Drachenritter 02 - Der Drachenritter
werden kann, aber man weiß ja nie.«
»Das habt Ihr gut gemacht, Sir James«, sagte der Prinz in beinahe ehrfürchtigem Ton. »Das gleiche gilt auch für den Herrn Wolf. Das werde ich Euch nicht vergessen.«
Er blickte von einem zum anderen.
»Euch allen werde ich nicht vergessen, daß Ihr meine Retter seid«, sagte er.
»Wir sind noch nicht wieder draußen«, sagte Jim, »aber wenigstens sind wir einen großen Schritt weitergekommen.«
Gleichwohl war ihm jetzt leichter ums Herz. Wenn Malvinne sich schon die Mühe gemacht hatte, einen solchen Geheimgang zu bauen, dann führte er bestimmt auch aus der Burg hinaus. Zumindest standen die Chancen dafür gut. Aus Angst, seine Hoffnungen könnten sich als verfrüht erweisen, traute er sich jedoch nicht, dies den anderen auch zu sagen.
Er trat auf die Treppe, und die anderen folgten ihm. Anschließend schloß Jim sorgfältig die wieder mit Teppichen beschwerte Falltür.
27
Treppe und Wände verströmten ein Licht, das ganz offensichtlich magischen Ursprungs war. Als sie alle drei, vier Meter hinabgestiegen waren, nahm die Kopffreiheit ein wenig zu, so daß Jim und Dafydd aufrecht gehen konnten. Jim hatte befürchtet, sie würden im Dunkeln hinuntersteigen und sich den Weg ertasten müssen. Daß Malvinne für Beleuchtung gesorgt hatte, war allerdings nicht überraschend, und insgeheim war es Jim peinlich, daß er nicht von vornherein damit gerechnet hatte.
Dennoch gab es keinen Grund, sich auf die Schultern zu klopfen. Vor ihnen lag noch ein langer, mühseliger Abstieg, der über die Geheimtreppe zu den bewohnten Regionen hinunterführte, aus denen die reguläre Wendeltreppe nach oben führte. Ein Gutes hatte dieser spezielle Fluchtweg allerdings. An manchen Stellen waren zwischen Stufen und Futterstufen kleine Risse freigeblieben.
Offenbar handelte es sich um zufällige Risse. Allerdings traten sie in ziemlich regelmäßigen Abständen auf, und wenn Jim hindurchschaute, bekam er einen eingeschränkten, aber sehr nützlichen Überblick darüber, wie nahe sie dem Stockwerk gekommen waren, auf dem sie den Aufstieg begonnen hatten.
Schließlich waren sie fast wieder am Ausgangspunkt angelangt. Jim führte seine Gefährten die letzten Stufen hinunter, und dort stieß der Geheimgang auf einen weiteren Gang, der in entgegengesetzte Richtungen führte.
Zur Linken führten steile Stufen in die Höhe und bogen um eine Ecke. Zur Rechten erstreckte sich ein leicht abschüssiger Gang, der in sanfter Neigung zu einem tiefergelegenen Geschoß zu führen schien.
Um den anderen auf dem Treppenabsatz Platz zu machen, trat Jim nach rechts auf den glatten Boden des Ganges. Durch Risse in der Treppe zur Linken drang ein wenig Licht, und auch die Decke des Ganges wies Risse auf, die jedoch zu hoch gelegen waren, als daß man hätte hindurchblicken können. Gleichwohl war es so hell, daß sie erkennen konnten, wohin sie traten.
»Und wohin jetzt, Sir James?« fragte der Prinz dicht an Jims Ohr.
Jim wandte sich im trüb erhellten Gang wieder zur Treppe und seinen Gefährten um.
»Ich weiß nicht, ob wir nach links oder nach rechts gehen sollen«, antwortete er. »Glaubt jemand einen Grund zu kennen, weshalb wir der einen oder anderen Richtung den Vorzug geben sollten?«
Niemand sagte etwas. Nicht einmal Aragh machte einen Vorschlag.
»Aragh«, sagte Jim, »könnt Ihr nicht erschnuppern, was uns hinter der Treppe oder in diesem Gang erwartet?«
»Es riecht überall gleich«, antwortete Aragh. »Nach Zweibeinern, nach Essen und nach all den anderen Gerüchen, die man in den Behausungen der Menschen antrifft.«
Jim holte tief Luft.
»Also gut«, sagte er. »Dann würde ich sagen, daß wir auf keinen Fall nach oben wollen. Der Gang zur Rechten weist eine leichte Abwärtsneigung auf, woraus man schließen könnte, daß er ins Freie führt oder unterirdisch vielleicht sogar ein Stück weit von der Burg weg. Somit handelt es sich um einen geheimen Fluchtweg, den Malvinne für den Fall angelegt haben mag, daß die Burg angegriffen und eingenommen wird. Ich glaube, wir sollten uns nach rechts wenden.«
Nach kurzem Schweigen ließ sich der Prinz vernehmen.
»In diesem Fall solltet Ihr die Führung übernehmen, Sir James«, sagte der Prinz. »Ich wüßte nicht, wer besser dafür geeignet wäre.«
»Ich danke Euch, Hoheit«, antwortete Jim. »Dann also los.«
Er drehte sich um und trat in den abschüssigen Tunnel. Die anderen folgten ihm.
Zunächst wirkte alles ganz normal –
Weitere Kostenlose Bücher