Drachenritter 04 - Der Drache im Krieg
wie auch seinem Zauberer Ecotti anwandte, um zu sehen, ob ich sie nicht zum Reden bringen könnte. Ecotti wußte wirklich nichts. Aber König Jean hat mir unter Magie erzählt, daß die Invasion in fünf Tagen beginnen würde, sofern das Wetter es zuläßt.«
»Aber das ist doch unmöglich!« sagte Chandos mit einem Tonfall, der beinahe an Verärgerung grenzte. »Er würde anderthalb Wochen brauchen, um seine Truppen einzuschiffen. Habt Ihr bei Eurem Aufenthalt in Frankreich irgendwelche Anzeichen dafür gesehen, daß seine Truppen sich einschiffen? Wo in Frankreich wart Ihr überhaupt?«
»In Brest«, antwortete Jim. »Nein, es gab keine Anzeichen dafür, daß Soldaten sich einschifften, obwohl es in der Stadt nur so wimmelte von Soldaten, und es waren auch Schiffe da - alle möglichen Schiffe. Ich vermute, daß er für den Truppentransport alle Handelsschiffe zusammenziehen wird, die er finden kann.«
»Ich sage Euch, das ergibt keinen Sinn!« Chandos begann auf dem Wehrgang hin und her zu laufen und stampfte dabei beinahe mit den Füßen auf. »Aber natürlich! Er muß Euch belogen haben.«
»Das konnte er nicht«, widersprach Jim. »Wie ich Euch bereits erklärt habe, ich hatte ihn unter einen magischen Zwang gesetzt. Dun blieb gar keine andere Wahl, als die Wahrheit zu sagen.«
»Was, um Himmels willen, kann er nur gemeint haben?« wütete Chandos.
»Er hat die Seeschlangen als Verbündete«, sagte Jim. »Sind die Schlangen inzwischen in irgendeiner Weise in Erscheinung getreten? Vielleicht hat er meine Frage so einfach beantwortet wie nur möglich und die Schlangen als Teil der Invasion angesehen.«
»Nun, es kann kein Zweifel bestehen, daß sie in der Gegend gewesen sind - sie oder etwas, das ihnen ähnlich sieht!« sagte Chandos, der nun vor Jim stehen geblieben war und ihn wild ansah. »Fest steht, daß Vieh und sogar Männer, Frauen und Kinder gefressen wurden, zumindest erzählt man sich das. Niemand ist bereit, einen sicheren Ort zu verlassen. Ich glaube, Eure Lady hat gegenwärtig fast jeden Pächter und Leibeigenen von Euren Ländereien innerhalb dieser Mauern, da dies der einzige Ort ist, an dem sie sich sicher fühlen. Aber warum sollte die Tatsache, daß sie hier waren...?«
Chandos' Zorn verrauchte.
»Ich verstehe es nicht«, sagte er hilflos.
»Möglich, daß Menschen und Vieh gefressen worden sind«, sagte Jim, »aber ich glaube, das geschah nur deshalb, weil die Schlangen einfach alles fressen, was ihnen über den Weg läuft.«
Er wandte sich an Rrrnlf.
»Habe ich recht, Rrrnlf?«
»Natürlich«, sagte Rrrnlf. »Ich meine, jeder muß essen, und im Meer ißt man, wann immer man die Gelegenheit dazu hat. Ihr habt es bei Granfer gesehen. Er verbringt seine ganze Zeit mit Essen. Ich habe Euch das doch erklärt.«
»Wer ist Granfer?« wollte Chandos wissen.
»Ein... Ihr würdet ihn wohl als Seeungeheuer bezeichnen, Sir John«, sagte Jim, weil er glaubte, das Wort >Tintenfisch< oder >Krake< würde den Ritter nur zu allen möglichen Fragen verleiten. »Er ist so alt und erfahren, daß er für andere Geschöpfe im Meer als Berater füngiert - ich meine, für die Geschöpfe, die er nicht ißt. Ich meine, mit seinen langen Fangarmen zieht er Fische zu sich heran und verschluckt sie in einem Bissen. Es sind auch ziemlich große Fische dabei. Ich glaube, er hält sich die ganze Zeit über auf dem Meeresgrund auf.«
»Früher ist er manchmal an die Oberfläche gekommen, als er noch jünger war und kleiner«, warf Rrrnlf ein. »Aber ich glaube, heute findet er, daß sich die Mühe nicht mehr lohnt.«
»Er hat uns erzählt, daß er mit einer der Seeschlangen gesprochen habe - wahrscheinlich die Seeschlange, die den Angriff auf unsere Insel anführt«, sagte Jim. »Und er hat ihr davon abgeraten. Aber die Seeschlange - Essessili - hat nicht auf ihn gehört.«
»Ja«, knurrte Rrrnlf gefährlich hinter Jim, »es ist diejenige, die meine Dame hat, ich weiß es!«
»Aber versteht Ihr, Sir John«, sagte Jim, »die Seeschlangen haben es im Grunde nicht auf uns Menschen abgesehen. Sie wollen alle Drachen aufspüren und töten, und zwar in England und überall sonst, wo sie welche finden können. Weil wir eine Insel sind, ist es für sie einfacher, bei uns an Land zu kommen.«
»Sie haben's nicht gerne trocken, die Schlangen«, bemerkte Rrrnlf. »Und sie mögen kein Süßwasser. Uns Seeteufeln ist's ja egal, ob Wasser salzig ist oder süß, und wir können überall an Land gehen, wo es uns gefällt -
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