Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Drachenritter 02 - Der Drachenritter

Drachenritter 02 - Der Drachenritter

Titel: Drachenritter 02 - Der Drachenritter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R. Dickson
Vom Netzwerk:
Druck, unter dem er stand, kam ihm plötzlich eine Idee.
    »Wie war's, wenn wir vorher etwas Wein trinken?« fragte er. »Wir könnten darauf anstoßen, daß wir zusammen sind, und dabei den See anschauen. Ich finde, das ist eine nette Idee. Was meinst du?«
    »Warum nicht«, sagte Melusine. Wie zuvor kniete sie neben ihm auf dem Bett. »Du bist schon ein außergewöhnlicher Mann, James, und du hast wirklich hervorragende Ideen.«
    Sie wandte sich einer kleinen Schule Fische zu, die um sie herumschwammen.
    »Wein«, befahl sie, »und zwei Kelchgläser. Die besten Gläser, die ich habe.«
    Sie strahlte Jim an.
    Als der Wein kam, hatten die kleinen Fische schwer zu tun, die volle Flasche zusammen mit zwei kunstvoll verzierten, gewundenen Kelchgläsern, die Jim in ihrer Art völlig fremd waren, auf dem Bett abzusetzen.
    »Ich glaube, wir könnten zwei Flaschen gebrauchen, was meinst du?« fragte Jim.
    »Warum nicht«, sagte Melusine mit leisem Kichern. Sie klatschte in die Hände. »Noch eine Flasche.«
    »Und einen Flaschenöffner«, meinte Jim.
    »Pah!« Melusine winkte ab. »Wenn ich einer Flasche sage, daß sie aufgehen soll, dann geht sie auf.«
    Sie reichte Jim eines der Kelchgläser, nahm das andere in die Linke und die Flasche in die Rechte.
    »Korken!« sagte sie, die Flasche scharf musternd. »Komm heraus!«
    Der Korken sprang gehorsam in die Luft; die Flasche war offen. Melusine schenkte erst sich ein, dann Jim. Offenbar bevorzugte sie moussierenden Weißwein. Sie stellte die Flasche wieder aufs Bett.
    »Bleib aufrecht stehen«, sagte sie warnend.
    Sie wandte sich von der Flasche ab und stieß mit Jim an.
    »Auf uns, Liebster«, sagte sie.
    Sie trank. Jim trank. Wie er vermutet hatte, war es Schaumwein – ein ziemlich süßer, aber erstaunlich wohlschmeckender Sekt, der ihm sogar als Mensch zusagte.
    Die halbleeren Gläser in der Hand, schauten sie sich an.
    »Ach, ich bin ja so glücklich«, sagte Melusine mit einem schwachen Glitzern in den Augen. »Ich habe einen wunderschönen See, und ich habe einen wundervollen Geliebten, und alles könnte gar nicht schöner sein.«
    Unerklärlicherweise verspürte Jim auf einmal Gewissensbisse. Einerseits hatte Melusine im munteren Plauderton davon erzählt, wie sie Drachen ertränkte und ihre Knochen in der Schlammzone versenkte. Gleichzeitig wirkte sie in diesem Moment so aufrichtig glücklich und verliebt in den See und in ihn, daß er sich auf einmal wie ein Schuft vorkam, weil er insgeheim Fluchtpläne schmiedete.
    Er verdrängte das Gefühl, denn das war das letzte, was er gebrauchen konnte, wenn er von hier wegwollte.
    Er schenkte Wein nach und setzte die Flasche wieder ab. Diesmal blieb sie von allein aufrecht stehen.
    »Auf deinen wundervollen See und auf alle wundervollen Pflanzen und Tiere, die darin leben«, sagte er.
    Sie tranken, zwar nur etwa halb soviel wie beim erstenmal, aber immer noch eine beachtliche Menge.
    Die Fische brachten die zweite Flasche und stellten sie neben der bereits geöffneten Flasche ab. Sie tat es der ersten Flasche gleich und blieb aufrecht stehen. Anschließend stiegen die Fische in die Höhe und beschrieben über ihren Köpfen Kreise.
    »Das ist einfach wundervoll«, sagte Melusine, als sie die erste Flasche leergetrunken hatten. Jim hatte recht gehabt. Sie trank wie alle Menschen des Mittelalters, denen er bislang begegnet war. »Das ist der schönste Tag, den ich je erlebt habe. Laß uns noch etwas Wein trinken.«
    Sie füllte Jims noch immer dreiviertelvolles Glas und ihr leeres bis zum Rand.
    »Und das ist der Unterschied«, sagte sie, sich zu Jim vorbeugend. Der Wein in ihrem Glas sprudelte über, hielt mitten in der Luft inne, machte kehrt und verschwand wieder im Glas. »Bis jetzt hat noch niemand Melusine richtig verstanden. Niemand hatte auch nur das geringste Verständnis für Melusine. Arme Melusine!«
    »Ja«, sagte Jim, der nicht ganz bei der Sache war, »das muß schwer für dich gewesen sein. Wirklich sehr schwer.«
    Er war damit beschäftigt, eine Idee auszuarbeiten, die ihm gekommen war, als er sich daran erinnert hatte, wie Carolinus Wein in Milch verwandelt hatte. Das Nachdenken fiel ihm nicht leicht. Um den Anschein zu wahren, hatte er bereits anderthalb Gläser Wein getrunken, und diese Gläser waren trügerisch. Sie faßten mindestens einen halben Liter Wein.
    Jim konzentrierte sich. Er mußte etwas Ungiftiges in etwas Giftiges verwandeln.
    Oder – der Einfall kam über ihn wie eine jähe Erleuchtung –

Weitere Kostenlose Bücher