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Drachenritter 06 - Der Drache und der Dschinn

Drachenritter 06 - Der Drache und der Dschinn

Titel: Drachenritter 06 - Der Drache und der Dschinn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R. Dickson
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Felsbrocken stürzen und entweder dort festklemmen oder vom spitzen Zacken eines Felsens aufgespießt werden, wenn er weiterkletterte.
    Plötzlich stellte er fest, daß Carolinus wieder bei ihm war. Jim drehte sich auf die linke Seite und blickte zu dem roten Gewand auf, dem weißen Bart, dem alten Gesicht und den blaßblauen Augen, die auf ihn hinunterschauten.
    »Warum?« fragte er.
    Eigentlich hatte er sagen wollen: Warum muß es so schwer sein?
    »Weil der Zauberstab erst durch Eure Anstrengung erschaffen wird«, antwortete Carolinus, als hätte Jim den Satz laut ausgesprochen. »Wenn Ihr jetzt aufgebt, erlangt Ihr gleichwohl einen Stab. Allerdings enthielte er nicht die Kraft, die Ihr benötigt. Wenn Ihr irgendwo mittendrin aufgegeben hättet, so hättet Ihr bekommen, was Euch bis dahin zugestanden hätte. Denn die Festigkeit des Stabes bemißt sich nach Eurer Willenskraft und Eurer Beharrlichkeit und muß sich behaupten gegen die Stärke Eurer Gegner, gegen die Ihr ihn einzusetzen gedenkt.«
    Auf einmal war es Jim, als habe er dies von Anfang an gewußt, ohne dieses Wissen allerdings in Worte fassen zu können. Nicht nur vom Beginn des Aufstiegs an, sondern schon in dem Moment, als er mit Angie in diese Welt des vierzehnten Jahrhunderts gelangt war, in die sie nicht gehörten - in der sie Fremdkörper darstellten, wie Sand im Getriebe eines laufenden Motors.
    Von Anfang an hatten er und Angie gewußt, daß sie in dieser fremden Welt einen Ort für sich würden finden müssen; das war ihre freie Entscheidung gewesen - sie hätten nach Hause zurückkehren können. Jetzt ließ sich die Entscheidung nicht mehr rückgängig machen. Plötzlich stellte er fest, daß sich sein Körper wie von selbst in Bewegung setzte und den ersten Felsen des Steinlabyrinths erklomm, das zwischen ihm und dem Gipfel lag.
    Das letzte Wegstück über spürte er weder die Kälte noch die Anstrengung, noch vermochte er sich hinterher daran zu erinnern. Doch nach einer unbestimmten Zeitspanne - deren Strapazen all seine Kräfte überstiegen, seinen Mut, seinen Willen, die Liebe, die er für die in Hassans Burg Zurückgebliebenen empfand, um die sich nun die Schatten schlössen - ließ er die Steine hinter sich und torkelte ins Freie; und dort war der Zauberstab, aufrecht dastehend vor dem letzten roten Schimmer am Westhimmel, der zusehends verblaßte.
    Er streckte die Arme aus und ergriff den Stab - und auf einmal befand er sich wieder in dem verfluchten Raum bei den anderen.
    Er war im selben Moment zurückgekehrt, in dem er verschwunden war; die Anwesenden hatten alle noch die gleiche Haltung inne. »...bin ich bereits stärker als Ihr.« Ibn-Tariqs Worte hallten ihm noch in den Ohren wider.
    So kurz die Unterbrechung auch gewesen war, die Schatten waren gleichwohl näher gerückt. Als Jim den Stab hob, wichen sie zurück... nicht weit, aber immerhin ein Stück. Er sah kurz an sich hinunter. Seine Kleidung war unversehrt, seine Stiefel vollständig wiederhergestellt, seine Hände ohne Schrammen. Angie musterte ihn durchdringend, doch außer ihr schien niemand seine Abwesenheit bemerkt zu haben.
    »Der Stecken macht mir keine angst«, sagte Ibn-Tariq.
    Jim riskierte einen Blick auf seinen Stab. Er war weder so lang noch so dick wie der von Carolinus bei der Befreiung Angies aus dem Verhaßten Turm. Damals hatte Carolinus' Stab die Dunklen Mächte in Schach gehalten, während er, Brian und Dafydd ap Hywel gegen deren Kreaturen gekämpft und sie besiegt hatten.
    Er schloß daraus, daß sein Stab weniger Macht verkörperte als der von Carolinus; doch er war gerade und verwittert. Er paßte wie ein Talisman in seine Rechte. Das Ende des Stabes saß auf dem Boden auf; und der Boden reichte durch mehrere Schichten des Unterbaus hindurch bis ins Erdreich hinein, das Kraft aus dem Planeten über den Stab in Jim hineinleitete.
    »Ich sagte«, ließ sich Ibn-Tariq abermals vernehmen, »der Stab macht mir keine angst. Wir sind Muslime. Wie Ihr wißt, vermag uns Eure christliche Magie nichts anzuhaben. Legt den Stab weg. Dann müßt Ihr weniger leiden.«
    »Ihr seid nicht alle Muslime«, sagte Jim. Erst jetzt bemerkte er, daß Baijus Handgelenke an den Füßen festgebunden waren und daß dieser die Knie dicht an die Brust gezogen hatte.
    »Baiju«, sagte er, »wenn es Euer Wunsch ist - so steht auf und kommt zu uns.«
    Gleichzeitig stellte er sich eben dies vor. Ein kleiner Blitz schnellte von der Spitze seines Stabs und brannte Baijus Fesseln durch -

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