Drache spürte seinen Blick und sah ihn an. Fliegenbein schaute schnell zur Seite, aber Lung hatte seine Angst nicht bemerkt. Er war viel zu sehr in Gedanken.
    »Wenn diese Raben Nesselbrands Spione waren«, sagte er, »dann muss er sie verwandelt haben. Ein Drache, der aus einem Wasserwesen ein Geschöpf der Luft macht?« Fragend sah er Subaida Ghalib an.
    Die Drachenforscherin drehte nachdenklich an einem ihrer Ringe. »Keine Geschichte berichtet von einem Drachen, der solche Kräfte hat«, antwortete sie. »Das ist wirklich sehr, sehr seltsam.«
    »An Nesselbrand ist vieles seltsam«, sagte Barnabas Wiesengrund. Er lehnte sich an eine Säule. »Ich habe es bisher nur Vita und Subaida erzählt: Als er mir seinen Besuch abstattete, kroch er aus einem Brunnen. Aus dem Wasser also. Merkwürdig für ein Feuerwesen, findet ihr nicht? Wo ist er hergekommen?«
    Alle schwiegen ratlos.
    »Und wisst ihr, was das Merkwürdigste ist?«, fuhr Barnabas Wiesengrund fort. »Dass Nesselbrand hier nicht selbst

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