Drachenritter 04 - Der Drache im Krieg
die Dinge auch besser, als wir sie verstehen.«
»Ich dachte mir doch, daß du das sagen würdest«, erwiderte Angie. »Aber ich wollte, daß du Bescheid weißt. Es tut mir weh, zu sehen, wie er versucht, zu vertuschen, was ihn quält, indem er eine Schroffheit an den Tag legt, die man sonst nicht von ihm gewohnt ist. Es muß wirklich schlimm sein, was ihm da zu schaffen macht.«
»Ja, das glaube ich auch«, sagte Jim. »Nun, vielleicht kann Aragh uns etwas sagen.«
»Das hoffe ich doch«, sagte Angie. »Geh jetzt nach unten, und ich hole Aragh herbei. Wir werden einfach so tun, als wäre er gerade vorbeigekommen, um zu sehen, wie es uns geht.«
»Gut.« Jim entfernte sich durch den Korridor und die Treppe hinunter und gelangte so in den Palas, wo Sir John noch immer mit dem Drachen saß.
Zu seiner Erleichterung sah er schon von weitem, daß die beiden offensichtlich in eine sehr muntere und freundschaftliche Unterhaltung verstrickt waren. Er hätte sich wohl keine Sorgen zu machen brauchen. Sie hatten zwar miteinander geredet, aber Sir John schien das Gespräch geradezu zu genießen.
»Ah, Sir John«, sagte Jim und nahm ein wenig atemlos neben dem Ritter an der hohen Tafel Platz, »tut mir leid, daß ich Euch so lange allein lassen mußte...«
»Er war nicht allein«, fiel ihm Secoh ins Wort. »Ich war bei ihm. Wie geht es Dafydd und Brian?«
Jim erinnerte sich plötzlich daran, daß das Band, das zwischen ihm, Brian und Dafydd existierte, auch Secoh einschloß. Plötzlich machte ihm sein Gewissen zu schaffen.
»Brian sitzt bereits auf seinem Bett und trinkt trotz all unserer Ermahnungen Wein. Carolinus hat seine Wunden geheilt, und Ihr kennt Brian ja. Jetzt meint Brian, er wäre so gut wie neu«, antwortete Jim. »Dafydd brauchte Blut, und wir konnten ihm auf magischem Wege etwas von meinem geben. Wenn er noch mehr von mir braucht, wird Carolinus mich rufen, so wie er das vorhin getan hat, als ich Euch beide hier zurücklassen mußte. Dann gehe ich wieder hinauf. Aber für den Augenblick kann ich mir ein wenig Ruhe gönnen.«
»Und einen Becher Wein trinken«, sagte Chandos, während er einen Becher füllte und ihn vor Jim hinschob. »Ich bin froh, zu hören, daß es den beiden braven Männern wieder gutgeht. Was mich betrifft, ich habe mein Gespräch mit Secoh sehr genossen. Der erste Drache, mit dem ich je gesprochen habe. Ich habe es mir zur Angewohnheit gemacht, mit jedem zu reden, wenn sich die Gelegenheit bietet, und jedesmal, wenn ich es tue, lerne ich etwas hinzu. Also, Secoh hat mir gerade erzählt, wie er und ein anderer älterer Drache bei Eurem berühmten Kampf am Verhaßten Turm diesen schurkischen Drachen Bryagh besiegt haben. Ich hatte ja keine Ahnung, daß Drachenflügel in einem Kampf derart nützlich sein können.«
»Ja, tatsächlich«, warf Secoh ein. »Ich bin kein großer Drache, aber ich kann mit einem Flügel...«
Plötzlich streckte er einen seiner Flügel über die untere Tafel aus, so daß er bis in die Halle hineinragte. Hier innerhalb dieser Mauern schien sich der Flügel über eine bemerkenswerte Entfernung zu erstrecken.
»Mit diesem Flügel«, fuhr Secoh fort, »könnte ich fünf oder zehn von Euch Georgs umwerfen, und nur wenige von ihnen würden wieder aufstehen. Allein mit diesem Flügel könnte ich einer Kuh das Rückgrat brechen - ähm, das heißt, ich könnte einem Hirsch das Rückgrat brechen, ganz gleich, wie groß er wäre. Ich könnte einen Bär umwerfen oder ein Wildschwein durch die Luft schleudern. Die meisten Georgs haben keine Ahnung davon, aber was ein Drache auf der Jagd oder im Kampf am häufigsten benutzt, sind seine starken Flügelmuskeln. In der Tat werden bei einem Kampf zwischen zwei Drachen beide Gegner versuchen, dem anderen einen oder beide Flügel zu brechen.«
»Adler haben auch sehr kraftvolle Flügel«, warf Chandos ein.
»Unsere sind kräftiger«, sagte Secoh. »Als. wir damals gegen Bryagh kämpften, war er so groß, daß er mir im Handumdrehen beide Flügel hätte brechen können, wenn ich allein gegen ihn gekämpft hätte. Aber Smrgol, der zwar alt und von dieser Krankheit, was immer das auch sein mag, verkrüppelt war, dieser Smrgol hatte genauso starke Flügelknochen wie Bryagh -obwohl der Flügel an der Seite, an der ihn die Krankheit erwischt hatte, ein wenig schwächer war. Nun, jedenfalls konnte Bryagh, weil er mit uns beiden gleichzeitig kämpfen mußte, nicht seine ganze Aufmerksamkeit darauf richten, mir die Flügel zu
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