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Drachenritter 01 - Die Nacht der Drachen

Drachenritter 01 - Die Nacht der Drachen

Titel: Drachenritter 01 - Die Nacht der Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R. Dickson
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seinem Gejammer auf, als sei er ein Plattenspieler, dem man den Stecker herausgezogen hatte.
    »Ja, Mylord«, sagte er ängstlich.
    »Wovon redest du da eigentlich?« wollte Jim wissen. »Ich habe nicht vor, dir deine Kuh wegzunehmen.«
    »Oh, nein, Mylord?« sagte der andere Drache; und er kicherte dabei ein wenig, als wollte er beweisen, daß man ihm nicht vorwerfen könne, keinen Spaß zu verstehen.
    »Wirklich nicht.«
    »Hehehe!« gluckste der kleinere Drache. »Ihr seid wirklich ein Kauz, Euer Ehren.«
    »Verdammt noch mal, ich meine es ernst!« fauchte Jim und trat von dem Kadaver zurück. »Los, iß! Ich habe dich nur mit jemand anderem verwechselt.«
    »Oh, ich will sie nicht. Wirklich nicht! Ich habe nur Spaß gemacht! Ich habe keinen Hunger, wirklich nicht!«
    »Schau«, sagte Jim und bemühte sich, seinem Drachentemperament, das wieder aufzuflackern begann, die Zügel anzulegen, »wie heißt du denn?«
    »Ach, wißt Ihr«, sagte der andere, »ach… Ihr wißt doch …«
    »WIE HEISST DU?«
    »Secoh, Euer Hochwürden!« jaulte der Drache angstvoll. »Nur Secoh, das ist alles. Ich bin ganz unwichtig, Euer Hoheit. Nur ein kleiner, unwichtiger Teichdrache.«
    »Du brauchst mir das nicht zu schwören«, sagte Jim. »Ich glaube dir. Gut, Secoh« – er deutete auf die tote Kuh –, »hau die Zähne rein. Ich will selbst nichts davon, aber vielleicht kannst du mir ein paar Auskünfte und Informationen über diese Gegend und ihre Bewohner geben.«
    »Nun…«, wand sich Secoh. Er hatte sich während der Unterhaltung kriecherisch herangemacht, bis er beinahe wieder neben der Kuh war. »Ich bin nur ein Teichdrache, Mylord. Wenn Ihr meine Tischmanieren entschuldigen wollt…« Und er riß unvermittelt und heißhungrig an dem Fleisch vor ihm.
    Jim sah zu. Seine erste Regung war Mitleid gewesen, er wollte, daß der andere erst etwas in den Magen bekam, ehe er ihn zum Sprechen brachte. Aber während er dasaß und ihn beobachtete, begann Jim selbst das Nagen eines nicht unbeträchtlichen Hungers zu verspüren. Sein Magen knurrte, plötzlich und hörbar. Er starrte den zerrissenen Kadaver der Kuh an und versuchte, sich einzureden, daß kein zivilisiertes Wesen so etwas essen würde. Rohes Fleisch – von einem toten Her –, Fleisch, Knochen, Haut und alles …
    »Sag mal«, sagte Jim, rückte näher an Secoh und die Kuh heran und räusperte sich, »das sieht wirklich ganz vorzüglich aus.«
    Sein Magen knurrte wieder. Anscheinend teilte sein Drachenkörper nicht seine menschlichen Bedenken bezüglich der Eßbarkeit dessen, was er da vor sich sah.
    »Secoh?«
    Secoh hob widerwillig den Kopf von der Kuh und rollte argwöhnisch die Augen zu Jim, während er weiterhin verzweifelt kaute und schluckte.
    »Äh, Secoh – ich bin fremd in dieser Gegend«, sagte Jim. »Ich nehme an, du kennst dich hier ziemlich gut aus. Ich … Sag, wie schmeckt denn die Kuh?«
    »Oh, fürchterlich – mampf…«, sagte Secoh mit vollem Mund. »Zäh, alt – wirklich entsetzlich. Gut genug für einen Teichdrachen wie mich, aber nicht für…«
    »Ja, wegen dieser Auskünfte, die ich gern von dir wollte…«
    »Ja, Euer Hochwürden?«
    »Ich glaube … Nun, es ist deine Kuh.«
    »Das haben Euer Ehren versprochen«, erwiderte Secoh ganz vorsichtig.
    »Aber weißt du, ich frage mich«, Jim grinste ihn vertraulich an, »ich frage mich nur, wie so eine Kuh wohl schmeckt. Weißt du, daß ich so etwas noch niemals vorher versucht habe?«
    »Nein, Herr.« Eine große Träne quoll aus Secohs einem Auge und klatschte auf das Gras.
    »Wirklich noch nie. Ich frage mich – es liegt jetzt bei dir –, würde es dir etwas ausmachen, wenn ich nur mal ein klein wenig probiere?«
    Noch eine große Träne rollte Secohs Wange hinunter. »Wenn – wenn Euer Ehren wünschen«, würgte er heraus. »Wollt Ihr – wollt Ihr Euch nicht bitte bedienen?«
    »Nun denn, vielen Dank«, sagte Jim.
    Er ging hin und schlug seine Zähne versuchsweise in eine Schulter des Kadavers. Der kräftige Saft des noch warmen Fleisches rann ihm über die Zunge. Er riß die Schulter los.
    Ein wenig später setzten sich Secoh und Jim zurück und polierten die Knochen mit der rauhen Oberfläche ihrer gespaltenen Zungen, die eine Schleifwirkung hatten wie das gröbste Schmirgelpapier.
    »Hast du genug zu essen bekommen, Secoh?« fragte Jim.
    »Mehr als genug, Mylord«, erwiderte der Teichdrache mit einem wilden, hungrigen Blick auf das nackte Skelett. »Obwohl, wenn es Euer Ehren nichts

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