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Drachenritter 01 - Die Nacht der Drachen

Drachenritter 01 - Die Nacht der Drachen

Titel: Drachenritter 01 - Die Nacht der Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R. Dickson
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wissen, daß er dem Boden näher und näher kam, wenn er nicht einschätzen konnte, wie das Näherkommen plötzlich in das Dortsein umschlug!
    Ihm fiel ein, daß es nur eine Lösung gab: Er konnte zu den stärkeren Echos hinunterfliegen, sich ihrem Ausgangspunkt nähern, soweit er es wagte, und hoffen, daß es, wenn er ihm sehr nahe kam, hell genug sein würde – selbst in dieser dunklen Nacht –, um sich im letzten Augenblick abzufangen. Es würde ein wenig wie Russisches Roulette sein; aber welche andere Wahl hatte er schon?
    Er brachte sich in die flachste Gleitposition und begann zu sinken. Während er das tat, kam ihm ein zweites Mal eine Eingebung. Er erinnerte sich an den Streifen besonders scharfen Echos und an seine Vermutung, es müsse sich dabei um einen Fluß oder Bach mit einer stark reflektierenden Oberfläche handeln. Er änderte leicht seine Richtung und orientierte sich an diesem besonderen Echo. Wenn er schon zu einer Bruchlandung verdammt war, blieb ihm doch mehr Hoffnung, wenn er auf dem Wasser niederging, anstatt auf der Erde oder in einem Gehölz mit scharfen Zweigen an den Bäumen.Er setzte den Sinkflug fort und schickte unterwegs Schallimpulse aus. Die Echos kamen zurück, immer deutlicher, immer schneller. Er strengte seine Augen an und spähte nach vorne; aber alles, was er sehen konnte, war Schwärze. Er kam näher, näher – und er konnte immer noch absolut nichts sehen.
    Unvermittelt bremste er ab; und dabei platschte sein Schwanz, den er hinter sich herunterhängen ließ, durch Wasser. Einen Sekundenbruchteil später stieg er wieder und verfluchte dabei seine eigene Dummheit.
    Verdammt, natürlich! Stimme, Ohren – er hatte die Nase völlig vergessen. Plötzlich hatte er Wasser gerochen! Sein Drachenriechorgan konnte sich vielleicht nicht mit Araghs überragendem Riechinstrument messen, aber es war doch weit empfindlicher als das eines Menschen. Er hörte instinktiv auf zu steigen und ging wieder in flachen Gleitflug über, noch einmal in Richtung auf das Wasserecho unter ihm. Aber diesmal achtete er auf die Gerüche, die ihm in die Nase stiegen. Bewußtes Erkennen, dachte er, war doch etwas Wunderbares. Was er jetzt durch die Nasenlöcher feststellte, das hätte ihm schon vorher auf dem Weg nach unten auffallen sollen, aber weil er nicht darauf eingestellt gewesen war, seinen Geruchssinn zur Orientierung zu verwenden, hatte er nicht darauf geachtet. Jetzt, da er bewußt schnüffelte, roch er nicht nur Wasser, sondern auch Gras, Kiefernnadeln, Blätter und sogar feuchte Erde.Als er über dem, was er jetzt als Wasser erkannte, herunterkam, roch er rechts und links davon Erde. Er hatte recht gehabt: Es war ein kleiner Fluß, vielleicht fünfzig Meter breit. Er ließ sich sinken, bis sein Schwanz das Wasser berührte, dann stieg er ein wenig und trieb auf den Erdgeruch zu seiner Rechten zu. Er glitt im Winkel darauf zu und …
    Wupps! Gerade noch rechtzeitig bremste er ab, als er eine Gruppe Ulmen roch, die sich, gerade in seiner Richtung, dreißig Fuß hoch über dem rechten Ufer in die Luft erhoben. Dahinter roch es nach Gras und Erde. Er glitt wieder über dem Uferrand hinunter, jenseits der Bäume, schwenkte gleich daneben über das Wasser, noch einmal…
    Und plumpste in die Flüssigkeit unter sich.
    Jim machte eine gewaltige Bauchlandung. Aber das Wasser neben dem Ufer erwies sich für ihn als nur schultertief – für einen Menschen war es vielleicht mannstief. Er stand einen Augenblick lang im Fluß, das kühle Wasser umströmte ihn langsam, und er genoß das einfache Gefühl, wieder sicher auf der Erdoberfläche zu sein.
    Nach kurzer Zeit normalisierte sich sein rasender Herzschlag, er wandte sich um und kletterte aus dem Wasser auf das Ufer, schwindlig im Bewußtsein seines Erfolgs. Quälend kam ihm der Gedanke, daß er es sogar hätte schaffen können, auf dem Ufer selbst sicher zu landen. Dann wies er den Gedanken zurück. Auf festem Boden zu landen war mehr als nur ein wenig riskant. Es war klüger, damit zu warten, bis er seine neue, nächtliche Kunst noch etwas mehr geübt hatte.
    Das Schwindelgefühl begann zu verfliegen. Es war großartig, am Leben und den Sandmerkern entronnen zu sein, aber er war noch immer ohne Gefährten und ohne einen Plan.
    Er war keine verläßliche Stütze für Angie, für ihre Hoffnung auf Rettung, dachte er jetzt schuldbewußt; aber er war alles, was sie hatte. Er überlegte kurz, ob er den Morgen abwarten und dann aus der Luft versuchen

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