Drachenritter 01 - Die Nacht der Drachen
Damm gelangen kann. Das heißt, sie sind irgendwo zwischen uns und dem Festland auf sicherem Boden.«
»Dann gibt es keine Diskussion mehr«, sagte Brian. »Der Turm vor uns und diese Armbrustschützen im Rücken, das ist keine wünschenswerte Lage. Wir kehren um und stellen uns ihnen entgegen.«
»Ich weiß nicht«, sagte Jim. Er hatte ein unangenehmes Gefühl in der Magengrube. »Ihr könnt Euch allen denen entgegenstellen, wenn Ihr das für das Beste haltet. Ich muß weiter zum Verhaßten Turm. Irgendwie habe ich das Gefühl, daß die Frist abläuft.«
»So?« sagte Brian und wurde plötzlich nachdenklich. »Das Gefühl kam gestern über mich, als ich merkte, daß Ihr fort wart. In gewisser Weise habe ich es immer noch in mir. Vielleicht gehen wir beide am besten miteinander weiter zum Turm, James, und dem entgegen, was uns dort erwarten mag. Die übrigen können hierbleiben und sich um Sir Hugh und seine Männer kümmern, wenn die versuchen vorbeizumarschieren.«
»Ich gehe mit Gorbash«, sagte Aragh.
»Und ich auch«, sagte Dafydd unerwartet. Er begegnete Danielles Blick. »Seht mich nicht so an. Ich sagte, der Überfall auf die Burg wäre nicht meine Sache – und so war es auch. Aber als sich auf Burg Malvern alle Flammen bogen, ohne daß ein Wind ging, verspürte ich eine Kälte. Diese Kälte ist immer noch da, und ich bin überzeugt, sie wird nicht mehr von mir weichen, bis ich ihren Ursprung gefunden und mitgeholfen habe, ihn zu vernichten.«
»Nanu, Ihr seid ja doch ein Ritter«, sagte Danielle.
»Spottet nicht«, sagte der Walliser.
»Spotten? Nein, ich verspotte Euch nicht. Ich werde Euch sogar begleiten.«
»Nein!« Dafydd blickte über ihren Kopf hinweg Giles an. »Ihr müßt sie dazu bringen, daß sie hierbleibt!«
Giles grunzte.
»Warum bringt Ihr sie nicht dazu?« sagte der Ältere.
Danielle legte die Hand auf das Messer an ihrem Gürtel.
»Niemand befiehlt mir zu bleiben – oder zu gehen – oder sonst etwas«, sagte sie. »Bei dieser Sache bin ich mit dabei.«
»Giles«, warf Brian ein, ohne sie zu beachten, »könnt Ihr Sir Hugh und seine Männer allein aufhalten?«
»Ich bin nicht ganz allein…«, sagte Giles trocken. »Ich habe doch meine Männer hier. Und die Recken von Burg Malvern! Sir Hugh und seine Truppe kommen eher in den Himmel als an uns vorbei.«
»Dann laßt uns gehen, in Gottes Namen!«
Brian bestieg wieder sein Pferd und ritt den Damm hinunter. Jim schloß sich neben dem weißen Streitroß an.
»… noch irgendwelche Einwände?« forderte Danielle Dafydd heraus.
»Nein«, antwortete der Bogenschütze traurig. »Tatsächlich bestand ein Teil des Kältegefühls darin, daß Ihr bei mir sein werdet, wenn es zum Letzten kommt. Wohin die Schatten zeigen, dahin wendet sich der Tag. Laßt uns denn gehen.«
Die beiden folgten Jim und Brian, und ihre Stimmen dämpften sich zu einem leisen, vertraulichen Tonfall, zwar nicht so leise, daß Jim nicht mit Hilfe seiner Drachenohren hätte hören können, was sie sich zu sagen hatten, aber leise genug, daß er ihnen den Eindruck des Ungestörtseins vermitteln konnte, indem er sie nicht beachtete. Aragh trabte an der anderen Seite von Blanchard daher.
»Warum seid Ihr so trübsinnig, Ritter, Gorbash?« sagte er. »Heute ist ein schöner Tag zum Töten.«
»Bei diesem Turm und allen, die drinnen sind«, sagte Brian kurz, »ziehen wir gegen etwas, das unsere Seelen zutiefst berührt.«
»Ein um so größerer Narr seid Ihr, wenn Ihr so nutzlose, hinderliche Dinge habt«, brummte Aragh.
»Herr Wolf«, sagte Brian grimmig, »davon versteht Ihr nichts, und ich habe keine Lust, Euch zu belehren.«
Sie setzten ihren Weg schweigend fort. Es blieb windstill, und der Tag schien trotz fortschreitender Zeit kaum seine normalen Veränderungen zu durchlaufen. Allmählich wurde der Horizont, wo das Land auf das Meer traf, als graublaue Linie vor ihnen sichtbar, immer noch einige Meilen entfernt. Jim blickte verwundert zum Himmel auf.
»Wie spät ist es, was glaubt Ihr?« fragte er den Ritter.
»Kurz vor Prim, würde ich sagen«, antwortete Brian. »Warum fragt Ihr?«
»Prim…?« Jim mußte sich erst besinnen, daß Prim Mittag bedeutete. »Seht nur, wie dunkel es wird!«
Brian sah sich um und richtete ebenfalls den Blick gen Himmel, bevor er wieder zu Jim hinuntersah. Im Westen, über ihnen, schien, obwohl die Sonne noch an einem scheinbar wolkenlosen Himmel stand, eine Art Dunkelheit der Luft die Farben des Himmels und der
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