Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Drachenritter 04 - Der Drache im Krieg

Drachenritter 04 - Der Drache im Krieg

Titel: Drachenritter 04 - Der Drache im Krieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R. Dickson
Vom Netzwerk:
anderen Seite der Welt hinschauen, wandte sich Jim mit einem Gesicht zu, das diesen erschreckte. Carolinus' Haut schien straff über seine alten Knochen gespannt zu sein. Er sah unaussprechlich erschöpft aus und älter, als Jim ihn je erlebt hatte. Wie jemand, der an die Grenzen seiner Kräfte getrieben worden war.
    »Nein! Was könnte ich tun?« sagte er erloschen. »Und was geht das überhaupt Euch an? Wagt Ihr es, Euren Meister zu tadeln, Bursche?«
    Dann wandte er Jim abrupt wieder den Rücken zu und blickte abermals zu den Bäumen und über sie hinaus.
    Jim stand zunächst sprachlos da. Dann spürte er eine Berührung an seinem Ellbogen, drehte sich um und sah Angie vor sich.
    Angie legte einen Finger an die Lippen und führte ihn einige Schritte von Carolinus weg.
    »So hat er sich in letzter Zeit mehrmals benommen!« flüsterte sie Jim ins Ohr. »Ich glaube, das beste wäre es, ihn in Ruhe zu lassen. Vielleicht überwindet er die Sache allein.«
    »Aber wir brauchen ihn«, erwiderte Jim wütend zurück.
    »Nun, in dem Zustand, in dem er sich jetzt befindet, kann er uns nichts nützen«, flüsterte Angie.
    Jim wandte sich wieder an Rrrnlf.
    »Hat Essessili sich bereits zu dieser Herausforderung verpflichtet?« fragte Jim.
    Rrrnlf nickte.
    In Jim tobte ein Aufruhr verschiedener Gefühle. Wenn eine solche Herausforderung tatsächlich ausgesprochen worden war, konnte er ihr unmöglich ausweichen - nicht in dieser Situation und schon gar nicht in Anwesenheit von Brian, Giles und Chandos.
    Aber vielleicht war es tatsächlich der einzige Ausweg. Die Drachen - zumindest die französischen - hatten nicht ausdrücklich versprochen zu kämpfen, und trotz ihres Gebrülls im Augenblick bestand durchaus die Möglichkeit, daß sie es auch nicht tun würden.
    Man konnte sich nicht einmal darauf verlassen, daß die englischen Drachen kämpfen würden, obwohl Jim mittlerweile glaubte, daß sie es wahrscheinlich tun würden. Nur - allein waren sie den Schlangen gegenüber hoffnungslos in der Minderzahl...
    Aber wenn er gegen Essessili kämpfen mußte -natürlich in seinem Drachenkörper -, wie durfte er da hoffen zu gewinnen? Als er in der Schlacht am Verhaßten Turm gegen den Oger gekämpft hatte, hatte Smrgol ihn beraten und ihm damit einen unschätzbaren Dienst erwiesen. Aber der einzige Drache, von dem man wußte, daß er allein eine Seeschlange getötet hatte, war seit über hundert Jahren tot.
    »Secoh!« sagte er an den Sumpfdrachen gewandt. »Habt Ihr mitbekommen, was Rrrnlf mir gerade erzählt hat? Essessili möchte gegen mich kämpfen, um zu beweisen, daß eine Seeschlange tatsächlich keine Angst vor Drachen haben muß.«
    »Ich habe es gehört, Mylord.« Secohs Augen leuchteten. »Und das vor sämtlichen Drachen Englands und Frankreichs. Was für eine wunderbare Gelegenheit!«
    Nun, damit war die Sache wohl erledigt. Secoh hielt Jims Sieg für eine abgemachte Sache, und daher würden sämtliche anderen Drachen das ebenfalls tun. Er selbst war weniger zuversichtlich. Aber wenn er die Herausforderung nicht annahm, würden die Drachen sich voller Abscheu von ihm abwenden und die Schlangen die Burg einnehmen. Er würde sterben -und vor allem, Angie würde sterben.
    Dieser letzte Gedanke war unerträglich. Irgendwie mußte er nicht nur gegen die Seeschlange kämpfen, sondern auch siegen.
    Wieder wandte er sich an Rrrnlf.
    »Nun«, sagte er, »wenn er mich tatsächlich herausfordert ...«
    »Da gibt es kein >wenn<. Da kommt er schon, kleiner Drachenritter!«
    Rrrnlf kicherte. Der Gedanke an Jim als kleinen Drachenritter schien ihn ungeheuer zu amüsieren. »Seht!«
    Eine lange grüne Gestalt näherte sich dem Graben. Jim konnte Essessili immer noch nicht von den anderen unterscheiden. Aber Rrrnlfs Worten zufolge mußte er es sein.
    Jetzt war Essessili kaum mehr als zwanzig Meter vom Graben entfernt; die anderen Schlangen schoben sich in einem Halbkreis hinter ihm her. Jim vermutete, daß sie dies hauptsächlich taten, um das Gespräch zwischen ihm und Essessili mit anhören zu können, und weniger, um ihrem Anführer den Rücken zu stärken.
    Essessili blieb stehen. Seine schrille Stimme erhob sich bis zur Burg hinauf.
    »Drachenritter! Drachenritter!« rief er. »Zeigt Euch auf Eurer Mauer! Ich fordere Euch heraus - zeigt Euch!«
    Die Würfel waren gefallen. Jim trat vor und stand an der Mauer, so daß sein Oberkörper darüber hinausragte. Dann kam ihm eine Idee.
    »Rrrnlf«, sagte er, »warum kommt Ihr nicht mit mir?

Weitere Kostenlose Bücher