Drachenritter 05 - Der Drache, der Graf und der Troll
so daß man es zumindest teilweise als Satan betrachten könnte. Wenn dem so wäre, wäre es meine Pflicht, den Versuch zu unternehmen, es mit allen mir zu Gebote stehenden Mitteln zu zerstören -sei es mittels einer Keule, sei es mittels der mir von der Kirche anvertrauten Kräfte.«
Die Stimme des Bischofs war gegen Ende ein wenig lauter geworden, und Jim glaubte bei dem Kirchenmann denselben Eifer gehört zu haben, der ihm bei vielen Rittern wie Brian begegnet war. Er glaubte sich daran zu erinnern, daß er irgendwo schon einmal von einem Sir Roger de Bisby gehört hatte, wahrscheinlich einem nahen Verwandten des Bischofs, der seinen Mut und seine Angriffslust in den Niederlanden bewiesen hatte.
»In der Tat«, nahm der Bischof den Faden wieder auf, bevor Jim Gelegenheit fand, etwas zu erwidern, »werde ich mich glücklich schätzen, eine kräftige Streitmacht in den Keller zu führen und dafür zu sorgen, daß dem Geschöpf der Garaus gemacht wird.«
»Ich fürchte, die Situation ist derart, daß Euer Bestreben möglicherweise zu nichts führen würde, Exzellenz«, sagte Jim diplomatisch. »Ich bin natürlich nur ein Lehrling, aber ich furchte, wenn Ihr dort hinunterginget, würdet Ihr am Ende gar nichts finden. Wenn Ihr Euch auf die Suche nach dem Troll machtet, könnte er einfach verschwinden, und Ihr würdet vergebens nach ihm suchen.«
»Das kann er nicht!« sagte der Bischof. »Ich habe diese Burg und die umliegenden Ländereien gesegnet. Nichts Magisches - sei es böse oder gut - kann während dieser heiligen zwölf Tage hier geschehen, nicht bevor ich selbst aufbreche.«
»Natürlich, Exzellenz«, sagte Jim. »Aber ich meine mich erinnern zu können, daß mein Meister der Magie, Carolinus, mir einmal etwas über die Elementarwesen erzählt hat. Er sagte, das, worüber sie verfügten, sei keine wahre Magie. Es ist im Grunde etwas, das sie selbst nicht einmal verstehen und worüber sie auch keine Kontrolle haben - wie zum Beispiel die Fähigkeit, Wasser oder Luft zu atmen, wo immer sie gerade sind. Oder, wie im Fall dieses Trolls, unsichtbar zu werden, wenn ein Suchtrupp ihn in die Enge triebe und er keine andere Möglichkeit hätte, mit dem Leben davonzukommen. Wie ich schon sagte, ich bin nur ein Lehrling. Ich könnte mich irren. Mein Meister könnte Euch das genauer sagen.«
»Es ist eine böse Macht!« stieß der Bischof mit leiser Stimme hervor. »Ich werde Carolinus selbst befragen. Aber in diesem Falle muß es noch andere Mittel und Wege geben, um uns von diesem Troll zu befreien.«
»Ich glaube nicht, daß das so einfach sein wird«, gab Jim zu bedenken. »Im Augenblick scheinen wir nur eins tun zu können: Wir müssen den anderen Troll finden - den einer der Gäste hierhergebracht hat, wie der Burgtroll behauptet. Wir müssen ihn finden und uns Seiner entledigen. Seine Anwesenheit hier fordert die Vormachtstellung des Burgtrolls heraus, der alle anderen Trolle seit achtzehnhundert Jahren von hier ferngehalten hat... Ich nehme an, mein Meister hat Euch berichtet, was der Troll Sir Brian und mir erzählt hat?«
»Das hat er«, murmelte de Bisby. »Nun denn, laßt uns keine Zeit verlieren und diesen anderen Troll suchen.«
»Wir sind im Augenblick damit beschäftigt, eine erfolgversprechende Methode zu finden«, sagte Jim. »Der andere Troll vermag offensichtlich in der Gestalt eines menschlichen Wesens in unserer Mitte aufzutauchen. Nicht einmal Carolinus weiß, wie man einen Troll in dieser Maskerade entdecken soll.«
»Auch das ist mir unbegreiflich!« sagte de Bisby mit zusammengepreßten Zähnen. »Der bloße Gedanke, daß zu dieser heiligen Zeit und an diesem gesegneten Ort ein Troll in menschlicher Verkleidung unter uns sein soll! Das erzürnt meine Seele!«
Er sah Jim wütend an. Jim blickte entschuldigend drein und wartete ab.
»Nun denn«, fuhr de Bisby nach einem Augenblick fort, »kann der Burgtroll diesen anderen Troll finden, wenn man ihn hinaufbringt, damit er selbst unter den Gästen suchen kann? Ich würde ihn persönlich begleiten und allen Anwesenden versichern, daß ich sie vor ihm beschützen würde, es sei denn, einer von ihnen wäre tatsächlich der Troll, auf den der andere es abgesehen hat. Wahrlich...«, de Bisbys Miene hellte sich auf.
»Wahrlich, das scheint mir die perfekte Lösung zu sein!« rief der Bischof. »Warum habe ich nicht sofort daran gedacht?«
»Wenn Ihr mir meine Aufdringlichkeit verzeihen wollt, Exzellenz«, sagte Jim, »ich bin mir nicht
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