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Drachenritter 06 - Der Drache und der Dschinn

Drachenritter 06 - Der Drache und der Dschinn

Titel: Drachenritter 06 - Der Drache und der Dschinn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R. Dickson
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beugten sich alle gleichzeitig vor, als hätten sie es vorher geprobt, ließen ein Ende der Schlinge los und gaben die Geschosse frei, woraufhin sie ein weiteres Geschoß aus der Tasche fischten, in die Mulde der Schleuder einlegten und umherwirbelten.
    Die Wirkung der ersten Salve war erstaunlich. Aus dieser Höhe erfolgte der Aufprall der Geschosse natürlich lautlos, und anders als bei Pfeilen, bei denen der gefiederte Schaft aus den Gefallenen hervorschaute, war auch nichts zu sehen.
    »Balearische Steinschleuderer!« rief Brian begeistert aus. »Das sind doch Balearen, hab ich recht, Sir Mortimor?«
    »Die meisten«, knurrte Sir Mortimor, unverwandt in die Tiefe blickend. »Sie wurden von Kindheit an ausgebildet, genau wie Langbogenschützen. Einige sind allerdings billiger, weil sie in der Nähe aufgewachsen sind, außerdem ist es für eine Burg wie diese günstiger, große Mengen an Steinen zu horten als die sorgfältig gefertigten Pfeile eines Bogenschützen, die unwiderbringlich verloren sind, wenn sie erst einmal abgefeuert wurden. Die Steinschleudern haben zwar eine geringere Reichweite als der Langbogen, auf kurze Entfernung sind sie jedoch höchst wirkungsvoll.«
    »Das kann man wohl sagen!« bemerkte Brian.
    Jim hatte den Eindruck, die Hälfte der vordersten Verfolger sei zusammengebrochen, während die übrigen kehrtgemacht hatten und über die Straße flohen. Die hintersten stürzten nun ebenfalls, und als der Rest den Anfang der Straße erreicht hatte, hörten die Schleuderer auf, ihre Schlingen umherzuwirbeln, und blickten Sir Mortimor erwartungsvoll an.
    Sir Mortimor schüttelte den Kopf.
    Offenbar hatte er sich Wein bringen lassen, denn er hielt einen fast bis zum Rand mit roter Flüssigkeit gefüllten Kelch in der Hand, ohne jedoch davon zu trinken. Auf dem Turmdach herrschte Stille.
    Die Angreifer hingegen machten soviel Lärm, daß er für beide Seiten ausreichte. Als Jim über die Zinnen in die Tiefe blickte, sah er, daß sich die meisten auf der kleinen Freifläche zwischen dem Dorf und dem Anfang des Serpentinenwegs versammelt hatten. Sie schauten zu den Zinnen hoch, heulten und schüttelten ihre Waffen. Ein paar hatten Bogen dabei, Pfeile flogen empor, von denen aber keiner mehr als drei Viertel der Turmhöhe überwand, ehe er gegen die Steinmauer prallte und wieder nach unten fiel.
    »Das wundert mich nicht«, meinte Brian, der neben Jim in die Tiefe schaute. »Wenn man so steil nach oben blickt, fällt es schwer, die Entfernung zum Ziel richtig zu schätzen.«
    Sir Mortimor nippte am Wein.
    Einige wenige Pfeile stiegen so hoch in die Luft, daß sie auf das Burgdach niederfielen, ohne Schaden anzurichten. Der Lärm in der Tiefe nahm immer mehr ab, bis auch dort Ruhe herrschte. Auf einmal erscholl eine kräftige Stimme.
    »Englischer Ritter!« wurde gerufen. »Sir Mortimor, ich weiß, daß Ihr da seid. Ich bin Abd'ul Hassan, und das sind meine Männer. Widerstand ist zwecklos. Ich will mit Euch sprechen. Sir Mortimor! Zeigt Euch an den Zinnen!«
    Brian und Jim beobachteten von eben diesen Zinnen aus, wie sich die Menge in der Tiefe vor einer hochgewachsenen Gestalt mit einem roten Turban und einem langen, fließenden weißen Gewand teilte, die an der Stelle stand, wo der Serpentinenweg begann. Allerdings erreichte der Fremde nicht Sir Mortimors Größe. Sein braunes Gesicht war erwartungsvoll nach oben gewandt.
    Sir Mortimor trat lässig vor und blickte über die gezackten Steinzähne der Zinnen in die Tiefe.
    »Was wollt Ihr?« dröhnte seine Stimme.
    »Wir werden Eure Burg einnehmen, sie Euch über dem Kopf anzünden und Euch kreuzigen!« schrie Abd'ul Hassan. »Allerdings nur dann, wenn Ihr uns zwingt, gewaltsam einzudringen. Die Entscheidung liegt bei Euch. Kommt heraus und laßt alles zurück; dann wird Euch und Euren Leuten nichts geschehen. Ich wiederhole, kommt heraus, und keinem von Euch wird ein Haar gekrümmt. Wir haben es bloß auf Eure Burg abgesehen!«
    Sir Mortimor gab keine Antwort, sondern blickte wortlos auf den Rufer hinunter. Nach einer Weile ergriff der Maure abermals das Wort.
    »Was habt Ihr dazu zu sagen, englischer Ritter?« fragte er. »Antwortet mir. Eine zweite Gelegenheit bekommt Ihr nicht.«
    »Ich bin Deutscher«, übertönte ihn Sir Mortimor.
    »Es ist mir gleich, was Ihr seid«, rief Abd'ul Hassan. »Akzeptiert Ihr meine Bedingungen? Sagt ja oder nein. Eine zweite Gelegenheit werdet Ihr nicht mehr bekommen.«
    Sir Mortimor musterte ihn versonnen. Nach einer

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