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Drachenritter 02 - Der Drachenritter

Drachenritter 02 - Der Drachenritter

Titel: Drachenritter 02 - Der Drachenritter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R. Dickson
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daß ihre Gefühle unangemessen waren. Aber vielleicht täuschte er sich da auch. Jedenfalls sagte ihm eine innere Stimme, daß es im Moment nicht ratsam sei, das Gespräch darauf zu bringen.
    »Hast du gesehen, was für ein Gesicht sie gemacht hat, als er sie seinen Goldvogel nannte?« fragte Angie. »Hast du gemerkt, wie ihr dabei zumute war? Es stand ihr deutlich ins Gesicht geschrieben!«
    Jim war überhaupt nichts an Angie aufgefallen, weder im Gesicht noch sonstwo, und zwar deshalb, weil er in dem Moment nicht auf sie geachtet hatte. Er hatte sich eher auf Dafydd konzentriert.
    »Ich glaube nicht«, sagte er. »Was hat sie eigentlich von dir gewollt?«
    »Daß ich ihr einen Rat gebe«, meinte Angie. »Sie weiß, daß Dafydd mit in den Krieg ziehen möchte, bloß um zu sehen, ob jemand besser mit dem Bogen umzugehen versteht als er. Deshalb ist sie hin- und hergerissen zwischen dem Verlangen, ihn dazubehalten, und dem Wunsch, ihn nicht in ihrer Nähe zu haben, damit er nicht mitbekommt, wie sie fett wird, und in seiner Liebe womöglich erkaltet. Sie wollte wissen, ob ich die Antwort auf ihr Dilemma kenne.«
    »Und, kennst du sie?« fragte Jim.
    »Und was ist mit dir?« entgegnete Angie.
    »Nein«, sagte Jim. Er fühlte sich versucht hinzuzusetzen, daß er schließlich keine Frau sei und dazu nichts sagen könne, doch dann besann er sich eines Besseren.
    »Niemand kann ihr diese Frage beantworten!« sagte Angie.
    Sie legte die Bürste weg und blies die Kerze aus, in deren Licht sie sich gebürstet hatte. Auf einmal war der Raum in Dunkelheit getaucht, welche die letzten Strahlen des Sonnenuntergangs hinter den Fenstern kaum mildern konnten. Jim spürte eher, als daß er es sah, wie Angie zu ihm ins Bett schlüpfte. Allerdings legte sie sich so hin und deckte sich so weit zu, daß sie ihn nirgendwo berührte.
    Sie äußerte sich nicht weiter zu dem Thema. Und Jim stellte keine Fragen mehr, obwohl er gern gewußt hätte, ob Angie ebenfalls glaubte, daß Dafydd Danielle lediglich wegen ihres Aussehens liebe. Denn er glaubte das ganz und gar nicht.

9
     
    Die nächsten drei Wochen vergingen wie im Flug. Dafydd, Danielle und Giles o'the Wold mit seinen Männern machten sich auf den Weg. Brian sowie eine Anzahl seiner Bewaffneten wurden reguläre Bewohner der Burg und waren eifrig damit beschäftigt, die sechzig Männer auszubilden, die Jim aus der Bauernschaft und dem Burggesinde ausgewählt hatte, um die fünfzig Lanzen stellen zu können, die man von ihm erwartete.
    Von den sechzig Männern würden am Ende lediglich die zweiundzwanzig verheißungsvollsten tatsächlich als Bewaffnete eingestuft werden. Zuvor mußten sie beweisen, daß sie reiten konnten und daß ihr Umgang mit den Waffen zumindest für die Zukunft hoffen ließ, wenn sie einstweilen den in sie gestellten Erwartungen auch noch nicht gerecht werden konnten. Der Rest der sechzig Männer würde die Pferde versorgen und Jim, Brian, Brians Knappen – ein freundlicher, blonder, sechzehnjähriger Bursche mit einem offenen Gesicht, der John Chester hieß – sowie den bereits ausgebildeten wie den zukünftigen Bewaffneten zu Diensten sein.
    Mit den fünfzig ›Lanzen‹, die Jim stellen sollte, waren fünfzig Kämpfer gemeint, von denen jeder über ein Pferd verfügte und mit sämtlichen Waffen umzugehen verstand, darunter ein schwerer Dolch, Breitschwert, Schild und – im Falle der Berittenen – eine leichte Lanze beziehungsweise ein ›Speer‹.
    Brian steuerte am Ende sechsundzwanzig Männer zu der Streitmacht bei; dazu gehörten fünf seiner Burgkrieger sowie fünf Rekruten aus dem Gesinde; die übrigen waren erfahrene Krieger von auswärts, die unter seiner Führung kämpfen wollten.
    Eigentlich hätte Jim ebenfalls einen Knappen haben sollen. Allerdings wäre es selbst dann aussichtslos gewesen, so kurzfristig einen der Söhne eines Edelmanns aus der Nachbarschaft gewinnen zu wollen, wenn die Zeit ausgereicht hätte, ihn entsprechend auszubilden. Daher riet ihm Brian, er solle einen seiner Bewaffneten auswählen, mit dem er sich besonders gut verstand, und ihn Knappe nennen; es sei unwahrscheinlich, daß jemand den Unterschied merken werde.
    Wie Jim von seinem Studium der Geschichte des Mittelalters her in Erinnerung behalten hatte, gestattete es England im Gegensatz zu Frankreich und einigen anderen kontinentalen Ländern einem Gemeinen, in die Ritterschaft aufzusteigen, und die Zwischenstufe war die des Knappen. Daher war es gar nicht so

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