Drachenritter 02 - Der Drachenritter
England«, antwortete Brian brüsk.
»Edward?« Der König blickte von Brian zum Prinzen an Malvinnes Seite, wieder zurück zu Brian und dann wieder zum Prinzen.
»Was soll denn dieser Unsinn?« fragte er Carolinus. »Was redet Ihr… dieser junge Magier… da von Prinzen?«
»Diese Fragen müßt Ihr Sir James Eckert stellen«, sagte Carolinus.
König Jean starrte ihn eine Weile an, doch Carolinus zuckte mit keiner Wimper. Ebensogut hätte er aus Holz geschnitzt sein können.
»Was soll das bedeuten?« wandte sich der König an Malvinne.
»Euer Majestät«, sagte Malvinne, »man hat sich gegen mich verschworen. Erklären kann ich es nicht, denn es ist magischer Natur.«
»Ihr, Mylord!« fuhr der König Jim an. »Würdet Ihr mich endlich aufklären? Was ist hier los? Ich bestehe auf einer Antwort!«
»Ihr werdet es in Kürze erfahren, Majestät«, sagte Jim. »Es läßt sich leichter zeigen als erklären.«
»Ich nehme an«, sagte Malvinne mit einem tückischen Zucken der Mundwinkel und einem bösartigen Unterton, »sie werden irgendeinen Doppelgänger präsentieren und behaupten, er sei Prinz Edward und nicht dieser junge Mann hier, den wir beide kennen und schätzen.«
»So ähnlich verhält es sich in der Tat«, stimmte Jim ihm zu, »aber nur annähernd.«
»Sir James!« rief Theoluf aus einiger Entfernung. Im nächsten Moment teilte sich der Kreis der Zuschauer und ließ ein Pferd durch, das so heftig gezügelt wurde, daß es unruhig tänzelte und festgehalten werden mußte. »Sir James, ich habe den Steinhaufen gefunden, und wenn sich der Prinz dort aufhält, so wird er angegriffen! Die Angreifer sind Ritter mit ganz ähnlichen schwarzen Streifen auf dem Helm wie diese hier – ich schätze sie mindestens auf ein Dutzend! Ich glaube, ich habe Sir Giles an einer kleinen Öffnung in dem Steinhaufen kämpfen sehen, aber man wird ihn in Kürze überwältigen, wenn man ihm nicht augenblicklich zu Hilfe kommt!«
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»Schwarzgestreifte Helme?« rief Sir Raoul und hechtete in den Sattel. »Das sind Malvinnes Ritter, die den Prinzen, den wahren Prinzen, töten wollen, bevor er sich hier zeigen kann! Beeilt Euch, ehe Sir Giles überwältigt wird!«
Das war das Signal, zu den Pferden zu hasten. Giles war nicht nur bei seinesgleichen, sondern auch bei den Gemeinen beliebt. Unter seiner rauhen Schale lag eine Unschuld, die jeden anzog.
Trotz des schweren Panzers stürmte Brian los, setzte einen Fuß in den Steigbügel und schwang das andere Bein über den Pferderücken. Er wollte sein Pferd schon herumwenden, als er sich besann.
»Nehmt zwanzig Männer, Theoluf!« brüllte er. »Nicht mehr als zwanzig. Die anderen sollen hierbleiben und die Ritter bewachen, die sich ergeben haben!«
Langsam saß er wieder ab.
»Dann gibt es also wirklich einen Doppelgänger«, sagte König Jean zu Malvinne.
»Dessen könnt Ihr sicher sein, Majestät«, entgegnete Malvinne, »wenngleich meine Ritter Anweisung haben, ihn lediglich gefangenzunehmen und nicht zu töten, wenn sie ihn gefunden haben. Ich habe Euch nichts davon gesagt, weil ich Euer Majestät mit diesen Kleinigkeiten nicht behelligen wollte. Wenn er erst einmal hier ist, wird sich herausstellen, daß er unserem Prinzen kein bißchen ähnlich sieht.«
»Ich glaube, das Gegenteil wird sich erweisen«, sagte Jim. Zu seiner Überraschung fühlte er, wie sich in ihm Wut auf Malvinne ansammelte. »Wenn Ihr behauptet, Eure Ritter sollten ihn lediglich gefangennehmen, so ist das gelogen. Es gibt nur einen Grund, weshalb sie ihn aufspüren sollten: um ihn zu töten, bevor König Jean von seiner Existenz erfahren konnte.«
»Ihr bezichtigt mich der Lüge?« Malvinne schwenkte aufgebracht zu Jim herum und hob abermals den Finger. Als er die Nutzlosigkeit seines Unterfangens einsah, ließ er die erhobene Hand wieder sinken. »Wir werden sehen.«
Sie warteten etwa eine Viertelstunde, während die Verwundeten auf beiden Seiten versorgt wurden, soweit dies den Soldaten des vierzehnten Jahrhunderts möglich war. Der König, Brian und alle anderen, die nicht beschäftigt waren, hatten ihre Aufmerksamkeit wieder dem Schlachtfeld zugewandt.
Die erste Abteilung der Franzosen war von den verborgenen Bogenschützen überrascht und aufgerieben worden. Im Verlauf des vergangenen Jahres hatte Jim schon häufiger den Einsatz der Bogenschützen beobachten können, so daß er sich über die verheerende Wirkung, welche Pfeile anrichten konnten, im klaren war. Die vereinte Wirkung von
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