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Drachenritter 01 - Die Nacht der Drachen

Drachenritter 01 - Die Nacht der Drachen

Titel: Drachenritter 01 - Die Nacht der Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R. Dickson
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und Fräulein Danielle geblieben?« fragte er.
    Jim wandte sich um. Brian hatte recht. Soweit das Auge reichte – kein Zeichen von den beiden, die ihnen, wie sie glaubten, gefolgt waren.
    »Aragh?« fragte Jim. »Wo sind sie?«
    »Sie sind vor einiger Zeit zurückgeblieben«, sagte der Wolf. »Vielleicht haben sie es sich anders überlegt und wollen nicht mehr mitkommen. Sie sind irgendwo dort hinten. Wenn nicht die Bäume und Büsche wären, könnte man sie noch sehen.«
    Ein kurzes Schweigen folgte.
    »Dann gehen wir eben ohne sie weiter«, sagte Brian.
    Er zog Blanchard am Zügel. Widerwillig machte das weiße Pferd einen Schritt, dann noch einen. Sie gingen weiter. Aragh und Jim schlossen sich seitlich an.
    Während sie weiterwanderten, tötete die allgemeine Trostlosigkeit, die um sie herum herrschte und sich auch auf sie herniedersenkte, schließlich jedes Gespräch. Unter ihrem Einfluß schien es schon eine Anstrengung zu erfordern, nur zu existieren, und jede Bewegung des Körpers setzte eine bewußte Willensanstrengung voraus; die Arme und Beine waren wie Bleigewichte, die man schwer und widerwillig zu jedem langsamen, notwendigen Schritt bringen mußte. Aber die Wirkung der Stille war noch verheerender, denn durch sie isolierten sie sich voneinander, jeder tauchte allein in den dunklen Teich seiner eigenen Gedanken. Sie bewegten sich wie in einem bleichen Traum, sprachen nur dann und wann ein paar Worte, schwiegen wieder.
    Nach einiger Zeit verengte sich der Damm. Von vierzig Metern Breite schrumpfte er auf zehn. Auch die Bäume wurden niedriger und verkrüppelter – gekrümmter und knorriger –, und das spärlicher werdende Gras unter ihren Füßen enthüllte eine andere Erde, der die fette Schwärze des Marschbodens in der Nähe des Festlandes fehlte. Hier war sie sandig, von einer unfruchtbaren, unerbittlichen Härte. Sie knirschte unter ihrem Gewicht und unter Blanchards Hufen und war gleichzeitig unnachgiebig und trügerisch.
    Das weiße Streitroß blieb plötzlich stehen. Es warf den Kopf hoch und versuchte zurückzuweichen, anstatt weiter vorwärtszugehen.
    »Was, zum Teufel!« explodierte Brian und zerrte an den Zügeln. »Was ist denn jetzt in ihn gefahren?«
    »Hört«, sagte Jim, der auch stehengeblieben war.
    Einen Augenblick lang glaubte Jim beinahe, er habe nur geträumt, was er gerade gehört hatte. Aber dann ertönte es wieder und begann an Lautstärke zuzunehmen. Es war gerade vor ihnen und kam immer näher. Es war das Geschnatter von Sandmerkern.
    Die Lautstärke stieg sprunghaft an. Unverkennbar waren die Sandmerker nicht nur vor ihnen, sondern auf allen Seiten. Die dunklen Räuber hatten einfach nicht alle gleichzeitig Laut gegeben, aber jetzt war der Chor vollzählig. Jim fühlte, wie das Geräusch wieder zu den alten, primitiven Zonen seines Stammhirns vordrang. Er sah Brian an und erblickte das Gesicht des Ritters im offenen Visier seines Helms; es sah blutleer aus, die Haut eingeschrumpft bis auf die Knochen, wie das Gesicht eines Mannes, der seit zehn Tagen tot ist. Das Geschnatter steigerte sich zu einem Crescendo, und Jim fühlte, wie ihm die Fähigkeit zu denken entglitt.
    Neben ihm lachte Aragh sein stummes Lachen.
    Der Wolf warf den Kopf zurück, öffnete sein langes Maul und heulte – ein langgezogenes Heulen, das wie ein Rasiermesser in das Geräusch der Sandmerker einschnitt. Es war nicht bloß nächtliche Wolfsmusik von einer mondhellen Hügelkuppe, die Aragh da produzierte, sondern ein Ruf, der mit einem tiefen Grollen begann und sich in Höhe und Lautstärke steigerte, bis er das ganze Geschnatter übertönte; dann fiel er wieder, fiel… fiel ins Nichts. Es war ein Jagdgeheul.
    Als es aufhörte, herrschte Schweigen. Nur Schweigen. Aragh lachte wieder.
    »Sollen wir weitergehen?« sagte er.
    Brian bewegte sich wie jemand, der aus einem Traum erwacht, und zog an den Zügeln. Blanchard tat einen Schritt vorwärts. Auch Jim bewegte sich; und noch einmal machten sie sich auf den Weg.
    Die Sandmerker nahmen ihr Geschnatter nicht wieder auf. Aber als der Ritter, der Drache und der Wolf weitergingen, konnte Jim unzählige kleine, plätschernde Geräusche im Wasser und Geraschel in den Bäumen, Büschen und im Schilf hören, die sie umgaben – Geräusche, die ihren Weg begleiteten und mit ihnen Schritt hielten, als wenn ihnen eine kleine Armee großer Ratten das Geleit gäbe. Er bemühte sich nach Kräften, das Geraschel aus seinem Bewußtsein zu verdrängen. Allein die

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