Drachenritter 03 - Der Drache an der Grenze
Taschentuch hinter den Schwertgürtel. »Derlei Kindereien überlassen wir Euch.«
Er wandte sich ab und ging zu den Pferden, wo er auf die leere Truhe hinunterschaute, die am Boden lag.
»Die Truhe muß wieder aufgeladen werden«, sagte er zu Eshan. »Sonst können wir das Gold nicht transportieren, und Ihr geht leer aus.«
»Aufladen!« knurrte Eshan. Ein halbes Dutzend unvollständig bekleideter Hohlmenschen trat vor und machte sich an die Arbeit. Die Truhe war im Handumdrehen wieder festgezurrt.
»Ausgezeichnet!« sagte Jim und saß auf, während Dafydd den Bogen schulterte, den Pfeil in den Köcher steckte, das Seil des Packpferds ergriff und ebenfalls aufsaß. »Zum Zeichen des tiefen Vertrauens, das wir in Euch setzen, habe ich hier etwas für Euch - denn Anführer sollten stets mehr bekommen als ihre Gefolgsleute.«
Jim holte eine schwere Stoffrolle hinter dem Sattel hervor. Er schleuderte sie den Hohlmenschen entgegen. Sie beschrieb einen Bogen und prallte mit einem klimpernden Geräusch auf den Boden.
Die Hohlmenschen stürzten sich darauf wie eine Hundemeute auf einen Brocken Fleisch. Jim und Dafydd wendeten die Pferde und ritten zurück in den Schatten des Waldes.
Kaum daß sie außer Sicht- und Hörweite der Lichtung gelangt waren, tauchte links von Jim Snorrl auf. Jim nahm eilends wieder seine wahre Gestalt an.
»Wieder zurück zu dem Gebilde, das Ihr als Burg bezeichnet?« fragte der Wolf.
»Ja«, antwortete Jim. Obwohl die Begegnung mit den Hohlmenschen erfolgreich verlaufen war, hatte er böse Vorahnungen, obwohl es keinen Grund dafür zu geben schien.
»Auf dem kürzesten Weg zurück zur Burg.«
Sie hatten vier Stunden bis zu den Hohlmenschen gebraucht, und der Rückweg dauerte etwa dreieinhalb Stunden. Da sie einige Zeit im Lager der Hohlmenschen zugebracht hatten, war es bereits Nachmittag, als sie die Burg erreichten. Dort stellten sie fest, daß die Vorbereitungen zur Schlacht bereits in vollem Gange waren.
Die Schmiedefeuer brannten, Speere wurden mit neuen Klingen versehen, Schwerter geschärft, Rüstungen überprüft und ausgebeult. Es verstand sich von selbst, daß all diese Aktivitäten in den aus Holz erbauten Vorgebäuden rund um den Burghof stattfanden. Außer in den Korblaternen und Kohlenpfannen sowie in der mit Steinwänden versehenen Küche am Fuße des Wehrturms wurde in der Nähe der Burg kein offenes Feuer geduldet. Das Feuer war seit jeher der größte Feind der Behausungen des Mittelalters, ganz gleich, ob es sich nun um eine einfache Hütte oder um eine Burg handelte.
Brian war ebenfalls draußen und schaute von einem Hocker aus zu, wie seine Rüstung instand gesetzt wurde. In diesem Moment kamen Jim und Dafydd durchs Burgtor geritten.
»James! Dafydd!« rief Brian und sprang auf. Als er ihnen entgegenlaufen wollte, geriet er jedoch ins Stolpern.
»Bleibt, wo Ihr seid!« rief Jim. »Wir kommen zu Euch.«
Er ritt zu Brian hinüber und saß ab. Dafydd folgte ihm. Stallburschen eilten herbei und führten die Pferde weg, während Brian Jim und Dafydd nacheinander in die Arme schloß.
»James, wird Euch nicht ganz warm ums Herz«, rief er, »wenn Ihr diese Geschäftigkeit seht? Wann soll die Schlacht stattfinden, James?«
»In zehn Tagen«, antwortete Jim.
»In zehn Tagen? Bis dahin bin ich wieder so munter wie ein Rehbock im Frühling!« sagte Brian. »Das ist wirklich eine gute Nachricht.«
Insgeheim bezweifelte Jim, daß Brian selbst dann, wenn seine Genesung auch weiterhin gute Fortschritte machen sollte, an der Schlacht würde teilnehmen können. Bis dahin mußte er sich etwas einfallen lassen, um Brian daran zu hindern.
»Und die Hohlmenschen?« schrie Brian - bis ihm unvermittelt klar wurde, was er da tat, und die Stimme zu einem Flüstern senkte. »Haben sie den Köder geschluckt?«
»Das haben sie«, antwortete Jim ebenso leise. Nicht deshalb, weil er befürchtete, die Hohlmenschen könnten sie belauschen; allerdings wollte er verhindern, daß irgend jemand zufällig etwas aufschnappte, das den Hohlmenschen über die Händler, bei denen ihre Anführer den Vorschuß ausgeben würden, hintertragen werden könnte.
»Ah! Dann laßt uns hineingehen und einen Becher trinken!« meinte Brian ausgelassen, legte beiden einen Arm um die Schulter und wandte sich dem Palas zu.
Jim und Dafydd ließen sich mitführen, und wenn Brian sich auch recht schwer auf sie stützte, so erwähnten sie es nicht.
Als Jim, Dafydd und Brian an der hohen Tafel Platz genommen
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