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Drachenritter 01 - Die Nacht der Drachen

Drachenritter 01 - Die Nacht der Drachen

Titel: Drachenritter 01 - Die Nacht der Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R. Dickson
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ausmacht, ich habe eine Schwäche für Knochenmark …«
    Er nahm sich einen Schenkelknochen und begann, ihn wie eine Zuckerstange zu knabbern.
    »Morgen jagen wir uns eine andere Kuh, und ich werde sie für dich töten«, sagte Jim. »Du kannst sie ganz für dich allein haben.«
    »Oh, vielen Dank, Euer Ehren«, sagte Secoh mit höflicher Ungläubigkeit.
    »Ich meine es ernst – also, wegen diesem Verhaßten Turm, wo ist er?«
    »Der w-w-was?« stammelte Secoh.
    »Der Verhaßte Turm. Der Verhaßte Turm! Du weißt doch, wo er ist, oder?«
    »O ja, Mylord. Aber dorthin wollen Euer Ehren doch wohl nicht gehen, oder doch, Euer Hochwürden? Nicht, daß ich mir anmaßen würde, Euer Lordschaft einen Rat geben zu wollen …« Secoh winselte plötzlich mit hoher, erschrockener Stimme.
    »Nein, nein, weiter«, sagte Jim.
    »… aber ich bin natürlich nur ein kleiner, ängstlicher Teichdrache, Euer Ehren. Nicht wie Ihr. Aber der Verhaßte Turm, Euer Hoheit, das ist ein entsetzlicher Ort.«
    »Inwiefern entsetzlich?«
    »Nun – er ist es einfach.« Secoh warf einen unglücklichen Blick in die Runde. »Er hat uns alle verdorben, wißt Ihr, vor fünfhundert Jahren. Wir waren genauso wie ihr anderen Drachen – oh, natürlich nicht so groß und wild wie Ihr, Mylord. Aber dann, danach, sagt man, wurden die Dunklen Mächte wieder zurückgeschlagen, sagt man. Sie wurden eingeschlossen, und der Turm selbst wurde geschleift und in Trümmer gelegt – nicht, daß das uns Teichdrachen etwas geholfen hätte. Alle anderen gingen einfach nach Hause und ließen uns so zurück, wie wir geworden waren. Also glaubt man, jetzt wäre alles in Ordnung. Aber trotzdem würde ich nicht dorthin gehen, wenn ich Euer Ehrwürden wäre, wirklich nicht.«
    »Aber was gibt es denn dort so Schreckliches?« wollte Jim wissen. »Was ist es genau?«
    »Nun, ich würde nicht sagen, daß es etwas Greifbares ist«, erwiderte Secoh vorsichtig. »Es ist nichts, worauf Euer Ehrwürden die Klaue legen könnten. Es ist nur so, wer oder was auch immer in die Nähe des Turms kommt – ohne dazuzugehören, meine ich –, mit dem geschieht etwas, Herr. Natürlich zieht es vor allem die üblen Elemente dorthin. Aber manchmal scheinen ebenso seltsame Dinge von dort herzukommen, und in letzter Zeit…«
    Secoh hielt inne und suchte anscheinend sehr eifrig zwischen den Knochen der Kuh herum.
    »Was war in letzter Zeit?«
    »Nichts – wirklich nichts, Euer Exzellenz!« schrie Secoh ein wenig schrill und fuhr zusammen. »Euer Herrlichkeit sollten einen unwürdigen Teichdrachen nicht so festnageln. Wir sind nicht allzu gescheit, wißt Ihr. Ich meinte nur … in letzter Zeit ist der Turm furchterregender denn je. Niemand weiß, warum. Und wir halten uns alle fern davon!«
    »Wahrscheinlich nur Einbildung«, sagte Jim knapp.
    Er war von Natur aus immer ein Skeptiker gewesen; und obgleich diese seltsame Welt eindeutig voll von allen möglichen Abweichungen vom Normalen war, wie er es kannte, wehrte sich sein Geist instinktiv gegen zu viele Zugeständnisse an das Übernatürliche – besonders, dachte er, die Art von Übernatürlichem, wie sie in den zweitrangigen Horrorfilmen beschworen wird.
    »Wir wissen, was wir wissen«, sagte der Teichdrache mit ungewöhnlicher Hartnäckigkeit. Er streckte seine dürre, schrumpelige Vorderpfote aus. »Ist das etwa Einbildung?«
    Jim grunzte nur. Die Mahlzeit, die er gerade verschlungen hatte, machte ihn schläfrig. Das graue Licht des sinkenden Tages drückte mit bleierner Schwere auf seine Nerven. Er fühlte sich schlaff und träge.
    »Ich glaube, ich nehme eine Mütze voll Schlaf«, sagte er.
    »Trotzdem, wie finde ich von hier aus den Weg zum Verhaßten Turm?«
    »Geht nur geradewegs nach Westen. Ihr werdet ihn nicht verfehlen können.«
    In den letzten Worten des Teichdrachen war ein Schaudern zu hören, aber Jim wurde jetzt zu müde, um sich darum zu kümmern. Verschwommen nahm er noch den Rest dessen auf, was Secoh ihm zu sagen hatte.
    »Er ist da draußen, am Großen Damm. Das ist ein breiter Streifen von festem Land, der ungefähr fünf Meilen weit von Osten nach Westen durch die Sümpfe direkt zum Meer führt. Ihr braucht ihm nur zu folgen, bis Ihr zum Turm kommt. Der steht auf einem Felsen, direkt über der Küste.«
    »Fünf Meilen«, murmelte Jim.
    Er würde bis zum Morgen warten müssen, was ihm nicht unangenehm war. Seinem gepanzerten Körper schien die abendliche Temperatur nichts auszumachen, wie sie auch war, und der

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