Drachenritter 07 - Der Drache und der Wuzelkönig
glauben –, und wollen es zurückholen.«
Sir Dinedan stieß einen leisen Pfiff aus.
»Das ist keine leichte Aufgabe«, sagte er. »Es ist nicht etwa so, daß es keine Feen gäbe, aber es ist schwer, sie zu finden. Ihr habt noch eine lange Reise vor Euch. Ich kann Euch nicht
sagen, welchen Weg Ihr nehmen müßt. Wenn der Ahn hier wäre oder wenn Ihr ihm auf dem Weg durch diese Wälder begegnetet, könnte er Euch hilfreich sein, da er solchen Kreaturen näher steht als ich, der ich immer noch lebe. Wenn ich Euch ein Stück des Wegs begleite, erhöhe ich vielleicht Eure Chancen, ihn zu treffen, da ich ihm häufiger begegne als irgendwer sonst. Das liegt daran, daß ich zu seiner Familie gehöre.«
»Das ist äußerst zuvorkommend von Euch!« Brians Stimme vibrierte leicht, und Jim sah ihn neugierig an.
»Da Ihr uns freundlicherweise Gesellschaft leisten wollt«, fuhr Brian fort, »würdet Ihr mir vielleicht auch die größtmögliche Ehre erweisen, die man von einem Mann wie Euch erbitten kann. Es ist zwar außerordentlich anmaßend von mir, obschon ich in dem Land, aus dem ich stamme, auf einige Erfolge im Lanzengang bei Turnieren zurückblicke. Aber es wäre für mich eine wertvolle Erinnerung, so ich denn überlebe, einen Gang mit einem Ritter von Arthurs Tafelrunde gehabt zu haben. Würdet Ihr wohl in Erwägung ziehen, eine einzige Lanze mit mir zu brechen?«
Sir Dinedan starrte ihn einen Augenblick lang an.
»Ich fürchte, Sir«, sagte er schließlich, »daß Ihr mich mit dem Ahnen verwechselt. Es ist wahr, daß ich Sir Dinedan bin, aber ich bin der Sir Dinedan von heute. Der Ahn gehörte zu Arthurs Rittern der Tafelrunde. Seitdem sind viele Generationen ins Land gegangen, aber der Name blieb in der Familie. Ich möchte nicht, daß Ihr einem Lanzengang mit mir einen Wert beimeßt, den er nicht haben kann. «
»Ihr seid nicht jener Sir Dinedan, der mit Sir Tristram gegen die dreißig Ritter der Königin Morgan le Fay gezogen ist, um Sir Lancelot du Lac vor ihnen zu retten?«
»Nein, der bin ich nicht. Wie ich schon sagte, war das mein Ahn und, wenn wir schon dabei sind: Diese Geschichte wurde
von späteren Generationen verzerrt, die fälschlicherweise den Großteil des Kampfruhms Sir Tristram zugesprochen haben.«
Brian öffnete den Mund und schloß ihn wieder.
»Ja«, antwortete der Sir Dinedan von heute. »Er gehörte, wie Ihr wißt, ebenfalls zur Tafelrunde und war ein kühner Ritter. Dennoch war es der Ahn und nicht Sir Tristram, der, als die Nachricht kam, daß dreißig Ritter Sir Lancelot in einem Hinterhalt auflauerten, sofort sagte, sie müßten die dreißig Ritter angreifen und besiegen, um Lancelot zu retten. Es war Sir Tristram, der zögerte und sagte, daß es zuviel sei, dreißig Ritter auf einmal anzugreifen, daß sein Cousin Sir Lancelot ihn schon früher in solche Kämpfe verwickelt und er sich geschworen habe, sich nie wieder in einen solchen hineinziehen zu lassen.«
Dies schien Jim allzu glatt vorgetragen zu sein, als ob die Geschichte schon viele Male erzählt worden sei. Dennoch sagte er nichts, als Sir Dinedan fortfuhr.
»Daraufhin hat der Ahn ihn beschämt, indem er sagte, wenn Sir Tristram nur gegen einen Ritter kämpfen wolle, dann würde er gegen die restlichen neunundzwanzig antreten. Daraufhin willigte Sir Tristram ein, und sie kämpften gegen die dreißig. Sir Tristram faßte Mut und tötete doch noch zehn der Ritter. Aber es war mein Ahn, der zwanzig tötete und so Lancelot rettete. Ich erzähle Euch das, damit ihr nicht von den Geschichten, die andere erzählen, in die Irre geführt werdet, da dort alles verkehrt dargestellt wird.«
»Äh-hem!« räusperte Brian sich verlegen. Offensichtlich hatte auch er eine der verkehrten Darstellungen gehört. Wenn Jim sich recht an Malorys Morte Darthur erinnerte, war es tatsächlich andersherum gewesen, und es war der heutige Sir Dinedan, der eine verzerrte Version der Geschichte erzählte. Zudem war Sir Dinedan Lancelots Cousin und nicht Sir Tristrams.
Das alles schien aber nicht so wichtig zu sein. Sir Dinedan erklärte sich gerade bereit, mit Brian eine Lanze zu brechen, wenn dieser mit einem Lanzengang gegen einen Nachkommen von Sir Dinedan zufrieden wäre. Brian nahm nur zu gern an. Jim dachte darüber nach, ob er wegen Brians Verletzung Einspruch erheben sollte, sah aber keine Möglichkeit dazu, ohne seinen Freund ernstlich zu beleidigen.
»Ich fürchte, daß die einzige Lanze, die ich mit mir führe, die an meinem Sattel
Weitere Kostenlose Bücher