Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Drachenritter 01 - Die Nacht der Drachen

Drachenritter 01 - Die Nacht der Drachen

Titel: Drachenritter 01 - Die Nacht der Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R. Dickson
Vom Netzwerk:
Danielle vermutlich als zwischen None und Komplet liegend bezeichnen würden, nach den klösterlichen Gebetszeiten, die im katholischen Mittelalter allgemein gebräuchlich waren. Schnell frischte Jim seine Erinnerung auf, um sich die Zeiten einzuprägen. Die früheste war die Matutin um Mitternacht. Dann kamen die Laudes beim ersten Tageslicht – also etwa um fünf Uhr morgens, je nach Jahreszeit. Dann die Prim bei Sonnenaufgang – etwa um sechs Uhr morgens. Dann die Terz am Vormittag – etwa um neun Uhr. Die Sext am Mittag. Die None am Nachmittag – drei Uhr. Die Vesper bei Sonnenuntergang – fünf Uhr oder später… Schließlich die Komplet vor dem Schlafengehen; das wäre wahrscheinlich nicht später als etwa eine Stunde nach Sonnenuntergang, besonders, wenn man Mönch war und sich darauf einstellen mußte, vor Mitternacht wieder aufzustehen.
    Soweit war er in seinen Überlegungen gekommen, als Aragh plötzlich die Nase in die Luft streckte.
    »Ich rieche Rauch«, sagte er.
    Jim schnupperte an dem Wind, der von ihnen weg, nicht zu ihnen her blies. Sein Drachengeruchssinn war dem des Wolfes nicht so weit unterlegen, daß er den Rauch, jetzt, da seine Aufmerksamkeit darauf gelenkt worden war, nicht auch gerochen hätte.
    Wenn man es sogar riechen konnte, wenn der Wind den Geruch von ihnen wegtrug, dann mußte der Brandherd, was es auch war, ganz nahe vor ihnen liegen.
    Aragh fiel in Trab, und Brian spornte sein Pferd an, um Schritt zu halten. Jim beschleunigte seinen Gang, und Danielle rannte leichtfüßig neben ihm her. Sie liefen ein kurzes Stück, kamen aus dem Wald heraus und blieben auf einer Lichtung stehen, die am Ende einer Doppelreihe von Hütten aus lehmbeworfenem Flechtwerk mit strohgedeckten Dächern lag. Einige davon qualmten noch. Auch hier war der kurze Regenschauer niedergegangen, und die bloße Erde zwischen und um die Hütten herum war dunkel und, an zertrampelten Stellen, schlammig vom Wasser. Die Bäume und die Strohdächer tropften noch, und die Luft war weich und feucht. Hier auf der Lichtung war der Brandgeruch sehr intensiv. Der Rauch hing unbeweglich in der Luft, denn der Wind hatte inzwischen aufgehört.
    Das Dorf – wenn es eines war – lag still, nichts bewegte sich darin. Abgesehen von den paar Hütten, die Feuer gefangen hatten – das der Regen dann anscheinend wieder gelöscht hatte –, geschah überhaupt nichts. Nur vier oder fünf Leute waren zu sehen, die offensichtlich auf der Straße oder in der Tür der einen oder anderen Hütte eingeschlafen waren. Etwa vier Meter vor Jim, der sich an Brian und Aragh vorbeidrängte, um besser sehen zu können, lag ein halbwüchsiges Mädchen in einem Gewand aus grobem braunen Tuch mit dem Rücken zu ihnen auf der Seite, ihr schwarzes Haar war im Schlamm ausgebreitet.
    Jim staunte. Hatten die Leute hier irgendein Fest gefeiert, bei dem sie sich so berauscht hatten, daß sie keinen Finger rührten, um das Feuer zu löschen, das während ihrer Trunkenheit in den ärmlichen Unterkünften ausgebrochen war? Er trat noch einen Schritt auf das Mädchen zu, wollte sie aufwecken und danach fragen – in diesem Augenblick ritten etwa zwölf oder fünfzehn Männer in Eisenhauben, teilweise gepanzert und mit gezogenem Schwert, zwischen den letzten Hütten am anderen Ende des Dorfes hervor und Jim und den anderen entgegen.
    Die Szene vor Jims Augen schien plötzlich, wie in einem gerissenen Film, von einem Bild zum nächsten zu springen. Auf einmal sah er das Dorf mit anderen Augen: Die Leute, die da herumlagen, schliefen nicht nur, sie waren tot – umgebracht –, und ihre Mörder waren am anderen Ende der Dorfstraße. Er tat einen dritten Schritt nach vorne, blickte auf das tote Mädchen vor sich, und sah aus einem neuen Blickwinkel heraus, daß an den ausgestreckten Armen keine Hände mehr waren. Sie waren an den Handgelenken abgehackt worden.
    Der Brandgeruch schien nun sein Gehirn zu erfüllen. Er stieß sich ab, erhob sich in die Luft, stieß nach vorne und auf die Berittenen hinunter. Er sah die gezückten Schwerter, die das wäßrige Sonnenlicht reflektierten, als er in sie hineinstürzte, aber er spürte keine Schläge. Drei der Pferde gingen unter dem Anprall seines Körpers zu Boden, und er fegte mit seinen klauenbewehrten Vorderpranken zwei ihrer Reiter zur Seite, spaltete den dritten – der direkt vor ihm war – beinahe mit einem Zuschnappen seiner Kiefer in zwei Teile. Jim war jetzt auf dem Boden und bäumte sich auf, schlug mit

Weitere Kostenlose Bücher