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Drachenritter 02 - Der Drachenritter

Drachenritter 02 - Der Drachenritter

Titel: Drachenritter 02 - Der Drachenritter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R. Dickson
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zurückwich.
    Das mit Wasser bespritzte Gesicht des Prinzen begann sich zu verändern. Man vernahm ein leises Zischen oder Prasseln; und wenngleich sich die Gesichtszüge des Prinzen nicht veränderten, so schrumpften sie doch. Der Mund wurde schmaler, die Nase kleiner, die Augen rückten zusammen.
    Von alledem schien der Prinz, der soeben bespritzt worden war, nichts zu merken. Er starrte Jim unverwandt an wie jemand, der nicht begriff, was um ihn herum vorging.
    Jim nahm die offene Flasche und verteilte den Inhalt mit ein paar raschen Handbewegungen großzügig auf dem Gesicht des falschen Prinzen.
    Das Zischen und Prasseln wurde lauter. Das Gesicht schrumpfte immer rascher. Die ganze Gestalt des Prinzen verlor an Statur und schrumpfte in der Kleidung, die nur noch lose an ihm herunterhing. Der Prinz wurde immer kleiner, obwohl das Wasser mittlerweile verschwunden war.
    Jim trat zurück. Für alle sichtbar, schrumpfte der Prinz immer mehr, bis er vollständig verschwand und nur noch ein Haufen Kleidungsstücke auf dem Boden übrigblieb.
    Carolinus regte sich auf einmal und wandte sich heftig auf dem Absatz um.
    »Revisionsabteilung!« blaffte er.
    »Hier bin ich«, antwortete die tiefe Baßstimme etwa einen halben Meter über dem Boden.
    »Merkt Euch die Fragen und Antworten gut, die Ihr gleich hören werdet. James?«
    Jim sah von dem Kleiderhaufen zu Carolinus auf. Obwohl er gewußt hatte, was passieren würde, war er dennoch erschüttert. Er hatte das Gefühl, jemanden ermordet zu haben.
    »James«, sagte Carolinus, »habt Ihr soeben wirklich bloß reines Wasser benutzt?«
    »Reines Wasser«, antwortete Jim. »Ich habe es vor ein paar Stunden aus einem Bach geschöpft. Sir Brian hat gesehen, wie ich den Wein aus dieser Flasche ausgegossen und durch Wasser ersetzt habe.«
    »Bei Gott, so war's«, sagte Brian mit bebender Stimme.
    »Weshalb habt Ihr den falschen Prinzen mit Wasser bespritzt?« fragte Carolinus.
    »Weil…« Jim schluckte. »Weil ich wußte, daß er davon schmelzen würde. Ich wußte, daß solche Scheinbilder stets aus Bergschnee erschaffen werden.«
    »Und wer hat Euch gesagt, daß Scheinbilder aus Schnee bestehen?« wollte Carolinus wissen. »Wer hat Euch gesagt, daß sie bei der Berührung mit Wasser schmelzen würden wie Schnee?«
    »Das wird des öfteren in den Märchen meiner… in den Märchen der Gegend, aus der ich komme, erwähnt«, sagte Jim.
    »Revisionsabteilung, habt Ihr das gehört?« fragte Carolinus.
    »Ich habe es gehört«, antwortete die Baßstimme.
    Carolinus entspannte sich. Sein Tonfall wurde geradezu sanft.
    »Das reicht einstweilen«, sagte er. »Jim, tretet einen Moment mit mir beiseite, damit wir ungestört miteinander reden können.«
    Er wandte sich ab, ohne Malvinne eines Blickes zu würdigen, und Jim wagte es nicht, den anderen Magier anzusehen. Er wollte Carolinus gerade folgen, als die vor ihm stehenden Männer in Bewegung gerieten. Sieben Bewaffnete mit einem ramponierten Schild tauchten auf, der ihnen als Tragbahre diente. Darauf lag eine reglose Gestalt. Einer der Männer stützte ihren unbehelmten Kopf; zwei weitere Männer hielten die Beine, die über den Schild hinausragten. Nicht weit von der Fahne setzten die Männer ihre Last ab.
    »Giles!« schrie Jim. In diesem Moment passierten zwei Dinge gleichzeitig.
    »Eure Schulden sind getilgt«, sagte die unsichtbare Baßstimme knapp über dem Boden, und ein schlanker Mann mit blauem Wams drängte sich an Jim vorbei und fiel neben der Gestalt auf der Bahre auf die Knie.
    »Mein tapferer Sir Giles!« Es war der echte Prinz, und er weinte. »Wie soll ich Euch nur für alles danken, was Ihr getan habt, um mich, mein Leben und meine Ehre zu retten?«
    Giles war kalkweiß im Gesicht. Er bewegte die Lippen, doch Jim konnte ihn nicht verstehen. Die Prinz ergriff Giles schlaffe Hand und drückte sie an seine Lippen. Giles Rüstung war in Stücke gehackt, und es gab keine einzige Stelle, die nicht blutverschmiert gewesen wäre. Theoluf kniete neben Giles nieder und begann Giles Wunden mit befeuchtetem Stoff zu säubern und die Blutungen zu stillen.
    In diesem Moment lenkte eine Bewegung unter den Umstehenden die Aufmerksamkeit der gepanzerten Männer an Giles Bahre auf sich. Durch die offene Gasse kamen vier Ritter hindurchgeritten. Der Anführer, ein großer, stämmiger Mann, ritt fast bis an die Fahnenstange heran. Dort saß er ab und nahm den Helm ab, unter dem ein runder, ergrauender Kopf und ein quadratisches,

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