Drachenritter 02 - Der Drachenritter
doch so, als wäre Prinz Edward von diesem Jean gefangengenommen worden.«
Jim und Angie sahen sich rasch an; beide wußten sie nicht, wie sie auf diese Nachricht reagieren sollten. Brian schien allerdings eine Reaktion zu erwarten. Sie wandten sich wieder ihm zu.
»Schockierend!« sagte Angie mit aufrichtiger Empörung in der Stimme.
»Ja, in der Tat!« setzte Jim eilends hinzu.
»Das kann man wohl sagen, und noch einiges mehr«, meinte Sir Brian grimmig. »Ganz England ist in Aufruhr. Es gibt keinen Edelmann, der diesen Namen verdient, der jetzt nicht sein Pferd sattelte, sich rüstete und Truppen sammelte, um unseren Prinzen zu befreien und diesem stolzen Franzosen eine Lektion zu erteilen!«
»Ihr auch, Brian?« fragte Angie.
»Jawohl, beim Heiligen Dunstan!« bekräftigte der Ritter. Er blickte Jim mit seinen blauen Augen durchdringend an. »Ritter wie Ihr und ich, James, werden nicht auf unseren Lehnsherrn warten – der, wie wir alle wissen, in Staatsangelegenheiten ein wenig nachlässig ist…«
Wie Jim sehr wohl wußte, spielte Brian darauf an, daß der König ein notorischer Trunkenbold und die meiste Zeit über sturzbetrunken war. Mit einer Entscheidung konfrontiert, ganz gleich, welcher Art, zögerte er sie solange hinaus, bis die Stunde ihm einmal günstiger gewogen wäre. Es erübrigte sich zu erwähnen, daß diese Stunde niemals kam.
»… daher werden wir uns sogleich auf die Unternehmung vorbereiten«, fuhr Sir Brian fort.
Jim und Angie sahen einander an.
»Ich habe bereits gehört«, setzte Brian hinzu, »daß der Hofmarschall und ein paar andere verantwortungsbewußte Lords im Umkreis des Throns sich dafür einsetzen wollen, daß eine regelrechte Aushebung angeordnet wird. In der Zwischenzeit sollten wir uns sputen. Wir werden unsere Truppen so rasch wie möglich sammeln und von einem der Cinque Ports aus in See stechen – wahrscheinlich von Hastings aus.«
Der Ernst war weitgehend aus Brians Stimme verschwunden, von unverhohlener Begeisterung in den Hintergrund gedrängt. Jim sank der Mut. Trotz Brians ansonsten lauteren Charakters hatte sein enger Freund das Vergnügen, das die Menschen dieser Welt und dieser Zeit an jeder Art von Kampf empfanden, seit jeher geteilt. Wie Jim es Angie gegenüber einmal ausgedrückt hatte – Sir Brian und seinesgleichen würden lieber kämpfen als essen.
»Jim«, flehte Angela, »du darfst dich nicht in diese Angelegenheit verwickeln lassen!«
»Angela«, sagte Brian, »Eure weiblichen Vorbehalte gereichen Euch zur Ehre. Aber Ihr dürft nicht vergessen, daß Jim jetzt, da er diese Ländereien von Seiner Majestät persönlich als Lehen übertragen bekommen hat, dem König gegenüber in der Pflicht steht. James Feudalpflichten lassen ihm keine andere Wahl, als sich zu fügen und den König in Kriegszeiten für die Dauer von einhundertzwanzig Tagen mit einem Minimum an Soldaten zu unterstützen.«
»Ja, aber…« Angie brach ab und blickte Jim flehentlich an. Er wußte ebensogut wie sie, daß viele Ritter die eine oder andere Ausrede finden würden, um zu Hause bleiben zu können. Brian indes war wie die meisten in dieser ländlichen Gegend des mittelalterlichen Englands von einem anderen Schlag. Und wenn Jim zu Hause blieb, während seine Nachbarn dem Prinzen zu Hilfe eilten, würden Angie und er fortan gemieden und von denen, die in den Kampf zogen und von deren Familien wie Ausgestoßene behandelt werden.
»Ich muß mitkommen«, sagte Jim bedächtig. Er wandte sich an Brian.
»Verzeiht mir, daß ich scheinbar geringere Freude über diese Nachricht gezeigt habe als Ihr, Brian«, erklärte er, »aber Ihr dürft nicht vergessen, daß es gerade erst ein Jahr her ist, daß ich gelernt habe, mit Schwert und Schild und einigen anderen Waffen umzugehen. Gorp ist kein richtiges Streitroß. Meine Rüstung paßt mir nicht mehr richtig. Außerdem weiß ich überhaupt nicht, wie ich die Männer ausheben soll, die ich benötige, um meiner Feudalpflicht nachzukommen. Wie viele soll ich überhaupt bereitstellen, könnt Ihr mir das sagen?«
»Malencontri kann nicht weniger als einhundertfünfzig bewaffnete und gepanzerte Berittene aufbieten«, antwortete Brian. Dann setzte er in mitfühlenderem Ton hinzu: »Es stimmt natürlich, was Ihr da sagt, James. Ich weiß, Ihr fürchtet, Euer Beitrag zu dem Unternehmen könnte sich geringer ausnehmen, als Euch recht ist. So wie Ihr Euch wohl Sorgen macht, ob Angela in Eurer Abwesenheit für die Sicherheit der Burg Sorge
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