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Drachenritter 01 - Die Nacht der Drachen

Drachenritter 01 - Die Nacht der Drachen

Titel: Drachenritter 01 - Die Nacht der Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R. Dickson
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die Abstände zwischen sich und der Quelle eines Echos bestimmen konnte. Eine Art Freude durchströmte ihn. Nicht daß er, selbst jetzt, wirklich an die Möglichkeit glaubte, sich retten zu können – einen völligen Sieg über die Sandmerker zu erringen. Aber er tat immerhin etwas gegen seine Situation.
    Er flog eine Weile dahin und versuchte dabei wieder bewußt, Höhe zu gewinnen – genug, um nach dem, was er hörte, sagen zu können, ob es einen wirklichen Unterschied gab zwischen den Echos, die er auf einer tieferen Ebene aufgefangen hatte. Erneut spreizte er seine Flügel in Segelstellung und schickte seinen Schallimpuls in die regendurchtränkte Dunkelheit.
    Die Echos kamen zurück – und zum erstenmal keimte Hoffnung in Jim auf. Denn was er hörte, war im wesentlichen die gleiche Verteilung von starken und schwachen Echos – Anzeichen für stark reflektierende Flächen, die sich an schwach reflektierende anschlossen – in der gleichen Richtung wie vorher, mit deutlicher Abschwächung der Echos, offensichtlich ein Zeichen, daß die Stärke eines Echos als Index für seine eigene Flughöhe dienen konnte.
    Er war nun ganz in seine Tätigkeit vertieft. Ein fieberhafter Optimismus brannte in ihm. Die Chance, rechtzeitig etwas zu lernen, was ihm zu einer sicheren Landung verhelfen konnte, war immer noch ziemlich gering, aber vorher waren schließlich die Chancen in astronomischer Höhe gegen ihn gewesen.
    Er fuhr fort, abwechselnd zu fliegen und zu segeln, wobei er auf wechselnden Höhen experimentierte. Daß es um Leben und Tod ging, half ihm beim Lernen: Seine Fähigkeit, das, was er hörte, zu interpretieren, steigerte sich sprunghaft. Sein Gehör wurde nicht nur empfindlicher, sondern auch selektiver; dadurch konnte er nicht nur zwei Typen von Oberflächen unter sich unterscheiden, sondern vielleicht ein halbes Dutzend – einschließlich eines dünnen Streifens eines scharfen, beinahe metallischen Echos, das einen Bach oder einen Fluß andeuten mochte.
    Auch steigerte sich, Schritt für Schritt, seine Geschicklichkeit in der Auswertung der Informationen, die ihm die Echos vermittelten. Allmählich baute sich in seinem Gehirn, wie das Negativ eines Fotos, ein Bild des unter ihm liegenden Gebiets auf. Er konnte jetzt zwei Geräusche ignorieren, die ihn – hätte er sie früher in Betracht gezogen – vielleicht abgehalten hätten, das Experiment zu wagen: Das Geräusch des fallenden Regens, das um ihn herum zischte, und das stetige Trommeln, wenn die Tropfen unten auf dem Boden aufschlugen. Anscheinend war sein Drachengehör durch bewußte Willensanstrengung kontrollierbar.
    Einen Augenblick lang schoß es Jim durch den Sinn, daß Drachen vielleicht mehr mit Fledermäusen gemeinsam hatten, als man gemeinhin annahm. Ihre Flügel ähnelten auf jeden Fall entfernt riesigen Fledermausflügeln. Wenn er fähig war, das zu tun, was er im Augenblick tat, so konnte das möglicherweise jeder Drache; es war überraschend, daß die meisten Drachen glaubten, sie könnten bei Nacht nicht fliegen, außer bei hellem Mondschein.
    Natürlich, erinnerte er sich, hatten die Drachen offensichtlich im Dunkeln einen anderen Orientierungssinn als Menschen. Er erinnerte sich, wie ihm in den Drachenhöhlen zumute gewesen war – er hatte nicht die leiseste Spur von Klaustrophobie verspürt. Als Drache machte es ihm nichts aus, unter der Erde zu sein, oder von Dunkelheit umgeben. Ähnlich hatte ihn im Keller von Schankwirt Dick die Tatsache, daß die Fackel ausgegangen war, während er noch aß, völlig ungerührt gelassen. Dunkelheit als solche, und die Unfähigkeit zu sehen, hatten für ihn keine Schrecken. Es leuchtete ihm jetzt ein, daß der wirkliche Grund, warum die anderen Drachen Angst hatten, bei Nacht zu fliegen, wenn sie nicht sehen konnten, darin zu suchen war, daß sie den oberirdischen Bereich für ein fremdes und möglicherweise gefährliches Gebiet hielten; der Mangel an Fluglicht war eine gute Entschuldigung, sich nicht dorthin zu begeben. Gorbash, erinnerte sich Jim, galt als ein fast anomaler Drache, weil er soviel Zeit über der Erde verbrachte. Jetzt eröffnete Gorbashs ungewöhnliche Einstellung, ergänzt durch Jims normal menschliche Haltung, daß die Erdoberfläche ein guter Aufenthaltsort sei, eine ganz neue Dimension für die Nachtreisen von Drachen.
    Inzwischen hatte Jim, obwohl er seine Lage mehr und mehr in den Griff bekam, immer noch keine Möglichkeit, seine Höhe zu schätzen. Es half nichts, zu

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