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Drachenritter 03 - Der Drache an der Grenze

Drachenritter 03 - Der Drache an der Grenze

Titel: Drachenritter 03 - Der Drache an der Grenze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R. Dickson
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hätte die Burg zu Fuß verlassen können, doch das hätte zuviel Aufmerksamkeit erregt. Wenn es sich vermeiden ließ, ging ein Ritter niemals zu Fuß, ebensowenig wie die Cowboys zu Fuß gingen, wenn sie auch reiten konnten.
    Nach etwa einer halben Meile saß Jim ab und band sein Pferd mit einem langen Seil an einer Felswand fest. Die Felswand war lediglich sechs Meter hoch, stieg aber senkrecht an, und es gab auch eine Nische darin, in die sich das Pferd zurückziehen konnte, sollte sich ein Raubtier nähern. Mehr konnte Jim für das Pferd nicht tun; aus diesem Grund hatte er sich auch ein Pferd aus dem Stall der de Mers ausgeborgt, anstatt mit seinem Streitroß loszureiten, das zu wertvoll war, als daß er es vergleichsweise schutzlos hätte zurücklassen wollen.
    Als Entschuldigung dafür, daß er es allein ließ, tätschelte er dem Pferd den Hals, dann nahm er den Proviant, den er eingepackt hatte, und entfernte sich außer Sichtweite des Pferdes. Aus Erfahrung wußte er, daß es Pferde ungünstig aufnahmen, wenn er sich vor ihren Augen in einen Drachen verwandelte.
    Ein Pferd stellte sich verständlicherweise nicht die Frage, wie ein Mensch es anstellte, sich in einen Drachen zu verwandeln. Es bemerkte lediglich, daß es auf einmal einen Drachen vor sich hatte, komplett mit Klauen und Zähnen; und dann drehte es in den meisten Fällen durch.
    Als er weit genug gegangen war, legte Jim den Proviant auf den Boden, kleidete sich aus und rollte die Kleidungsstücke zusammen. Nach kurzem Nachdenken legte er auch das Schwert in der Scheide zu dem Bündel.
    Er band Kleidung, Proviant und Waffen mit dem Gürtel zusammen und hängte sich den Gürtel so um den Hals, daß das schwere Schwert auf seinem Rücken zu liegen kam; dann steckte er den Dorn des Gürtelschlosses in das letzte Loch. Nun schrieb er an die Innenseite seiner Stirn:
     
    ICH -> DRACHE
     
    Abgesehen davon, daß das Gewicht des Bündels ein Stück weit nach oben rückte, da sein Hals jetzt sehr viel dicker war, merkte er wie üblich nichts von der Verwandlung. Als er jedoch an sich hinuntersah, stellte er fest, daß er jetzt vier Drachenbeine besaß. Außerdem spürte er an den Schultern das Gewicht der Flügel und die mächtigen Muskeln, die er zum Fliegen benötigte. Das Bündel, das er geschnürt hatte, klemmte jetzt fest zwischen den reihenförmig angeordneten dreieckigen Knochen, die außen an seinem Rückgrat entlangliefen.
    Vor Verlassen der Burg hatte er eine Nachricht unter Liseths Zimmertür hindurchgeschoben, abgefaßt in gut leserlichen Druckbuchstaben und in einfachen Worten gehalten, worin er sie bat, Grauflügel anzuweisen, ihn zu Snorrl zu geleiten, und ihr erklärte, daß er dann die Gestalt eines Drachen innehaben werde.
    Als er die Flügel spreizte, bereitete es ihm ein regelrechtes Lustgefühl, die Kraft der mächtigen Flügelmuskeln zu spüren; dann sprang er in die Luft und gewann rasch an Höhe.
    Wie er längst festgestellt hatte, entsprach es der Gewohnheit der Drachen, zunächst einmal etwa dreihundert Meter hoch zu steigen und dann nach einer thermischen Strömung zu suchen, die sie weiter nach oben trug.
    Auf einem solchen Aufwind konnte man dahingleiten und mit steif abgestreckten Flügeln kreisen, ohne zur Fortbewegung auf die eigene Muskelkraft angewiesen zu sein. Als Jim diese Höhe erreicht hatte, hielt er Ausschau nach Grauflügel. Unter der allmählich heller werdenden rosa-weißen Kuppel des Morgenhimmels war von dem Falken noch nichts zu sehen.
    Es fiel ihm schwer, sich den Kopf soweit zu verrenken, daß er zurückschauen konnte, deshalb gab er es auf. Die Burg fiel rasch hinter ihm zurück. Da er noch keine thermische Strömung entdeckt hatte, war er in den Gleitflug übergangen, der ihn in flachem Winkel wieder dem Erdboden näher bringen würde. Abermals pumpte er heftig mit den Flügeln und stieg weitere einhundertfünfzig Meter empor. Bevor er wiederum in den Gleitflug überging, meinte er am Himmel einen Punkt auszumachen.
    Allmählich wunderte er sich, wie schwer es ihm fiel, einen Aufwind zu finden. Zu dieser frühen Morgenstunde, da die Sonne den nachtkalten Boden gerade erst erwärmte, hätte es auf jeden Fall Aufwinde geben müssen, auch wenn sich die Waldflächen noch nicht so weit erwärmt hatten, daß ein steter Strom erwärmter Lüftmassen von ihnen emporstieg.
    Er hatte die zusätzliche Höhe bereits wieder verloren und noch ein gutes Stück mehr. Abermals pumpte er mit den Flügeln, ein wenig gereizt

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