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Drachenritter 06 - Der Drache und der Dschinn

Drachenritter 06 - Der Drache und der Dschinn

Titel: Drachenritter 06 - Der Drache und der Dschinn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R. Dickson
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Islam, wie Jim sich von seinem Studium her vage erinnerte. Wenn er sich nicht täuschte, waren die Sunniten die Orthodoxen und die wohl größte Gruppierung, doch waren auch die Sunniten zahlreich genug, um eine ernstzunehmende Kraft darzustellen. Im Moment war von den Sunniten mit Zustimmung, von den Schiiten mit Ablehnung die Rede. Jim hatte den Eindruck, Murad und Ibn-Tariq gehörten beide dem sunnitischen Lager an.
    »...Eine Veränderung steht bevor, o Murad«, sagte Ibn-Tariq gerade, »das könnt Ihr mir glauben. Wir müssen vorbereitet sein; und einen besseren Zeitpunkt als den jetzigen gibt es nicht.«
    Als er innehielt, ergriff Jim eilends das Wort, ehe Murad etwas erwidern konnte.
    »Verzeiht mir, Murad vom Schweren Säckel und Ibn-Tariq«, sagte er, »aber soeben hat sich etwas Merkwürdiges ereignet. Mein Freund Sir Brian und ich haben einen Mann gesehen, der dem Gesuchten ähnelt. Er war gekleidet wie Eure Bediensteten und ist soeben durch diesen Durchgang verschwunden.«
    Er zeigte auf den Vorhang, der sich zu Murads Rechten wieder geschlossen hatte.
    »Einer meiner Bediensteten? Seid Ihr Euch sicher, Franke?«
    »Sicher bin ich mir natürlich nicht«, sagte Jim. »Sir Brian auch nicht. Wäre es vielleicht möglich, den Mann herzuholen, damit wir ihn aus der Nähe betrachten können?«
    »Dies ist wirklich eine Zeit der Wunder«, murmelte Ibn-Tariq, sich über den Schnurrbart streichend.
    »Was für ein Mann war das denn?« wollte Murad wissen.
    »Er war schon etwas älter - älter als die anderen, die uns bislang bedient haben«, antwortete Brian. »Er hatte graues Haar, hielt sich ein wenig gebückt und war hagerer, als ich ihn in Erinnerung habe; aber er hatte große Ähnlichkeit mit Sir Geoffrey, dem Mann, den wir suchen.«
    »In meinem Haus!« Murad klatschte dreimal in die Hände.
    Der Vorhang, durch den der besagte Mann verschwunden war, öffnete sich wieder, doch diesmal trat ein hochgewachsener alter Mann mit einem buschigen weißen Bart und einem langen Stab heraus, dessen oberes Ende mit Goldornamenten geschmückt war.
    »Hat Murad vom Schweren Säckel irgendwelche Wünsche?« fragte er.
    »Ja«, sagte Murad. »Gerade eben kam ein Mann herein, älter als die übrigen Bediensteten, gebückt und grauhaarig, den zwei meiner Gäste zu kennen meinten und den sie gern noch einmal sehen Würden. Suche den Mann und schicke ihn wieder her.«
    »Ich werde tun, was Murad vom Schweren Säckel mir aufgetragen hat«, erwiderte der Bärtige. Er zog sich zurück, worauf sich der Vorhang hinter ihm wieder schloß.
    »Kanntet Ihr ihn gut?« wandte Ibn-Tariq sich an Jim und Brian.
    »Ich kannte ihn sehr gut«, antwortete Brian, »wenngleich das schon viele Jahre zurückliegt.«
    »Nun, bald wissen wir mehr«, meinte Murad.
    Nicht lange, und der Vorhang ging wieder auf, und der Mann, der Jim zuvor aufgefallen war, trat in den Raum, gefolgt von dem Bärtigen mit dem Stab, der ihn bis vor Murad geleitete. Wenngleich der Mann das Gesicht halb abgewandt hatte, war seine Hoffnungslosigkeit nicht zu übersehen. Mit gesenktem Kopf blieb er vor Murad stehen.
    »Wie nennt man Euch?« fragte Murad.
    »Man nennt mich Nasraney, den Ungläubigen«, antwortete der Mann mit rauher, müder Stimme.
    »Dann bist du also ein Sklave«, sagte Murad. »Um so besser. Schau dir die Anwesenden an, damit sie dein Gesicht besser erkennen können.«
    Der Mann wandte sich langsam um, ohne den Blick vom Boden zu heben.
    »Heb den Kopf!« befahl der Bärtige in scharfem Ton.
    Der Mann hob den Kopf.
    Brian musterte ihn eingehend, und Jim, Ibn-Tariq und Baiju taten es ihm nach.
    »Ich hätte nie geglaubt, daß sich ein Mann so verändern kann«, meinte Brian schließlich in einem Ton, der einem tiefen Knurren recht nahe kam, »aber ich glaube, er ist es. Sir Geoffrey?«
    Der Mann hob den Kopf noch ein wenig mehr und schaute Brian an.
    »Antworte ihm«, befahl Murad.
    »Ich...« Der Mann schien nach Worten zu suchen. »Ich war einmal... Sir Geoffrey de Chaney.«
    Brian sprang auf, trat drei Schritte vor und umarmte den Mann.
    »Sir Geoffrey!« sagte er und küßte ihn auf beide Wangen. »Erkennt Ihr mich denn nicht? Ich bin Brian -Brian Neville-Smythe! Erinnert Ihr Euch noch, wie oft ich in Malvern war, so daß man beinahe sagen könnte, ich sei mit Eurer Tochter Geronde aufgewachsen?«
    »Geronde...«
    Der Mann wirkte wie gelähmt. Brians Umarmung hatte er nicht erwidert. Jim verspürte ein merkwürdiges Unbehagen. Eigentlich hatte alles seine

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