Drachenritter 01 - Die Nacht der Drachen
Gesicht.
»Jede Veränderung bedeutet da eine Veränderung zum Besseren. Aber ich habe schlechte Nachrichten, Zauberer.«
»Erzähle sie mir nicht!«
»Nicht…?« Smrgol machte ein erstauntes Gesicht.
»Das war nur ein Scherz. Sag schon, sag!« sagte Carolinus. »Was ist jetzt wieder geschehen?«
»Also, nichts, außer, daß diese junge Raupe von Bryagh mit unserem Georg auf und davon ist.«
»WAS?« schrie Jim.
Die Blumen und das Gras bogen sich wie unter einem Hurrikan.
Carolinus taumelte, und Smrgol zuckte zusammen.
»Mein Junge«, sagte er vorwurfsvoll. »Wie oft muß ich dir noch sagen, du sollst nicht so schreien. Ich sagte, daß Bryagh den Georg entführt hat.«
»WOHIN?« brüllte Jim.
»Gorbash!« sagte Smrgol streng. »Wenn du darüber nicht in höflichem Ton sprechen kannst, werden wir dich in Zukunft aus den Gesprächen ausschließen. Ich weiß nicht, warum du dich so aufregst, sobald wir diesen Georg erwähnen.«
»Hör zu…«, sagte Jim. »Es wird Zeit, daß du etwas über mich erfährst. Dieser Georg, wie du sie nennst, ist die Frau, die ich …«
Seine Stimmbänder schienen plötzlich gelähmt zu sein. Er war unfähig, noch ein Wort herauszubringen.
»… und sicherlich«, unterbrach Carolinus schnell und füllte damit die Lücke, die durch Jims plötzliches und unerwartetes Schweigen entstanden war, »ist das für uns alle ein Anlaß zur Besorgnis. Wie ich schon zu Gorbash sagte, die Lage ist ohnehin schon ernst genug, wir brauchen sie nicht noch zu verschlimmern, wie, Gorbash?«
Er richtete einen durchdringenden Blick auf Jim.
»Wir wollen vorsichtig sein, und es nicht schlimmer machen, als es ohnehin schon ist, nicht wahr? Wir wollen das ohnehin schon gestörte Gefüge nicht noch weiter durcheinanderbringen. Sonst könnte es sein, daß ich nicht mehr helfen kann.«
Jim erkannte, daß seine Stimmbänder plötzlich wieder arbeiteten.
»Ach? Ach … ja«, sagte er ein wenig heiser.
»Und ganz bestimmt«, wiederholte Carolinus ruhig, »hat Gorbash die richtig Frage gestellt. Wohin hat Bryagh diesen sogenannten Georg gebracht?«
»Das weiß niemand«, antwortete Smrgol. »Ich dachte, vielleicht könntet Ihr das herausfinden, Zauberer.«
»Sicherlich. Fünfzehn Pfund Gold bitte.«
»Fünfzehn Pfund?« Der alte Drache taumelte sichtlich. »Aber Zauberer, ich dachte, Ihr wolltet uns helfen. Ich dachte, Ihr würdet… ich habe keine fünfzehn Pfund Gold. Ich habe meinen Hort schon lange aufgezehrt.«
Zitternd wandte er sich an Jim.
»Komm, Gorbash! Es hat keinen Sinn. Wir müssen die Hoffnung aufgeben, den Georg zu finden …«
»Nein!« schrie Jim. »Hört zu, Carolinus. Ich werde bezahlen. Ich werde die fünfzehn Pfund schon irgendwie beschaffen…«
»Junge, bist du krank, oder was ist?« Smrgol war entgeistert. »Das ist doch nur seine erste Forderung. Sei doch nicht in so höllischer Eile!«
Er wandte sich wieder an den Magier.
»Vielleicht könnte ich noch ein paar Pfund zusammenkratzen, Zauberer«, sagte er.
Sie feilschten einige Minuten lang wie die Marktweiber, während Jim zitternd vor Ungeduld danebensaß: Schließlich einigten sie sich auf einen Preis von vier Pfund Gold, einem Pfund Silber und einem fehlerhaften, aber großen Smaragd.
»Topp!« sagte Carolinus.
Er holte eine kleine Phiole aus seinem Gewand und ging zu dem Weiher am Fuß der Quelle, wo er die Phiole etwa zur Hälfte füllte. Dann kam er zurück, suchte im weichen Gras am Rande eines Blumenbeets, bis er eine kleine, sandige, kahle Stelle zwischen den weichen grünen Halmen fand. Er bückte sich, und die beiden Drachen renkten sich auf beiden Seiten von ihm die Hälse aus, um zusehen zu können.
»Still jetzt?« warnte Carolinus. »Ich werde es mit einem Wachkäfer versuchen – und die erschrecken leicht. Haltet den Atem an.«
Jim wagte nicht zu atmen. Carolinus neigte die Phiole in seiner Hand, und ein Tropfen fiel mit einem einzigen, glockenspielartigen, melodischen Ton auf die kleine, sandige, kahle Stelle. Tink! Jim sah, wie sich der helle Sand verdunkelte, als die Feuchtigkeit eindrang.
Eine Sekunde lang geschah gar nichts; dann bekam der feuchte Sand Sprünge, öffnete sich, und ein feiner Strahl hellen gefärbten, trockenen Sandes sprühte von unten in die Luft. Eine kleine Menge dieses tiefergelegenen Sandes erhob sich um eine Vertiefung, die einsank und zu einem sich erweiternden Loch wurde, wie der Eingang zu einem Ameisenhaufen. Ab und zu konnte man einen Blick auf schwarze
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